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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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Vorrede.

Eine Rükkehr von dem Wege, den
man zu Erreichung seines hochgesetzten
Ziels einmal erwehlet hat, ist bei die-
sem Zustand vollends unmöglich. Wie
solte das beisammen stehen, ein Meister
zu seyn, und bei denen Rath zu suchen,
die man noch lange vor keine Jünger
achtet? die man eben deswegen verab-
scheuet, und von ihnen ausgehet, weil sie
dem Bedünken nach, ein armer Haufe
sind, ein Babel, und ein Volk das kei-
nen GOTT hat? Ein Reich zu bauen,
und der Nachwelt melden zu lassen, daß
Thorheit, Schwulst und Verwirrung
den ersten Stein darzu geleget; List aber
und Verwegenheit den Gipfel darauf ge-
steket habe? Darzu wird freilich keine
Hofnung seyn. Jmmittelst höret andern
theils die Verbindung nicht auf, diesem
Frevel entgegen zu gehen. Es gibt Leu-
te, die beschlossen haben das zu seyn, was
ein blinder Führer aus ihnen gemacht hat.
Die bleiben es auch, und seegnen sich
dreimal mit dem Kreutz, wann sie von
der Warheit hören. Es sind andere, die
des Glaubens halber unbekümmert sitzen,

weil
Vorrede.

Eine Ruͤkkehr von dem Wege, den
man zu Erreichung ſeines hochgeſetzten
Ziels einmal erwehlet hat, iſt bei die-
ſem Zuſtand vollends unmoͤglich. Wie
ſolte das beiſammen ſtehen, ein Meiſter
zu ſeyn, und bei denen Rath zu ſuchen,
die man noch lange vor keine Juͤnger
achtet? die man eben deswegen verab-
ſcheuet, und von ihnen ausgehet, weil ſie
dem Beduͤnken nach, ein armer Haufe
ſind, ein Babel, und ein Volk das kei-
nen GOTT hat? Ein Reich zu bauen,
und der Nachwelt melden zu laſſen, daß
Thorheit, Schwulſt und Verwirrung
den erſten Stein darzu geleget; Liſt aber
und Verwegenheit den Gipfel darauf ge-
ſteket habe? Darzu wird freilich keine
Hofnung ſeyn. Jmmittelſt hoͤret andern
theils die Verbindung nicht auf, dieſem
Frevel entgegen zu gehen. Es gibt Leu-
te, die beſchloſſen haben das zu ſeyn, was
ein blinder Fuͤhrer aus ihnen gemacht hat.
Die bleiben es auch, und ſeegnen ſich
dreimal mit dem Kreutz, wann ſie von
der Warheit hoͤren. Es ſind andere, die
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[[4]/0004] Vorrede. Eine Ruͤkkehr von dem Wege, den man zu Erreichung ſeines hochgeſetzten Ziels einmal erwehlet hat, iſt bei die- ſem Zuſtand vollends unmoͤglich. Wie ſolte das beiſammen ſtehen, ein Meiſter zu ſeyn, und bei denen Rath zu ſuchen, die man noch lange vor keine Juͤnger achtet? die man eben deswegen verab- ſcheuet, und von ihnen ausgehet, weil ſie dem Beduͤnken nach, ein armer Haufe ſind, ein Babel, und ein Volk das kei- nen GOTT hat? Ein Reich zu bauen, und der Nachwelt melden zu laſſen, daß Thorheit, Schwulſt und Verwirrung den erſten Stein darzu geleget; Liſt aber und Verwegenheit den Gipfel darauf ge- ſteket habe? Darzu wird freilich keine Hofnung ſeyn. Jmmittelſt hoͤret andern theils die Verbindung nicht auf, dieſem Frevel entgegen zu gehen. Es gibt Leu- te, die beſchloſſen haben das zu ſeyn, was ein blinder Fuͤhrer aus ihnen gemacht hat. Die bleiben es auch, und ſeegnen ſich dreimal mit dem Kreutz, wann ſie von der Warheit hoͤren. Es ſind andere, die des Glaubens halber unbekuͤmmert ſitzen, weil

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/4>, abgerufen am 29.04.2024.