Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. III. Satz 26. behandelt worden, und bey der neumähri-schen sich so nennenden Blut-Gemeine geht man nicht so mit demselben um, daß der Cha- racter und Ruhm eines besondern Kirchen- Periodi, mit Bestand vor GOtt und Engeln und Menschen, daraus zu machen wäre, man mag den Philadelphischen Titul fortführen oder ablegen. (6) Weil die neumährische Brüder sich so weit ausbreiten, und in ihrer Sicherheit gegen so vielem Bösen offen stehen, so ist man bey ihnen gegen eine allgemeine Ver- suchung weniger, als anderswo, verwahret. Was noch mehr, ihre Händel selbs führen eine sehr schwere Versuchung auf den Creis der Erden mit sich. (7) Ein verwegener und ge- fährlicher Herzens-Dünkel ist bey der neumäh- rischen Gemeine das Warten auf eine bisher ganz unbekannte Zukunft Christi, welche vor dem jüngsten Tage, vielleicht bald, nicht vor den Augen aller Welt, wohl aber bey ihnen in geheim, und sichtbarlich, geschehen werde. Zeugnisse von solcher Meinung hat man nicht in den Apologien, sondern in den Liedern und Reden zu suchen: und von den deutlichsten wol- len wir etliche beybringen. Num. 1955 heisset das kurze Lied: Dein Num.
Theil I. Cap. III. Satz 26. behandelt worden, und bey der neumaͤhri-ſchen ſich ſo nennenden Blut-Gemeine geht man nicht ſo mit demſelben um, daß der Cha- racter und Ruhm eines beſondern Kirchen- Periodi, mit Beſtand vor GOtt und Engeln und Menſchen, daraus zu machen waͤre, man mag den Philadelphiſchen Titul fortfuͤhren oder ablegen. (6) Weil die neumaͤhriſche Bruͤder ſich ſo weit ausbreiten, und in ihrer Sicherheit gegen ſo vielem Boͤſen offen ſtehen, ſo iſt man bey ihnen gegen eine allgemeine Ver- ſuchung weniger, als anderswo, verwahret. Was noch mehr, ihre Haͤndel ſelbs fuͤhren eine ſehr ſchwere Verſuchung auf den Creis der Erden mit ſich. (7) Ein verwegener und ge- faͤhrlicher Herzens-Duͤnkel iſt bey der neumaͤh- riſchen Gemeine das Warten auf eine bisher ganz unbekannte Zukunft Chriſti, welche vor dem juͤngſten Tage, vielleicht bald, nicht vor den Augen aller Welt, wohl aber bey ihnen in geheim, und ſichtbarlich, geſchehen werde. Zeugniſſe von ſolcher Meinung hat man nicht in den Apologien, ſondern in den Liedern und Reden zu ſuchen: und von den deutlichſten wol- len wir etliche beybringen. Num. 1955 heiſſet das kurze Lied: Dein Num.
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Theil I. Cap. III. Satz 26.
behandelt worden, und bey der neumaͤhri-
ſchen ſich ſo nennenden Blut-Gemeine geht
man nicht ſo mit demſelben um, daß der Cha-
racter und Ruhm eines beſondern Kirchen-
Periodi, mit Beſtand vor GOtt und Engeln
und Menſchen, daraus zu machen waͤre, man
mag den Philadelphiſchen Titul fortfuͤhren
oder ablegen. (6) Weil die neumaͤhriſche
Bruͤder ſich ſo weit ausbreiten, und in ihrer
Sicherheit gegen ſo vielem Boͤſen offen ſtehen,
ſo iſt man bey ihnen gegen eine allgemeine Ver-
ſuchung weniger, als anderswo, verwahret.
Was noch mehr, ihre Haͤndel ſelbs fuͤhren
eine ſehr ſchwere Verſuchung auf den Creis der
Erden mit ſich. (7) Ein verwegener und ge-
faͤhrlicher Herzens-Duͤnkel iſt bey der neumaͤh-
riſchen Gemeine das Warten auf eine bisher
ganz unbekannte Zukunft Chriſti, welche vor
dem juͤngſten Tage, vielleicht bald, nicht vor
den Augen aller Welt, wohl aber bey ihnen
in geheim, und ſichtbarlich, geſchehen werde.
Zeugniſſe von ſolcher Meinung hat man nicht
in den Apologien, ſondern in den Liedern und
Reden zu ſuchen: und von den deutlichſten wol-
len wir etliche beybringen.
Num. 1955 heiſſet das kurze Lied: Dein
iſt allein die ehre, dein iſt allein der ruhm,
dein Blut der Rache wehre, dein ſegen zu
uns komm, und bleib bis wir erkalten:
doch ſolls uns auch lieb ſeyn, dein Abend-
mahl zu halten, wenn du zum Saal trittſt
ein.
Num.
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