Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Von der Uebersetzung des N. T. Irrthümer widerlegt werden, nach Möglich-keit abgeschnitten sind, und hingegen diesen Irrthümern selbs mancher Vortheil verschaf- fet wird. Wie ein Herz die Schrift für GOt- tes Zeugniß erkennen, und dieselbe dabey nach menschlichem Willen also biegen, oder sie so gebogen ohne Misfallen ansehen könne, lässt sich nicht begreiffen. Auf die wissentliche Un- treue bey einem einigen Wörtlein, das der le- bendige GOtt in seinem Namen aufzeichnen lassen, ist eine schwere Straffe zu erwarten: was stehet denn darauf, da die gesamte schrift- liche Urkund des N. T. also mishandelt wird? Wann von zween gleichgesinnten Menschen der eine das N. T. in der Grundsprache, und der andere die zweyte Uebersetzungs-Probe lesen solte, so würden sie dadurch weit von- einander abkommen. In Summa, durch diesen Versuch ist kein pur-apostolisches, son- dern ein neumährisches Neues Testament ge- stellet worden: und diß ist der Hauptbeweis gegen diesen Uebersetzer, wie ringschäzig und gleichgültig die heilige Schrift, nur den Geist derselben, wie er es nennet, ausgenommen, vor seinen Augen seyn müsse. [Abbildung]
Das
Von der Ueberſetzung des N. T. Irrthuͤmer widerlegt werden, nach Moͤglich-keit abgeſchnitten ſind, und hingegen dieſen Irrthuͤmern ſelbs mancher Vortheil verſchaf- fet wird. Wie ein Herz die Schrift fuͤr GOt- tes Zeugniß erkennen, und dieſelbe dabey nach menſchlichem Willen alſo biegen, oder ſie ſo gebogen ohne Misfallen anſehen koͤnne, laͤſſt ſich nicht begreiffen. Auf die wiſſentliche Un- treue bey einem einigen Woͤrtlein, das der le- bendige GOtt in ſeinem Namen aufzeichnen laſſen, iſt eine ſchwere Straffe zu erwarten: was ſtehet denn darauf, da die geſamte ſchrift- liche Urkund des N. T. alſo mishandelt wird? Wann von zween gleichgeſinnten Menſchen der eine das N. T. in der Grundſprache, und der andere die zweyte Ueberſetzungs-Probe leſen ſolte, ſo wuͤrden ſie dadurch weit von- einander abkommen. In Summa, durch dieſen Verſuch iſt kein pur-apoſtoliſches, ſon- dern ein neumaͤhriſches Neues Teſtament ge- ſtellet worden: und diß iſt der Hauptbeweis gegen dieſen Ueberſetzer, wie ringſchaͤzig und gleichguͤltig die heilige Schrift, nur den Geiſt derſelben, wie er es nennet, ausgenommen, vor ſeinen Augen ſeyn muͤſſe. [Abbildung]
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Von der Ueberſetzung des N. T.
Irrthuͤmer widerlegt werden, nach Moͤglich-
keit abgeſchnitten ſind, und hingegen dieſen
Irrthuͤmern ſelbs mancher Vortheil verſchaf-
fet wird. Wie ein Herz die Schrift fuͤr GOt-
tes Zeugniß erkennen, und dieſelbe dabey nach
menſchlichem Willen alſo biegen, oder ſie ſo
gebogen ohne Misfallen anſehen koͤnne, laͤſſt
ſich nicht begreiffen. Auf die wiſſentliche Un-
treue bey einem einigen Woͤrtlein, das der le-
bendige GOtt in ſeinem Namen aufzeichnen
laſſen, iſt eine ſchwere Straffe zu erwarten:
was ſtehet denn darauf, da die geſamte ſchrift-
liche Urkund des N. T. alſo mishandelt wird?
Wann von zween gleichgeſinnten Menſchen
der eine das N. T. in der Grundſprache, und
der andere die zweyte Ueberſetzungs-Probe
leſen ſolte, ſo wuͤrden ſie dadurch weit von-
einander abkommen. In Summa, durch
dieſen Verſuch iſt kein pur-apoſtoliſches, ſon-
dern ein neumaͤhriſches Neues Teſtament ge-
ſtellet worden: und diß iſt der Hauptbeweis
gegen dieſen Ueberſetzer, wie ringſchaͤzig und
gleichguͤltig die heilige Schrift, nur den Geiſt
derſelben, wie er es nennet, ausgenommen,
vor ſeinen Augen ſeyn muͤſſe.
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