Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

dritter Theil.
Weib ihres Kindes vergessen/ und ob sie des-"
selben vergässe; so will ich doch dein nicht"
nicht vergessen. Jch will dich trösten/ wie"
einen seine Mutter tröster. Höret mir zu/"
die ihr von mir getragen werdet.
(laßt sein"
von Mutterleibe an) Jch hebe/ und trage."

Einmal, die Theologi haben nicht Ursach von"
einer zweihundertjährigen Ubersetzung eines"
Spruchs abzugehen, der entweder dem Volk"
Jsrael eine göttliche Mutter verspricht, oder"
ohne allen Zwek dastehen müste: denn daß die"
Providenz von der Mutterleibe an für ihr Ge-"
schöpfe sorget, das hat das Volk Jsrael mit"
allen Sperlingen gemein."

§. 13.

Oder redet das der Prophet von sich? Er"
würde gewiß antworten: ich bin nicht die Mut-"
ter, sondern daß ich zeuge von der Mutter. Das"
ist die wahrhaftige Mutter/ welche alle Men-"
schen gebieret/ die in diese Welt kommen, wel-"
che nicht von dem Willen des Fleisches, noch"
von dem Willen eines Mannes, sondern aus"
GOtt dem Vater JEsu Christi gezeuget sind."
Denn wer uns zeugt, darüber sind die Theologi"
doch wol eins; wer uns nimmt/ wenn wir zu"
Jahren gekommen sind, das werde ich auch nicht"
sagen dürfen; da fehlt aber noch die Geburt dar-"
zwischen: und da der Nicodemus verlegen war,"
wo er dieses Geschäfte suchen sollte, indem ers"
für ungereimt hielte, einen erwachsenen Men-"
schen in Mutterleib zu schicken, um geboren zu"

werden;"

dritter Theil.
Weib ihres Kindes vergeſſen/ und ob ſie deſ-„
ſelben vergaͤſſe; ſo will ich doch dein nicht„
nicht vergeſſen. Jch will dich troͤſten/ wie„
einen ſeine Mutter troͤſter. Hoͤret mir zu/„
die ihr von mir getragen werdet.
(laßt ſein„
von Mutterleibe an) Jch hebe/ und trage.

Einmal, die Theologi haben nicht Urſach von„
einer zweihundertjaͤhrigen Uberſetzung eines„
Spruchs abzugehen, der entweder dem Volk„
Jſrael eine goͤttliche Mutter verſpricht, oder„
ohne allen Zwek daſtehen muͤſte: denn daß die„
Providenz von der Mutterleibe an fuͤr ihr Ge-„
ſchoͤpfe ſorget, das hat das Volk Jſrael mit„
allen Sperlingen gemein.‟

§. 13.

Oder redet das der Prophet von ſich? Er„
wuͤrde gewiß antworten: ich bin nicht die Mut-„
ter, ſondern daß ich zeuge von der Mutter. Das„
iſt die wahrhaftige Mutter/ welche alle Men-„
ſchen gebieret/ die in dieſe Welt kommen, wel-„
che nicht von dem Willen des Fleiſches, noch„
von dem Willen eines Mannes, ſondern aus„
GOtt dem Vater JEſu Chriſti gezeuget ſind.„
Denn wer uns zeugt, daruͤber ſind die Theologi
doch wol eins; wer uns nimmt/ wenn wir zu„
Jahren gekommen ſind, das werde ich auch nicht„
ſagen duͤrfen; da fehlt aber noch die Geburt dar-„
zwiſchen: und da der Nicodemus verlegen war,„
wo er dieſes Geſchaͤfte ſuchen ſollte, indem ers„
fuͤr ungereimt hielte, einen erwachſenen Men-„
ſchen in Mutterleib zu ſchicken, um geboren zu„

werden;„
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0031" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Theil.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Weib ihres Kindes verge&#x017F;&#x017F;en/ und ob &#x017F;ie de&#x017F;-&#x201E;<lb/>
&#x017F;elben verga&#x0364;&#x017F;&#x017F;e; &#x017F;o will ich doch dein nicht&#x201E;<lb/>
nicht verge&#x017F;&#x017F;en. Jch will dich tro&#x0364;&#x017F;ten/ wie&#x201E;<lb/>
einen &#x017F;eine Mutter tro&#x0364;&#x017F;ter. Ho&#x0364;ret mir zu/&#x201E;<lb/>
die ihr von mir getragen werdet.</hi> (laßt &#x017F;ein&#x201E;<lb/>
von Mutterleibe an) <hi rendition="#fr">Jch hebe/ und trage.</hi>&#x201F;</p><lb/>
              <p>Einmal, die <hi rendition="#aq">Theologi</hi> haben nicht Ur&#x017F;ach von&#x201E;<lb/>
einer zweihundertja&#x0364;hrigen Uber&#x017F;etzung eines&#x201E;<lb/>
Spruchs abzugehen, der entweder dem Volk&#x201E;<lb/>
J&#x017F;rael eine go&#x0364;ttliche Mutter ver&#x017F;pricht, oder&#x201E;<lb/>
ohne allen Zwek da&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;te: denn daß die&#x201E;<lb/><hi rendition="#aq">Providenz</hi> von der Mutterleibe an fu&#x0364;r ihr Ge-&#x201E;<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;orget, das hat das Volk J&#x017F;rael mit&#x201E;<lb/>
allen Sperlingen gemein.&#x201F;</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 13.</head><lb/>
              <p>Oder redet das der Prophet von &#x017F;ich? Er&#x201E;<lb/>
wu&#x0364;rde gewiß antworten: ich bin nicht die Mut-&#x201E;<lb/>
ter, &#x017F;ondern daß ich zeuge von der Mutter. Das&#x201E;<lb/>
i&#x017F;t die wahrhaftige <hi rendition="#fr">Mutter</hi>/ welche alle Men-&#x201E;<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#fr">gebieret</hi>/ die in die&#x017F;e Welt kommen, wel-&#x201E;<lb/>
che nicht von dem Willen des Flei&#x017F;ches, noch&#x201E;<lb/>
von dem Willen eines Mannes, &#x017F;ondern aus&#x201E;<lb/>
GOtt dem Vater JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti gezeuget &#x017F;ind.&#x201E;<lb/>
Denn wer uns zeugt, daru&#x0364;ber &#x017F;ind die <hi rendition="#aq">Theologi</hi>&#x201E;<lb/>
doch wol eins; wer uns <hi rendition="#fr">nimmt</hi>/ wenn wir zu&#x201E;<lb/>
Jahren gekommen &#x017F;ind, das werde ich auch nicht&#x201E;<lb/>
&#x017F;agen du&#x0364;rfen; da fehlt aber noch die Geburt dar-&#x201E;<lb/>
zwi&#x017F;chen: und da der Nicodemus verlegen war,&#x201E;<lb/>
wo er die&#x017F;es Ge&#x017F;cha&#x0364;fte &#x017F;uchen &#x017F;ollte, indem ers&#x201E;<lb/>
fu&#x0364;r ungereimt hielte, einen erwach&#x017F;enen Men-&#x201E;<lb/>
&#x017F;chen in Mutterleib zu &#x017F;chicken, um geboren zu&#x201E;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">werden;&#x201E;</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0031] dritter Theil. Weib ihres Kindes vergeſſen/ und ob ſie deſ-„ ſelben vergaͤſſe; ſo will ich doch dein nicht„ nicht vergeſſen. Jch will dich troͤſten/ wie„ einen ſeine Mutter troͤſter. Hoͤret mir zu/„ die ihr von mir getragen werdet. (laßt ſein„ von Mutterleibe an) Jch hebe/ und trage.‟ Einmal, die Theologi haben nicht Urſach von„ einer zweihundertjaͤhrigen Uberſetzung eines„ Spruchs abzugehen, der entweder dem Volk„ Jſrael eine goͤttliche Mutter verſpricht, oder„ ohne allen Zwek daſtehen muͤſte: denn daß die„ Providenz von der Mutterleibe an fuͤr ihr Ge-„ ſchoͤpfe ſorget, das hat das Volk Jſrael mit„ allen Sperlingen gemein.‟ §. 13. Oder redet das der Prophet von ſich? Er„ wuͤrde gewiß antworten: ich bin nicht die Mut-„ ter, ſondern daß ich zeuge von der Mutter. Das„ iſt die wahrhaftige Mutter/ welche alle Men-„ ſchen gebieret/ die in dieſe Welt kommen, wel-„ che nicht von dem Willen des Fleiſches, noch„ von dem Willen eines Mannes, ſondern aus„ GOtt dem Vater JEſu Chriſti gezeuget ſind.„ Denn wer uns zeugt, daruͤber ſind die Theologi„ doch wol eins; wer uns nimmt/ wenn wir zu„ Jahren gekommen ſind, das werde ich auch nicht„ ſagen duͤrfen; da fehlt aber noch die Geburt dar-„ zwiſchen: und da der Nicodemus verlegen war,„ wo er dieſes Geſchaͤfte ſuchen ſollte, indem ers„ fuͤr ungereimt hielte, einen erwachſenen Men-„ ſchen in Mutterleib zu ſchicken, um geboren zu„ werden;„

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/31
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/31>, abgerufen am 21.11.2024.