Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Philadelphia u. s. w.
Cerinthus suchen, oder nach des Apostels Jo-
hannis Sinn die Abhandlung dieses Buchs
nur auf die allmächtige Menschheit Christi deu-
ten, und seine göttliche Herrlichkeit voraussez-
zen müsse. Beedes wird widerlegt, Cap. 1, 6.
17. 18. c. 2, 18. 28. c. 3, 1. c. 19, 13. c. 22, 1.
Zunächst darauf machet er den Befehl, ver-
möge dessen Johannes schreiben musste, zu ei-
ner Erlaubniß: und hernach heisst es, ob ers
in einer
Ecstasi wieder erzehlet, daß mans
ihm nachgeschrieben, oder ob ers
d'un sens
rassis
selbst aufgezeichnet, ob solches auf
einmal geschehen, oder ob ihm eins nach
dem andern wieder eingefallen, ob es was
ganzes oder
fragmenta seyn, ob die sachen
würcklich so aufeinander gefolgt wie sie da
stehen, oder wie in den Propheten ohne
Ordnung der Zeit, nach gutdünken aufge-
zeichnet oder aus einzelen Papieren zusam-
men getragen worden, ob er des Lucä

akribeian dazu zu hülfe genommen, oder
wieder eine neue Offenbarung gehabt zum
schreiben
pheromenos upo tou pneumatos agiou;
das überlasse ich geübtern Auslegern zu de-
terminiren. Ich und meines gleichen pfle-
gen mehr auf den Geschmack zu merken als
auf die Art und Weise der
Composition.
Sieben oder acht Jahr vorher hatte er sich am
Ende seines Eventualtestaments folgender
Worte bedienet: Es ist wahr, ich habe viel-
mals Sorge getragen, daß das Bibel-Le-

sen,
O 2

Von Philadelphia u. ſ. w.
Cerinthus ſuchen, oder nach des Apoſtels Jo-
hannis Sinn die Abhandlung dieſes Buchs
nur auf die allmaͤchtige Menſchheit Chriſti deu-
ten, und ſeine goͤttliche Herrlichkeit vorausſez-
zen muͤſſe. Beedes wird widerlegt, Cap. 1, 6.
17. 18. c. 2, 18. 28. c. 3, 1. c. 19, 13. c. 22, 1.
Zunaͤchſt darauf machet er den Befehl, ver-
moͤge deſſen Johannes ſchreiben muſſte, zu ei-
ner Erlaubniß: und hernach heiſſt es, ob ers
in einer
Ecſtaſi wieder erzehlet, daß mans
ihm nachgeſchrieben, oder ob ers
d’un ſens
raſſis
ſelbſt aufgezeichnet, ob ſolches auf
einmal geſchehen, oder ob ihm eins nach
dem andern wieder eingefallen, ob es was
ganzes oder
fragmenta ſeyn, ob die ſachen
wuͤrcklich ſo aufeinander gefolgt wie ſie da
ſtehen, oder wie in den Propheten ohne
Ordnung der Zeit, nach gutduͤnken aufge-
zeichnet oder aus einzelen Papieren zuſam-
men getragen worden, ob er des Lucaͤ

ἀκρίβειαν dazu zu huͤlfe genommen, oder
wieder eine neue Offenbarung gehabt zum
ſchreiben
φερόμενος ὑπὸ τοῦ πνεύματος ἁγίου·
das uͤberlaſſe ich geuͤbtern Auslegern zu de-
terminiren. Ich und meines gleichen pfle-
gen mehr auf den Geſchmack zu merken als
auf die Art und Weiſe der
Compoſition.
Sieben oder acht Jahr vorher hatte er ſich am
Ende ſeines Eventualteſtaments folgender
Worte bedienet: Es iſt wahr, ich habe viel-
mals Sorge getragen, daß das Bibel-Le-

