Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.anderer Theil. diren, seye ein misbrauch der schrift, mehr schädlich/ als nützlich. 2) Er setzet nach seinem gefallen eine zeit/ wielange solches unterbleiben solle; und wann 3) diese zeit vorbei ist, wie er dann sie vorbei zu seyn achtet: so soll ein generalgeist in ihnen seyn, und ohne dieses vorgängige erforschen und lesen, sogleich das alles den brüdern auf- schliessen, und entdecken, was im alten und N. T. stehet, also, daß durch eine vorgän- gige salbung, ihnen alles von wort zu wort bekant werde, und sie die bibel nur wie ein lexicon brauchen sollen, welches ihnen wör- rer machen, und die innere schon vorhande- ne salbung, vom ersten grundsatz der lehre, bis auf den herrnhutischen kirchenplan, be- nennen soll, damit hernach alles, was man in der heiligen Schrift siehet und lieset, lau- ter herrnhutischer lehr- und kirchenplan seyn möge. Das ist ein recht satanischer En- thusiastengrif, der nur dahin abzielet, daß der Graf, als der generalgeist, erst die ar- men leute nach seinen schändlichen grundsä- tzen bilden und formen, und sodann, wo zuvor alle gelegenheit, solcher verführung kun- dig zu werden, ihnen mittelst warnung vor dem bibel-lesen, entzogen worden, mit diesen vorgefaßten meinungen sie in die schrift schi- cken will, welche überall, wie ein wörter- buch, das sagen soll, was er ihnen vorher schädliches eingepflanzet hat. Das ist sein wich- F 5
anderer Theil. diren, ſeye ein misbrauch der ſchrift, mehr ſchaͤdlich/ als nuͤtzlich. 2) Er ſetzet nach ſeinem gefallen eine zeit/ wielange ſolches unterbleiben ſolle; und wann 3) dieſe zeit vorbei iſt, wie er dann ſie vorbei zu ſeyn achtet: ſo ſoll ein generalgeiſt in ihnen ſeyn, und ohne dieſes vorgaͤngige erforſchen und leſen, ſogleich das alles den bruͤdern auf- ſchlieſſen, und entdecken, was im alten und N. T. ſtehet, alſo, daß durch eine vorgaͤn- gige ſalbung, ihnen alles von wort zu wort bekant werde, und ſie die bibel nur wie ein lexicon brauchen ſollen, welches ihnen woͤr- rer machen, und die innere ſchon vorhande- ne ſalbung, vom erſten grundſatz der lehre, bis auf den herrnhutiſchen kirchenplan, be- nennen ſoll, damit hernach alles, was man in der heiligen Schrift ſiehet und lieſet, lau- ter herrnhutiſcher lehr- und kirchenplan ſeyn moͤge. Das iſt ein recht ſataniſcher En- thuſiaſtengrif, der nur dahin abzielet, daß der Graf, als der generalgeiſt, erſt die ar- men leute nach ſeinen ſchaͤndlichen grundſaͤ- tzen bilden und formen, und ſodann, wo zuvor alle gelegenheit, ſolcher verfuͤhrung kun- dig zu werden, ihnen mittelſt warnung vor dem bibel-leſen, entzogen worden, mit dieſen vorgefaßten meinungen ſie in die ſchrift ſchi- cken will, welche uͤberall, wie ein woͤrter- buch, das ſagen ſoll, was er ihnen vorher ſchaͤdliches eingepflanzet hat. Das iſt ſein wich- F 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0099" n="89"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">anderer Theil.</hi> </fw><lb/> <note next="#seg2pn_14_5" xml:id="seg2pn_14_4" prev="#seg2pn_14_3" place="foot" n="(*)">diren, ſeye ein <hi rendition="#fr">misbrauch</hi> der ſchrift, <hi rendition="#fr">mehr<lb/> ſchaͤdlich/</hi> als <hi rendition="#fr">nuͤtzlich.