Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nicht den Vater/ sondern sich selbst zum
GOtt haben soll; dieweil die weltmenschen, die weder heilig noch seelig sind, nicht den Vater, sondern den Sohn zum GOtt ha- ben, desen sie nicht los werden können, wie oben sein ausdruk lautet. Jetzt/ spricht er, (vom Vater/ dem Gott der gemeine/ s. 19.) ist der Sohn noch aller welt Gott/ und seine glaubige haben das privilegium al- lein/ seinen Vater zum GOtt zu haben. Also hat der Heiland, nach der gräflichen bibel, eben die verhältnis gegen sich selbst, welche die unbekehrte menschen, als unbe- kehrte, gegen seine Gottheit haben. Und in diesem verhältnis hat er kein privilegium, seinen Vater zum GOtt zu haben. Sol- chergestalt hat dann der Heiland um seines menschlichen wesens willen, (welches als nicht heilig/ und nicht seelig angesehen wird) nicht aber weil ihm unsere sünden zugerech- net sind, wobei er gleichwol nicht aufhöret ein heiliger seeliger mensch zu seyn, ein sol- ches verhältnis gegen seinen Vater, kraft desen er ihn weder zum Vater, noch zum GOtt hat, sondern er gehöret unter die zahl der sünder, welche der Gottheit des Soh- nes nicht los werden können, solange sie nicht heilige und seelige menschen sind. Die- se lästerung gegen den Heiland, zu verste- ken, spricht der Graf, es werde die mensch- heit Christi in abstracto betrachtet. Hiese das Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nicht den Vater/ ſondern ſich ſelbſt zum
GOtt haben ſoll; dieweil die weltmenſchen, die weder heilig noch ſeelig ſind, nicht den Vater, ſondern den Sohn zum GOtt ha- ben, deſen ſie nicht los werden koͤnnen, wie oben ſein ausdruk lautet. Jetzt/ ſpricht er, (vom Vater/ dem Gott der gemeine/ ſ. 19.) iſt der Sohn noch aller welt Gott/ und ſeine glaubige haben das privilegium al- lein/ ſeinen Vater zum GOtt zu haben. Alſo hat der Heiland, nach der graͤflichen bibel, eben die verhaͤltnis gegen ſich ſelbſt, welche die unbekehrte menſchen, als unbe- kehrte, gegen ſeine Gottheit haben. Und in dieſem verhaͤltnis hat er kein privilegium, ſeinen Vater zum GOtt zu haben. Sol- chergeſtalt hat dann der Heiland um ſeines menſchlichen weſens willen, (welches als nicht heilig/ und nicht ſeelig angeſehen wird) nicht aber weil ihm unſere ſuͤnden zugerech- net ſind, wobei er gleichwol nicht aufhoͤret ein heiliger ſeeliger menſch zu ſeyn, ein ſol- ches verhaͤltnis gegen ſeinen Vater, kraft deſen er ihn weder zum Vater, noch zum GOtt hat, ſondern er gehoͤret unter die zahl der ſuͤnder, welche der Gottheit des Soh- nes nicht los werden koͤnnen, ſolange ſie nicht heilige und ſeelige menſchen ſind. Die- ſe laͤſterung gegen den Heiland, zu verſte- ken, ſpricht der Graf, es werde die menſch- heit Chriſti in abſtracto betrachtet. Hieſe das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0212" n="202"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi> </fw><lb/> <note next="#seg2pn_34_5" xml:id="seg2pn_34_4" prev="#seg2pn_34_3" place="foot" n="(***)">nicht den <hi rendition="#fr">Vater/</hi> ſondern <hi rendition="#fr">ſich ſelbſt</hi> zum<lb/> GOtt haben ſoll; dieweil die weltmenſchen,<lb/> die weder <hi rendition="#fr">heilig</hi> noch <hi rendition="#fr">ſeelig</hi> ſind, nicht den<lb/> Vater, ſondern den Sohn zum GOtt ha-<lb/> ben, deſen ſie nicht <hi rendition="#fr">los werden</hi> koͤnnen, wie<lb/> oben ſein ausdruk lautet. <hi rendition="#fr">Jetzt/</hi> ſpricht er,<lb/> (<hi rendition="#fr">vom Vater/ dem Gott der gemeine/</hi> ſ. 19.)