Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.dritter Theil. anitzt nur so viel an: wann ich erweisen wer-de, daß der Zinzendorfische Confeßionsver- stand eine blose Misgeburt seines Erfinders, und mit keinem Wort weder in der Schrift noch Augspurgischen Confeßion vorgetragen ist; ja daß er mit dieser Eonfeßion lediglich sein Gespötte treibet, alles was darin befind- lich ist, tadelt, äffet, reformiret, und ein neues Bekentnis schmiedet: so muß der Herrn- hutische Bekenner von einer besonderrn Gat- tung seyn, die man unter den ehrlichen Be- kennern schwerlich findet. Er kan mit eben diesem Confeßionsverstand die Fabeln des He- siodus oder die Loblieder des Callimachus, oder die Gesänge des alten Orpheus, welche ein anderer Heide sehr theologisch nennet, zu seinem Glaubensbekentnis wählen. Dann da findet er heidnische (*) Gottheiten, welche Müt- ter und Gemahlinnen sind. Aber die Aug- spurgische Confession redet von dem GOtt der Christen, von dem wahren und lebendigen GOtt über alles in Ewigkeit. Wunder ist es, daß dieser Mann seine Gottheitsfabeln in die christliche Bekentnisse tragen wollen, da sie warlich kein kluger und kein blöder Leser fin- den wird, er müste dann den Herrnhutischen Generalgeist mitbringen, davon im andern Theil gehandelt worden. Doch es ist zu wis- sen, (*) Siehe unten, (§. 44.) B 3
dritter Theil. anitzt nur ſo viel an: wann ich erweiſen wer-de, daß der Zinzendorfiſche Confeßionsver- ſtand eine bloſe Misgeburt ſeines Erfinders, und mit keinem Wort weder in der Schrift noch Augſpurgiſchen Confeßion vorgetragen iſt; ja daß er mit dieſer Eonfeßion lediglich ſein Geſpoͤtte treibet, alles was darin befind- lich iſt, tadelt, aͤffet, reformiret, und ein neues Bekentnis ſchmiedet: ſo muß der Herrn- hutiſche Bekenner von einer beſonderrn Gat- tung ſeyn, die man unter den ehrlichen Be- kennern ſchwerlich findet. Er kan mit eben dieſem Confeßionsverſtand die Fabeln des He- ſiodus oder die Loblieder des Callimachus, oder die Geſaͤnge des alten Orpheus, welche ein anderer Heide ſehr theologiſch nennet, zu ſeinem Glaubensbekentnis waͤhlen. Dann da findet er heidniſche (*) Gottheiten, welche Muͤt- ter und Gemahlinnen ſind. Aber die Aug- ſpurgiſche Confeſſion redet von dem GOtt der Chriſten, von dem wahren und lebendigen GOtt uͤber alles in Ewigkeit. Wunder iſt es, daß dieſer Mann ſeine Gottheitsfabeln in die chriſtliche Bekentniſſe tragen wollen, da ſie warlich kein kluger und kein bloͤder Leſer fin- den wird, er muͤſte dann den Herrnhutiſchen Generalgeiſt mitbringen, davon im andern Theil gehandelt worden. Doch es iſt zu wiſ- ſen, (*) Siehe unten, (§. 44.) B 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0037" n="21"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Theil.</hi></fw><lb/> anitzt nur ſo viel an: wann ich erweiſen wer-<lb/> de, daß der Zinzendorfiſche <hi rendition="#fr">Confeßionsver-<lb/> ſtand</hi> eine bloſe Misgeburt ſeines Erfinders,<lb/> und mit keinem Wort weder in der Schrift<lb/> noch Augſpurgiſchen Confeßion vorgetragen<lb/> iſt; ja daß er mit dieſer Eonfeßion lediglich<lb/> ſein Geſpoͤtte treibet, alles was darin befind-<lb/> lich iſt, tadelt, aͤffet, reformiret, und ein<lb/> neues Bekentnis ſchmiedet: ſo muß der Herrn-<lb/> hutiſche Bekenner von einer beſonderrn Gat-<lb/> tung ſeyn, die man unter den ehrlichen Be-<lb/> kennern ſchwerlich findet. Er kan mit eben<lb/> dieſem Confeßionsverſtand die Fabeln des <hi rendition="#fr">He-<lb/> ſiodus</hi> oder die Loblieder des <hi rendition="#fr">Callimachus</hi>,<lb/> oder die Geſaͤnge des alten <hi rendition="#fr">Orpheus</hi>, welche<lb/> ein anderer Heide ſehr theologiſch nennet, zu<lb/> ſeinem Glaubensbekentnis waͤhlen. Dann da<lb/> findet er heidniſche <note place="foot" n="(*)">Siehe unten, (§. 44.)</note> Gottheiten, welche <hi rendition="#fr">Muͤt-<lb/> ter</hi> und <hi rendition="#fr">Gemahlinnen</hi> ſind. Aber die Aug-<lb/> ſpurgiſche Confeſſion redet von dem GOtt der<lb/> Chriſten, von dem wahren und lebendigen<lb/> GOtt uͤber alles in Ewigkeit. Wunder iſt<lb/> es, daß dieſer Mann ſeine Gottheitsfabeln in<lb/> die chriſtliche Bekentniſſe tragen wollen, da ſie<lb/> warlich kein kluger und kein bloͤder Leſer fin-<lb/> den wird, er muͤſte dann den Herrnhutiſchen<lb/><hi rendition="#fr">Generalgeiſt</hi> mitbringen, davon im <hi rendition="#fr">andern<lb/> Theil</hi> gehandelt worden. Doch es iſt zu wiſ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſen,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0037]
dritter Theil.
anitzt nur ſo viel an: wann ich erweiſen wer-
de, daß der Zinzendorfiſche Confeßionsver-
ſtand eine bloſe Misgeburt ſeines Erfinders,
und mit keinem Wort weder in der Schrift
noch Augſpurgiſchen Confeßion vorgetragen
iſt; ja daß er mit dieſer Eonfeßion lediglich
ſein Geſpoͤtte treibet, alles was darin befind-
lich iſt, tadelt, aͤffet, reformiret, und ein
neues Bekentnis ſchmiedet: ſo muß der Herrn-
hutiſche Bekenner von einer beſonderrn Gat-
tung ſeyn, die man unter den ehrlichen Be-
kennern ſchwerlich findet. Er kan mit eben
dieſem Confeßionsverſtand die Fabeln des He-
ſiodus oder die Loblieder des Callimachus,
oder die Geſaͤnge des alten Orpheus, welche
ein anderer Heide ſehr theologiſch nennet, zu
ſeinem Glaubensbekentnis waͤhlen. Dann da
findet er heidniſche (*) Gottheiten, welche Muͤt-
ter und Gemahlinnen ſind. Aber die Aug-
ſpurgiſche Confeſſion redet von dem GOtt der
Chriſten, von dem wahren und lebendigen
GOtt uͤber alles in Ewigkeit. Wunder iſt
es, daß dieſer Mann ſeine Gottheitsfabeln in
die chriſtliche Bekentniſſe tragen wollen, da ſie
warlich kein kluger und kein bloͤder Leſer fin-
den wird, er muͤſte dann den Herrnhutiſchen
Generalgeiſt mitbringen, davon im andern
Theil gehandelt worden. Doch es iſt zu wiſ-
ſen,
(*) Siehe unten, (§. 44.)
B 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |