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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
schrieben. Wie dann ausdrücklich (§. 13.)
gesetzet wird: Dann wer uns zeuget/ dar-
über sind die Theologi doch wohl eins:
Wer uns nimmt/ wann wir zu Jahren
gekommen sind/ das werde ich auch
nicht sagen dürfen. Da fehlt aber noch
die Geburt darzwischen: und da der
Nicodemus verlegen war/ wo er dieses
Geschäfte suchen solte; indem ers für un-
gereimt hielte/ einen erwachsenen Men-
schen in Mutterleib zu schikken/ um ge-
bohren zu werden; so eröfnet ihm der
Heyland das Verständnis/ nachdem er
ihm seine Verwunderung nicht verhal-

ten/
nicht fort kan/ und hat dabey ein
so mütterlich Hertz/ und ein solches
Gefühl/ daß er uns geboren/ ge-
säugt und erzogen hat/ daß wir
seines Leibes Kinder sind/ daß er
so viel Mühe mit uns gehabt; daß
er endlich froh ist/ daß er nur seine
lebendige Kinder vor sich sieht/ daß
es ihm erstaunlich schwer ankömt/
wann er manchmal zuschlagen/ hart
seyn/ und ein Exempel statuiren
muß.

Daß auch der heilige Geist als
Gemeinmutter/
einen einmal gewon-
nenen

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
ſchrieben. Wie dann ausdruͤcklich (§. 13.)
geſetzet wird: Dann wer uns zeuget/ dar-
uͤber ſind die Theologi doch wohl eins:
Wer uns nimmt/ wann wir zu Jahren
gekommen ſind/ das werde ich auch
nicht ſagen duͤrfen. Da fehlt aber noch
die Geburt darzwiſchen: und da der
Nicodemus verlegen war/ wo er dieſes
Geſchaͤfte ſuchen ſolte; indem ers fuͤr un-
gereimt hielte/ einen erwachſenen Men-
ſchen in Mutterleib zu ſchikken/ um ge-
bohren zu werden; ſo eroͤfnet ihm der
Heyland das Verſtaͤndnis/ nachdem er
ihm ſeine Verwunderung nicht verhal-

ten/
nicht fort kan/ und hat dabey ein
ſo muͤtterlich Hertz/ und ein ſolches
Gefuͤhl/ daß er uns geboren/ ge-
ſaͤugt und erzogen hat/ daß wir
ſeines Leibes Kinder ſind/ daß er
ſo viel Muͤhe mit uns gehabt; daß
er endlich froh iſt/ daß er nur ſeine
lebendige Kinder vor ſich ſieht/ daß
es ihm erſtaunlich ſchwer ankoͤmt/
wann er manchmal zuſchlagen/ hart
ſeyn/ und ein Exempel ſtatuiren
muß.

Daß auch der heilige Geiſt als
Gemeinmutter/
einen einmal gewon-
nenen
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[146/0162] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ſchrieben. Wie dann ausdruͤcklich (§. 13.) geſetzet wird: Dann wer uns zeuget/ dar- uͤber ſind die Theologi doch wohl eins: Wer uns nimmt/ wann wir zu Jahren gekommen ſind/ das werde ich auch nicht ſagen duͤrfen. Da fehlt aber noch die Geburt darzwiſchen: und da der Nicodemus verlegen war/ wo er dieſes Geſchaͤfte ſuchen ſolte; indem ers fuͤr un- gereimt hielte/ einen erwachſenen Men- ſchen in Mutterleib zu ſchikken/ um ge- bohren zu werden; ſo eroͤfnet ihm der Heyland das Verſtaͤndnis/ nachdem er ihm ſeine Verwunderung nicht verhal- ten/ (*) (*) nicht fort kan/ und hat dabey ein ſo muͤtterlich Hertz/ und ein ſolches Gefuͤhl/ daß er uns geboren/ ge- ſaͤugt und erzogen hat/ daß wir ſeines Leibes Kinder ſind/ daß er ſo viel Muͤhe mit uns gehabt; daß er endlich froh iſt/ daß er nur ſeine lebendige Kinder vor ſich ſieht/ daß es ihm erſtaunlich ſchwer ankoͤmt/ wann er manchmal zuſchlagen/ hart ſeyn/ und ein Exempel ſtatuiren muß. Daß auch der heilige Geiſt als Gemeinmutter/ einen einmal gewon- nenen

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/162>, abgerufen am 21.11.2024.