<lb/><hi rendition="#fr">iſt der Sohn noch aller welt Gott/ und<lb/> ſeine glaubige haben das privilegium al-<lb/> lein/ ſeinen Vater zum GOtt zu haben.</hi><lb/> Alſo hat der Heiland, nach der graͤflichen<lb/> bibel, eben die verhaͤltnis gegen ſich ſelbſt,<lb/> welche die unbekehrte menſchen, als unbe-<lb/> kehrte, gegen ſeine Gottheit haben. Und in<lb/> dieſem verhaͤltnis hat er kein privilegium,<lb/> ſeinen Vater zum GOtt zu haben. Sol-<lb/> chergeſtalt hat dann der Heiland um ſeines<lb/> menſchlichen weſens willen, (welches als<lb/> nicht <hi rendition="#fr">heilig/</hi> und nicht <hi rendition="#fr">ſeelig</hi> angeſehen wird)<lb/> nicht aber weil ihm unſere ſuͤnden zugerech-<lb/> net ſind, wobei er gleichwol nicht aufhoͤret<lb/> ein heiliger ſeeliger menſch zu ſeyn, ein ſol-<lb/> ches verhaͤltnis gegen ſeinen Vater, kraft<lb/> deſen er ihn weder zum Vater, noch zum<lb/> GOtt hat, ſondern er gehoͤret unter die zahl<lb/> der ſuͤnder, welche der Gottheit des Soh-<lb/> nes nicht los werden koͤnnen, ſolange ſie<lb/> nicht heilige und ſeelige menſchen ſind. Die-<lb/> ſe laͤſterung gegen den Heiland, zu verſte-<lb/> ken, ſpricht der Graf, es werde die menſch-<lb/> heit Chriſti <hi rendition="#fr">in</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">abſtracto</hi></hi> <hi rendition="#fr">betrachtet.</hi> Hieſe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">das</fw></note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0212]
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
(***)
(***) nicht den Vater/ ſondern ſich ſelbſt zum
GOtt haben ſoll; dieweil die weltmenſchen,
die weder heilig noch ſeelig ſind, nicht den
Vater, ſondern den Sohn zum GOtt ha-
ben, deſen ſie nicht los werden koͤnnen, wie
oben ſein ausdruk lautet. Jetzt/ ſpricht er,
(vom Vater/ dem Gott der gemeine/ ſ. 19.)
iſt der Sohn noch aller welt Gott/ und
ſeine glaubige haben das privilegium al-
lein/ ſeinen Vater zum GOtt zu haben.
Alſo hat der Heiland, nach der graͤflichen
bibel, eben die verhaͤltnis gegen ſich ſelbſt,
welche die unbekehrte menſchen, als unbe-
kehrte, gegen ſeine Gottheit haben. Und in
dieſem verhaͤltnis hat er kein privilegium,
ſeinen Vater zum GOtt zu haben. Sol-
chergeſtalt hat dann der Heiland um ſeines
menſchlichen weſens willen, (welches als
nicht heilig/ und nicht ſeelig angeſehen wird)
nicht aber weil ihm unſere ſuͤnden zugerech-
net ſind, wobei er gleichwol nicht aufhoͤret
ein heiliger ſeeliger menſch zu ſeyn, ein ſol-
ches verhaͤltnis gegen ſeinen Vater, kraft
deſen er ihn weder zum Vater, noch zum
GOtt hat, ſondern er gehoͤret unter die zahl
der ſuͤnder, welche der Gottheit des Soh-
nes nicht los werden koͤnnen, ſolange ſie
nicht heilige und ſeelige menſchen ſind. Die-
ſe laͤſterung gegen den Heiland, zu verſte-
ken, ſpricht der Graf, es werde die menſch-
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Zitationshilfe: | Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/212>, abgerufen am 16.02.2025. |