Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

dritter Theil.
eine Würkung der äussersten Bosheit: Doch
es kan beydes wohl zugleich seyn. Man sie-
het indessen, daß er seine Mutterschaft vor
den heiligen selbst/ vor seine Natur und
Amt/
erkläret. Dann, wer diese Mutter-
schaft nicht zugiebt, der dinget etwas ab
vom heiligen Geist/ von seiner Natur
und Amte.
Das zweyte hebt sich nun hie-
durch von selbsten. Nemlich unsere Absicht
soll diese seyn, daß wir ihn schwartz und ver-
hast, oder beneidenswürdig machen, mithin
auch selbst ihn beneiden. Jch kan hier mit
einem Gleichnis am leichtesten fertig werden.
Nickel List beschneidet den dritten Theil der
güldenen Tafel. Er ersinnet den Fund, in
die Lükke des weggeschnittenen feinsten Gol-
des ein Stück mit Goldfirnis überstrichenen
Blechs hinein zu flikken, damit man den Raub
nicht sogleich wahrnehmen, und ferneren Kir-
chendiebstal nicht verbiegen möge. Er will
noch mehr stehlen, und wird darüber betre-
ten. Hier schreyet der ehrliche und treu-
hertzige
Mann, über Gewalt und Unrecht.
Er klaget über die, welche ihn ergreifen, daß
sie von dem ächten Golde etwas abzudingen,
und einen ehrlichen Mann schwartz zu machen,
keine Scheu hätten. Einen gleichwol so künst-
lichen Fund wolle man nicht gelten lassen.
Sehet, spricht er, was die Misgunst ver-
mag! Die Misgunst gegen einen Mann, der

mehr

dritter Theil.
eine Wuͤrkung der aͤuſſerſten Bosheit: Doch
es kan beydes wohl zugleich ſeyn. Man ſie-
het indeſſen, daß er ſeine Mutterſchaft vor
den heiligen ſelbſt/ vor ſeine Natur und
Amt/
erklaͤret. Dann, wer dieſe Mutter-
ſchaft nicht zugiebt, der dinget etwas ab
vom heiligen Geiſt/ von ſeiner Natur
und Amte.
Das zweyte hebt ſich nun hie-
durch von ſelbſten. Nemlich unſere Abſicht
ſoll dieſe ſeyn, daß wir ihn ſchwartz und ver-
haſt, oder beneidenswuͤrdig machen, mithin
auch ſelbſt ihn beneiden. Jch kan hier mit
einem Gleichnis am leichteſten fertig werden.
Nickel Liſt beſchneidet den dritten Theil der
guͤldenen Tafel. Er erſinnet den Fund, in
die Luͤkke des weggeſchnittenen feinſten Gol-
des ein Stuͤck mit Goldfirnis uͤberſtrichenen
Blechs hinein zu flikken, damit man den Raub
nicht ſogleich wahrnehmen, und ferneren Kir-
chendiebſtal nicht verbiegen moͤge. Er will
noch mehr ſtehlen, und wird daruͤber betre-
ten. Hier ſchreyet der ehrliche und treu-
hertzige
Mann, uͤber Gewalt und Unrecht.
Er klaget uͤber die, welche ihn ergreifen, daß
ſie von dem aͤchten Golde etwas abzudingen,
und einen ehrlichen Mann ſchwartz zu machen,
keine Scheu haͤtten. Einen gleichwol ſo kuͤnſt-
lichen Fund wolle man nicht gelten laſſen.
Sehet, ſpricht er, was die Misgunſt ver-
mag! Die Misgunſt gegen einen Mann, der

mehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0155" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Theil.</hi></fw><lb/>
eine Wu&#x0364;rkung der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Bosheit: Doch<lb/>
es kan beydes wohl zugleich &#x017F;eyn. Man &#x017F;ie-<lb/>
het inde&#x017F;&#x017F;en, daß er &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Mutter&#x017F;chaft</hi> vor<lb/><hi rendition="#fr">den heiligen &#x017F;elb&#x017F;t/</hi> vor &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Natur und<lb/>
Amt/</hi> erkla&#x0364;ret. Dann, wer die&#x017F;e Mutter-<lb/>
&#x017F;chaft nicht zugiebt, der <hi rendition="#fr">dinget etwas ab<lb/>
vom heiligen Gei&#x017F;t/ von &#x017F;einer Natur<lb/>
und Amte.</hi> Das <hi rendition="#fr">zweyte</hi> hebt &#x017F;ich nun hie-<lb/>
durch von &#x017F;elb&#x017F;ten. Nemlich un&#x017F;ere Ab&#x017F;icht<lb/>
&#x017F;oll die&#x017F;e &#x017F;eyn, daß wir ihn &#x017F;chwartz und ver-<lb/>
ha&#x017F;t, oder beneidenswu&#x0364;rdig machen, mithin<lb/>
auch &#x017F;elb&#x017F;t ihn beneiden. Jch kan hier mit<lb/>
einem Gleichnis am leichte&#x017F;ten fertig werden.<lb/>
Nickel Li&#x017F;t be&#x017F;chneidet den dritten Theil der<lb/>
gu&#x0364;ldenen Tafel. Er er&#x017F;innet den Fund, in<lb/>
die Lu&#x0364;kke des wegge&#x017F;chnittenen fein&#x017F;ten Gol-<lb/>
des ein Stu&#x0364;ck mit Goldfirnis u&#x0364;ber&#x017F;trichenen<lb/>
Blechs hinein zu flikken, damit man den Raub<lb/>
nicht &#x017F;ogleich wahrnehmen, und ferneren Kir-<lb/>
chendieb&#x017F;tal nicht verbiegen mo&#x0364;ge. Er will<lb/>
noch mehr &#x017F;tehlen, und wird daru&#x0364;ber betre-<lb/>
ten. Hier &#x017F;chreyet der <hi rendition="#fr">ehrliche</hi> und <hi rendition="#fr">treu-<lb/>
hertzige</hi> Mann, u&#x0364;ber Gewalt und Unrecht.<lb/>
Er klaget u&#x0364;ber die, welche ihn ergreifen, daß<lb/>
&#x017F;ie von dem a&#x0364;chten Golde etwas abzudingen,<lb/>
und einen ehrlichen Mann &#x017F;chwartz zu machen,<lb/>
keine Scheu ha&#x0364;tten. Einen gleichwol &#x017F;o ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
lichen Fund wolle man nicht gelten la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Sehet, &#x017F;pricht er, was die Misgun&#x017F;t ver-<lb/>
mag! Die Misgun&#x017F;t gegen einen Mann, der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0155] dritter Theil. eine Wuͤrkung der aͤuſſerſten Bosheit: Doch es kan beydes wohl zugleich ſeyn. Man ſie- het indeſſen, daß er ſeine Mutterſchaft vor den heiligen ſelbſt/ vor ſeine Natur und Amt/ erklaͤret. Dann, wer dieſe Mutter- ſchaft nicht zugiebt, der dinget etwas ab vom heiligen Geiſt/ von ſeiner Natur und Amte. Das zweyte hebt ſich nun hie- durch von ſelbſten. Nemlich unſere Abſicht ſoll dieſe ſeyn, daß wir ihn ſchwartz und ver- haſt, oder beneidenswuͤrdig machen, mithin auch ſelbſt ihn beneiden. Jch kan hier mit einem Gleichnis am leichteſten fertig werden. Nickel Liſt beſchneidet den dritten Theil der guͤldenen Tafel. Er erſinnet den Fund, in die Luͤkke des weggeſchnittenen feinſten Gol- des ein Stuͤck mit Goldfirnis uͤberſtrichenen Blechs hinein zu flikken, damit man den Raub nicht ſogleich wahrnehmen, und ferneren Kir- chendiebſtal nicht verbiegen moͤge. Er will noch mehr ſtehlen, und wird daruͤber betre- ten. Hier ſchreyet der ehrliche und treu- hertzige Mann, uͤber Gewalt und Unrecht. Er klaget uͤber die, welche ihn ergreifen, daß ſie von dem aͤchten Golde etwas abzudingen, und einen ehrlichen Mann ſchwartz zu machen, keine Scheu haͤtten. Einen gleichwol ſo kuͤnſt- lichen Fund wolle man nicht gelten laſſen. Sehet, ſpricht er, was die Misgunſt ver- mag! Die Misgunſt gegen einen Mann, der mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/155
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/155>, abgerufen am 21.11.2024.