</hi> 2) Er ſetzet nach<lb/> ſeinem gefallen eine <hi rendition="#fr">zeit/</hi> wielange ſolches<lb/> unterbleiben ſolle; und wann 3) dieſe zeit<lb/> vorbei iſt, wie er dann ſie vorbei zu ſeyn<lb/> achtet: ſo ſoll ein <hi rendition="#fr">generalgeiſt</hi> in ihnen ſeyn,<lb/> und ohne dieſes vorgaͤngige erforſchen und<lb/> leſen, ſogleich das alles den bruͤdern auf-<lb/> ſchlieſſen, und entdecken, was im alten und<lb/> N. T. ſtehet, alſo, daß durch eine vorgaͤn-<lb/> gige ſalbung, ihnen alles von wort zu wort<lb/> bekant werde, und ſie die bibel nur wie ein<lb/> lexicon brauchen ſollen, welches ihnen woͤr-<lb/> rer machen, und die innere ſchon vorhande-<lb/> ne ſalbung, vom erſten grundſatz der lehre,<lb/> bis auf den herrnhutiſchen kirchenplan, be-<lb/> nennen ſoll, damit hernach alles, was man<lb/> in der heiligen Schrift ſiehet und lieſet, lau-<lb/> ter herrnhutiſcher lehr- und kirchenplan ſeyn<lb/> moͤge. Das iſt ein recht ſataniſcher En-<lb/> thuſiaſtengrif, der nur dahin abzielet, daß<lb/> der Graf, als der generalgeiſt, erſt die ar-<lb/> men leute nach ſeinen ſchaͤndlichen grundſaͤ-<lb/> tzen bilden und formen, und ſodann, wo<lb/> zuvor alle gelegenheit, ſolcher verfuͤhrung kun-<lb/> dig zu werden, ihnen mittelſt warnung vor<lb/> dem bibel-leſen, entzogen worden, mit dieſen<lb/> vorgefaßten meinungen ſie in die ſchrift ſchi-<lb/> cken will, welche uͤberall, wie ein woͤrter-<lb/> buch, das ſagen ſoll, was er ihnen vorher<lb/> ſchaͤdliches eingepflanzet hat. Das iſt ſein<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wich-</hi></fw></note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><lb/> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0099]
anderer Theil.
(*)
(*) diren, ſeye ein misbrauch der ſchrift, mehr
ſchaͤdlich/ als nuͤtzlich. 2) Er ſetzet nach
ſeinem gefallen eine zeit/ wielange ſolches
unterbleiben ſolle; und wann 3) dieſe zeit
vorbei iſt, wie er dann ſie vorbei zu ſeyn
achtet: ſo ſoll ein generalgeiſt in ihnen ſeyn,
und ohne dieſes vorgaͤngige erforſchen und
leſen, ſogleich das alles den bruͤdern auf-
ſchlieſſen, und entdecken, was im alten und
N. T. ſtehet, alſo, daß durch eine vorgaͤn-
gige ſalbung, ihnen alles von wort zu wort
bekant werde, und ſie die bibel nur wie ein
lexicon brauchen ſollen, welches ihnen woͤr-
rer machen, und die innere ſchon vorhande-
ne ſalbung, vom erſten grundſatz der lehre,
bis auf den herrnhutiſchen kirchenplan, be-
nennen ſoll, damit hernach alles, was man
in der heiligen Schrift ſiehet und lieſet, lau-
ter herrnhutiſcher lehr- und kirchenplan ſeyn
moͤge. Das iſt ein recht ſataniſcher En-
thuſiaſtengrif, der nur dahin abzielet, daß
der Graf, als der generalgeiſt, erſt die ar-
men leute nach ſeinen ſchaͤndlichen grundſaͤ-
tzen bilden und formen, und ſodann, wo
zuvor alle gelegenheit, ſolcher verfuͤhrung kun-
dig zu werden, ihnen mittelſt warnung vor
dem bibel-leſen, entzogen worden, mit dieſen
vorgefaßten meinungen ſie in die ſchrift ſchi-
cken will, welche uͤberall, wie ein woͤrter-
buch, das ſagen ſoll, was er ihnen vorher
ſchaͤdliches eingepflanzet hat. Das iſt ſein
wich-
F 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/99 |
Zitationshilfe: | Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/99>, abgerufen am 16.02.2025. |