Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. III. Satz 33.
GOttes in der Welt regieren, und die
Gottlosen vertilgen sollen, widerlegen die je-
nigen am besten, welche die fröliche Vollen-
dung des Geheimnisses GOttes richtig ausle-
gen. Sie bleiben der Creuzreichssache von
Herzen zugethan, und lassen der Welt ihr
Reich. In denen Gerichten, welche Off. 11,
13. c. 14, 19. c. 15, 4. c. 16, 2 -- 21. c. 18, 8.
c. 19, 21. c. 20, 9. etc. beschrieben sind, werden
ja viele Gottlosen, obschon nicht alle, vertil-
get. Das kan nicht ohne Eclat geschehen:
und wann es von denen jezt angezogenen Tex-
ten in das 20 Capitel gehet, so wird es gar et-
was anders seyn, als das Gegenwärtige, das
bey der Brüder-Gemeine so hoch geschäzet wird.
Aber der Glaube wird darum nicht aus seyn.
Denn die erste Auferstehung und das Regieren
ihrer Mitgenossen gehöret in jene Welt, und
wird also auf Erden nicht gesehen. Gog und
Magog
können dereinst in grosser Menge auf-
ziehen: und die Heiligen, deren Lager diese Feinde
umringen werden, die Inwohner der gelieb-
ten Stadt, werden einmal zurücke sehen, ob
sie ganz, ob sie zum theil, von der neumähri-
schen
Pflanze entsprossen seyn oder nicht? Die
gesamte Gemeine Christi ist wie ein Strom,
da die Wasser oft zusammenlauffen, oft zerthei-
let werden, so mannigfältig, daß nur im
Ganzen, und bey keinem einigen besondern Arm,
das Continuum heraus kommt. Es geht
noch gut, wann dieser Arm sich von dem
Strom selbs absorbiren lässet.


§ 216.

Theil I. Cap. III. Satz 33.
GOttes in der Welt regieren, und die
Gottloſen vertilgen ſollen, widerlegen die je-
nigen am beſten, welche die froͤliche Vollen-
dung des Geheimniſſes GOttes richtig ausle-
gen. Sie bleiben der Creuzreichsſache von
Herzen zugethan, und laſſen der Welt ihr
Reich. In denen Gerichten, welche Off. 11,
13. c. 14, 19. c. 15, 4. c. 16, 2 ‒‒ 21. c. 18, 8.
c. 19, 21. c. 20, 9. ꝛc. beſchrieben ſind, werden
ja viele Gottloſen, obſchon nicht alle, vertil-
get. Das kan nicht ohne Eclat geſchehen:
und wann es von denen jezt angezogenen Tex-
ten in das 20 Capitel gehet, ſo wird es gar et-
was anders ſeyn, als das Gegenwaͤrtige, das
bey der Bruͤder-Gemeine ſo hoch geſchaͤzet wird.
Aber der Glaube wird darum nicht aus ſeyn.
Denn die erſte Auferſtehung und das Regieren
ihrer Mitgenoſſen gehoͤret in jene Welt, und
wird alſo auf Erden nicht geſehen. Gog und
Magog
koͤnnen dereinſt in groſſer Menge auf-
ziehen: und die Heiligen, deren Lager dieſe Feinde
umringen werden, die Inwohner der gelieb-
ten Stadt, werden einmal zuruͤcke ſehen, ob
ſie ganz, ob ſie zum theil, von der neumaͤhri-
ſchen
Pflanze entſproſſen ſeyn oder nicht? Die
geſamte Gemeine Chriſti iſt wie ein Strom,
da die Waſſer oft zuſammenlauffen, oft zerthei-
let werden, ſo mannigfaͤltig, daß nur im
Ganzen, und bey keinem einigen beſondern Arm,
das Continuum heraus kommt. Es geht
noch gut, wann dieſer Arm ſich von dem
Strom ſelbs abſorbiren laͤſſet.