ſen,
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0231" n="211"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Von Philadelphia u. &#x017F;. w.</hi></fw><lb/>
Cerinthus &#x017F;uchen, oder nach des Apo&#x017F;tels Jo-<lb/>
hannis Sinn die Abhandlung die&#x017F;es Buchs<lb/>
nur auf die allma&#x0364;chtige Men&#x017F;chheit Chri&#x017F;ti deu-<lb/>
ten, und &#x017F;eine go&#x0364;ttliche Herrlichkeit voraus&#x017F;ez-<lb/>
zen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Beedes wird widerlegt, Cap. 1, 6.<lb/>
17. 18. c. 2, 18. 28. c. 3, 1. c. 19, 13. c. 22, 1.<lb/>
Zuna&#x0364;ch&#x017F;t darauf machet er den <hi rendition="#fr">Befehl,</hi> ver-<lb/>
mo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en Johannes &#x017F;chreiben mu&#x017F;&#x017F;te, zu ei-<lb/>
ner <hi rendition="#fr">Erlaubniß:</hi> und hernach hei&#x017F;&#x017F;t es, <hi rendition="#fr">ob ers<lb/>
in einer</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ec&#x017F;ta&#x017F;i</hi></hi> <hi rendition="#fr">wieder erzehlet, daß mans<lb/>
ihm nachge&#x017F;chrieben, oder ob ers</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d&#x2019;un &#x017F;ens<lb/>
ra&#x017F;&#x017F;is</hi></hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;elb&#x017F;t aufgezeichnet, ob &#x017F;olches auf<lb/>
einmal ge&#x017F;chehen, oder ob ihm eins nach<lb/>
dem andern wieder eingefallen, ob es was<lb/>
ganzes oder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">fragmenta</hi></hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;eyn, ob die &#x017F;achen<lb/>
wu&#x0364;rcklich &#x017F;o aufeinander gefolgt wie &#x017F;ie da<lb/>
&#x017F;tehen, oder wie in den Propheten ohne<lb/>
Ordnung der Zeit, nach gutdu&#x0364;nken aufge-<lb/>
zeichnet oder aus einzelen Papieren zu&#x017F;am-<lb/>
men getragen worden, ob er des Luca&#x0364;</hi><lb/>
&#x1F00;&#x03BA;&#x03C1;&#x03AF;&#x03B2;&#x03B5;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD; <hi rendition="#fr">dazu zu hu&#x0364;lfe genommen, oder<lb/>
wieder eine neue Offenbarung gehabt zum<lb/>
&#x017F;chreiben</hi>&#x03C6;&#x03B5;&#x03C1;&#x03CC;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2; &#x1F51;&#x03C0;&#x1F78; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x03CD;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; &#x1F01;&#x03B3;&#x03AF;&#x03BF;&#x03C5;&#x0387;<lb/><hi rendition="#fr">das u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e ich geu&#x0364;btern Auslegern zu de-<lb/>
terminiren. Ich und meines gleichen pfle-<lb/>
gen mehr auf den Ge&#x017F;chmack zu merken als<lb/>
auf die Art und Wei&#x017F;e der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Compo&#x017F;ition</hi>.</hi><lb/>
Sieben oder acht Jahr vorher hatte er &#x017F;ich am<lb/>
Ende &#x017F;eines Eventualte&#x017F;taments folgender<lb/>
Worte bedienet: <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t wahr, ich habe viel-<lb/>
mals Sorge getragen, daß das Bibel-Le-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;en,</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0231] Von Philadelphia u. ſ. w. Cerinthus ſuchen, oder nach des Apoſtels Jo- hannis Sinn die Abhandlung dieſes Buchs nur auf die allmaͤchtige Menſchheit Chriſti deu- ten, und ſeine goͤttliche Herrlichkeit vorausſez- zen muͤſſe. Beedes wird widerlegt, Cap. 1, 6. 17. 18. c. 2, 18. 28. c. 3, 1. c. 19, 13. c. 22, 1. Zunaͤchſt darauf machet er den Befehl, ver- moͤge deſſen Johannes ſchreiben muſſte, zu ei- ner Erlaubniß: und hernach heiſſt es, ob ers in einer Ecſtaſi wieder erzehlet, daß mans ihm nachgeſchrieben, oder ob ers d’un ſens raſſis ſelbſt aufgezeichnet, ob ſolches auf einmal geſchehen, oder ob ihm eins nach dem andern wieder eingefallen, ob es was ganzes oder fragmenta ſeyn, ob die ſachen wuͤrcklich ſo aufeinander gefolgt wie ſie da ſtehen, oder wie in den Propheten ohne Ordnung der Zeit, nach gutduͤnken aufge- zeichnet oder aus einzelen Papieren zuſam- men getragen worden, ob er des Lucaͤ ἀκρίβειαν dazu zu huͤlfe genommen, oder wieder eine neue Offenbarung gehabt zum ſchreibenφερόμενος ὑπὸ τοῦ πνεύματος ἁγίου· das uͤberlaſſe ich geuͤbtern Auslegern zu de- terminiren. Ich und meines gleichen pfle- gen mehr auf den Geſchmack zu merken als auf die Art und Weiſe der Compoſition. Sieben oder acht Jahr vorher hatte er ſich am Ende ſeines Eventualteſtaments folgender Worte bedienet: Es iſt wahr, ich habe viel- mals Sorge getragen, daß das Bibel-Le- ſen, O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/231
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/231>, abgerufen am 21.11.2024.