Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.dritter Theil. dorfs Begrif ist noch verborgen. Dann dasAusgebären/ der Mutter Leib/ lassen uns noch nichts Begreifliches sehen, dadurch der heilige Geist ein Unterschiedszeichen vor den übrigen göttlichen Personen, erlangen sollen, und zwar ein solches, womit diese gar nichts zu thun hätten. Man muß demnach aus dem finsteren Mischmasch der Zinzendor- fischen Gedancken auf eine weitere Spur zu kommen bemühet seyn. Jch finde, daß er (§. 16.) folgendes mercken lässet: Es blei- bet also dabey/ und wer mich so versteht/ der versteht mich recht/ daß ich in un- sern Gemeinen lehren und vestsetzen (eta- bliren) helfe/ so viel ich kan/ daß/ wann eine Seele GOTT den Schöpfer aller Dinge zum Mann/ und seinen Vater zum Vater hat/ die hat GOtt den heili- gen Geist zur Mutter/ die sie gedoren/ getränket/ gekleidet/ erzogen/ und bis auf den Tag/ da sie in ihres Mannes Arme übergehet/ täglich zu pflegen und zu warten hat. Ja/ diese Mutter wird den Leib/ wann es zur Hochzeit komt/ aus der Erde auferwecken/ wie eine Mutter ihre Tochter/ am Hochzeitmor- gen aus dem Schlafe rufet. Ob nun die- ses alles nur von geistlichen oder zugleich leiblichen Wolthaten zu verstehen seye, das ist die nächste Frage. Es sind geistliche und leib- K 3
dritter Theil. dorfs Begrif iſt noch verborgen. Dann dasAusgebaͤren/ der Mutter Leib/ laſſen uns noch nichts Begreifliches ſehen, dadurch der heilige Geiſt ein Unterſchiedszeichen vor den uͤbrigen goͤttlichen Perſonen, erlangen ſollen, und zwar ein ſolches, womit dieſe gar nichts zu thun haͤtten. Man muß demnach aus dem finſteren Miſchmaſch der Zinzendor- fiſchen Gedancken auf eine weitere Spur zu kommen bemuͤhet ſeyn. Jch finde, daß er (§. 16.) folgendes mercken laͤſſet: Es blei- bet alſo dabey/ und wer mich ſo verſteht/ der verſteht mich recht/ daß ich in un- ſern Gemeinen lehren und veſtſetzen (eta- bliren) helfe/ ſo viel ich kan/ daß/ wann eine Seele GOTT den Schoͤpfer aller Dinge zum Mann/ und ſeinen Vater zum Vater hat/ die hat GOtt den heili- gen Geiſt zur Mutter/ die ſie gedoren/ getraͤnket/ gekleidet/ erzogen/ und bis auf den Tag/ da ſie in ihres Mannes Arme uͤbergehet/ taͤglich zu pflegen und zu warten hat. Ja/ dieſe Mutter wird den Leib/ wann es zur Hochzeit komt/ aus der Erde auferwecken/ wie eine Mutter ihre Tochter/ am Hochzeitmor- gen aus dem Schlafe rufet. Ob nun die- ſes alles nur von geiſtlichen oder zugleich leiblichen Wolthaten zu verſtehen ſeye, das iſt die naͤchſte Frage. Es ſind geiſtliche und leib- K 3
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dritter Theil.
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uns noch nichts Begreifliches ſehen, dadurch
der heilige Geiſt ein Unterſchiedszeichen vor
den uͤbrigen goͤttlichen Perſonen, erlangen
ſollen, und zwar ein ſolches, womit dieſe gar
nichts zu thun haͤtten. Man muß demnach
aus dem finſteren Miſchmaſch der Zinzendor-
fiſchen Gedancken auf eine weitere Spur zu
kommen bemuͤhet ſeyn. Jch finde, daß er
(§. 16.) folgendes mercken laͤſſet: Es blei-
bet alſo dabey/ und wer mich ſo verſteht/
der verſteht mich recht/ daß ich in un-
ſern Gemeinen lehren und veſtſetzen (eta-
bliren) helfe/ ſo viel ich kan/ daß/ wann
eine Seele GOTT den Schoͤpfer aller
Dinge zum Mann/ und ſeinen Vater
zum Vater hat/ die hat GOtt den heili-
gen Geiſt zur Mutter/ die ſie gedoren/
getraͤnket/ gekleidet/ erzogen/ und bis
auf den Tag/ da ſie in ihres Mannes
Arme uͤbergehet/ taͤglich zu pflegen und
zu warten hat. Ja/ dieſe Mutter wird
den Leib/ wann es zur Hochzeit komt/
aus der Erde auferwecken/ wie eine
Mutter ihre Tochter/ am Hochzeitmor-
gen aus dem Schlafe rufet. Ob nun die-
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