§ 216.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0288" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 33.</fw><lb/><hi rendition="#fr">GOttes in der Welt regieren, und die</hi><lb/>
Gottlo&#x017F;en vertilgen &#x017F;ollen, widerlegen die je-<lb/>
nigen am be&#x017F;ten, welche die fro&#x0364;liche Vollen-<lb/>
dung des Geheimni&#x017F;&#x017F;es GOttes richtig ausle-<lb/>
gen. Sie bleiben der <hi rendition="#fr">Creuzreichs&#x017F;ache</hi> von<lb/>
Herzen zugethan, und la&#x017F;&#x017F;en der Welt ihr<lb/>
Reich. In denen Gerichten, welche Off. 11,<lb/>
13. c. 14, 19. c. 15, 4. c. 16, 2 &#x2012;&#x2012; 21. c. 18, 8.<lb/>
c. 19, 21. c. 20, 9. &#xA75B;c. be&#x017F;chrieben &#x017F;ind, werden<lb/>
ja viele Gottlo&#x017F;en, ob&#x017F;chon nicht alle, vertil-<lb/>
get. Das kan nicht ohne <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Eclat</hi></hi> ge&#x017F;chehen:<lb/>
und wann es von denen jezt angezogenen Tex-<lb/>
ten in das 20 Capitel gehet, &#x017F;o wird es gar et-<lb/>
was anders &#x017F;eyn, als das Gegenwa&#x0364;rtige, das<lb/>
bey der Bru&#x0364;der-Gemeine &#x017F;o hoch ge&#x017F;cha&#x0364;zet wird.<lb/>
Aber <hi rendition="#fr">der Glaube</hi> wird darum <hi rendition="#fr">nicht aus</hi> &#x017F;eyn.<lb/>
Denn die er&#x017F;te Aufer&#x017F;tehung und das Regieren<lb/>
ihrer Mitgeno&#x017F;&#x017F;en geho&#x0364;ret in jene Welt, und<lb/>
wird al&#x017F;o auf Erden nicht ge&#x017F;ehen. <hi rendition="#fr">Gog und<lb/>
Magog</hi> ko&#x0364;nnen derein&#x017F;t in gro&#x017F;&#x017F;er Menge auf-<lb/>
ziehen: und die Heiligen, deren Lager die&#x017F;e Feinde<lb/>
umringen werden, die Inwohner der gelieb-<lb/>
ten Stadt, werden einmal zuru&#x0364;cke &#x017F;ehen, ob<lb/>
&#x017F;ie ganz, ob &#x017F;ie zum theil, von der <hi rendition="#fr">neuma&#x0364;hri-<lb/>
&#x017F;chen</hi> Pflanze ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn oder nicht? Die<lb/>
ge&#x017F;amte Gemeine Chri&#x017F;ti i&#x017F;t wie ein Strom,<lb/>
da die Wa&#x017F;&#x017F;er oft zu&#x017F;ammenlauffen, oft zerthei-<lb/>
let werden, &#x017F;o mannigfa&#x0364;ltig, daß nur im<lb/>
Ganzen, und bey keinem einigen be&#x017F;ondern Arm,<lb/>
das <hi rendition="#aq">Continuum</hi> heraus kommt. Es geht<lb/>
noch gut, wann die&#x017F;er Arm &#x017F;ich von dem<lb/>
Strom &#x017F;elbs ab&#x017F;orbiren la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p>
              </div><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§ 216.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0288] Theil I. Cap. III. Satz 33. GOttes in der Welt regieren, und die Gottloſen vertilgen ſollen, widerlegen die je- nigen am beſten, welche die froͤliche Vollen- dung des Geheimniſſes GOttes richtig ausle- gen. Sie bleiben der Creuzreichsſache von Herzen zugethan, und laſſen der Welt ihr Reich. In denen Gerichten, welche Off. 11, 13. c. 14, 19. c. 15, 4. c. 16, 2 ‒‒ 21. c. 18, 8. c. 19, 21. c. 20, 9. ꝛc. beſchrieben ſind, werden ja viele Gottloſen, obſchon nicht alle, vertil- get. Das kan nicht ohne Eclat geſchehen: und wann es von denen jezt angezogenen Tex- ten in das 20 Capitel gehet, ſo wird es gar et- was anders ſeyn, als das Gegenwaͤrtige, das bey der Bruͤder-Gemeine ſo hoch geſchaͤzet wird. Aber der Glaube wird darum nicht aus ſeyn. Denn die erſte Auferſtehung und das Regieren ihrer Mitgenoſſen gehoͤret in jene Welt, und wird alſo auf Erden nicht geſehen. Gog und Magog koͤnnen dereinſt in groſſer Menge auf- ziehen: und die Heiligen, deren Lager dieſe Feinde umringen werden, die Inwohner der gelieb- ten Stadt, werden einmal zuruͤcke ſehen, ob ſie ganz, ob ſie zum theil, von der neumaͤhri- ſchen Pflanze entſproſſen ſeyn oder nicht? Die geſamte Gemeine Chriſti iſt wie ein Strom, da die Waſſer oft zuſammenlauffen, oft zerthei- let werden, ſo mannigfaͤltig, daß nur im Ganzen, und bey keinem einigen beſondern Arm, das Continuum heraus kommt. Es geht noch gut, wann dieſer Arm ſich von dem Strom ſelbs abſorbiren laͤſſet. § 216.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/288
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/288>, abgerufen am 26.11.2024.