Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.anderer Theil. §. 46. Wie nun die gräfliche bekehrung beschaffen messen. Oeconomie/ darüber werden sich die Theo-
logi und Philosophi todt studiren/ und todt lehren/ und todt schreiben/ und werden nicht eine gescheute definition heraus bringen/ von der würkung des H. Geistes an den seelen/ bis sies selbst erfahren haben/ und aus den klaren und deutlichen worten des Heilands einmal die natur der sache ein bisgen einsehen lernen. Ich glaube jedoch, der Herr Graf kan dieser letzteren furcht überhoben seyn. Wann er seine verwirte phantasie nur erst in eine natürliche ordnung bringen wolte, so könte er ein bisgen verstehen lernen, daß der heilige Geist mit dem wort, und durch das wort dasjenige würke, was er aus der erfahrung, die aber falsch und erlogen ist, so hoch über alle Theologen und weltweisen gelernet haben will. Wann der gute Man erst lernen wolte, ehe er nicht nur lehren, sondern auch richten, schmähen und verur- theilen will; so könte er aus den klaren zeug- nissen GOttes die gefährlichen gänge seines schwarmgeistes einsehen. Die heilsame er- kentnis ist von der erfahrung unzertrennlich. Und anderer Theil. §. 46. Wie nun die graͤfliche bekehrung beſchaffen meſſen. Oeconomie/ daruͤber werden ſich die Theo-
logi und Philoſophi todt ſtudiren/ und todt lehren/ und todt ſchreiben/ und werden nicht eine geſcheute definition heraus bringen/ von der wuͤrkung des H. Geiſtes an den ſeelen/ bis ſies ſelbſt erfahren haben/ und aus den klaren und deutlichen worten des Heilands einmal die natur der ſache ein bisgen einſehen lernen. Ich glaube jedoch, der Herr Graf kan dieſer letzteren furcht uͤberhoben ſeyn. Wann er ſeine verwirte phantaſie nur erſt in eine natuͤrliche ordnung bringen wolte, ſo koͤnte er ein bisgen verſtehen lernen, daß der heilige Geiſt mit dem wort, und durch das wort dasjenige wuͤrke, was er aus der erfahrung, die aber falſch und erlogen iſt, ſo hoch uͤber alle Theologen und weltweiſen gelernet haben will. Wann der gute Man erſt lernen wolte, ehe er nicht nur lehren, ſondern auch richten, ſchmaͤhen und verur- theilen will; ſo koͤnte er aus den klaren zeug- niſſen GOttes die gefaͤhrlichen gaͤnge ſeines ſchwarmgeiſtes einſehen. Die heilſame er- kentnis iſt von der erfahrung unzertrennlich. Und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0069" n="59"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">anderer Theil.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head>§. 46.</head><lb/> <p>Wie nun die graͤfliche bekehrung beſchaffen<lb/> ſeyn muͤſſe; das laͤſet ſich hieraus leichtlich er-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">meſſen.</fw><lb/><note next="#seg2pn_8_3" xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="(**)"><hi rendition="#fr">Oeconomie/ daruͤber werden ſich die Theo-<lb/> logi und Philoſophi todt ſtudiren/ und<lb/> todt lehren/ und todt ſchreiben/ und<lb/> werden nicht eine geſcheute definition<lb/> heraus bringen/ von der wuͤrkung des<lb/> H. Geiſtes an den ſeelen/ bis ſies ſelbſt<lb/> erfahren haben/ und aus den klaren und<lb/> deutlichen worten des Heilands einmal<lb/> die natur der ſache ein bisgen einſehen<lb/> lernen.</hi><lb/> Ich glaube jedoch, der Herr Graf<lb/> kan dieſer letzteren furcht uͤberhoben ſeyn.<lb/> Wann er ſeine verwirte phantaſie nur erſt<lb/> in eine natuͤrliche ordnung bringen wolte, ſo<lb/> koͤnte er <hi rendition="#fr">ein bisgen</hi> verſtehen lernen, daß<lb/> der heilige Geiſt mit dem wort, und durch<lb/> das wort dasjenige wuͤrke, was er aus der<lb/> erfahrung, die aber falſch und erlogen iſt,<lb/> ſo hoch uͤber alle Theologen und weltweiſen<lb/> gelernet haben will. Wann der gute Man<lb/> erſt lernen wolte, ehe er nicht nur lehren,<lb/> ſondern auch richten, ſchmaͤhen und verur-<lb/> theilen will; ſo koͤnte er aus den klaren zeug-<lb/> niſſen GOttes die gefaͤhrlichen gaͤnge ſeines<lb/> ſchwarmgeiſtes einſehen. Die heilſame er-<lb/> kentnis iſt von der erfahrung unzertrennlich.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0069]
anderer Theil.
§. 46.
Wie nun die graͤfliche bekehrung beſchaffen
ſeyn muͤſſe; das laͤſet ſich hieraus leichtlich er-
meſſen.
(**)
(**) Oeconomie/ daruͤber werden ſich die Theo-
logi und Philoſophi todt ſtudiren/ und
todt lehren/ und todt ſchreiben/ und
werden nicht eine geſcheute definition
heraus bringen/ von der wuͤrkung des
H. Geiſtes an den ſeelen/ bis ſies ſelbſt
erfahren haben/ und aus den klaren und
deutlichen worten des Heilands einmal
die natur der ſache ein bisgen einſehen
lernen.
Ich glaube jedoch, der Herr Graf
kan dieſer letzteren furcht uͤberhoben ſeyn.
Wann er ſeine verwirte phantaſie nur erſt
in eine natuͤrliche ordnung bringen wolte, ſo
koͤnte er ein bisgen verſtehen lernen, daß
der heilige Geiſt mit dem wort, und durch
das wort dasjenige wuͤrke, was er aus der
erfahrung, die aber falſch und erlogen iſt,
ſo hoch uͤber alle Theologen und weltweiſen
gelernet haben will. Wann der gute Man
erſt lernen wolte, ehe er nicht nur lehren,
ſondern auch richten, ſchmaͤhen und verur-
theilen will; ſo koͤnte er aus den klaren zeug-
niſſen GOttes die gefaͤhrlichen gaͤnge ſeines
ſchwarmgeiſtes einſehen. Die heilſame er-
kentnis iſt von der erfahrung unzertrennlich.
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |