was er von den andern denket. Eine neue Probe, wie er symbolisiret! Heiset nun das, ich bekenne mich mit Mund und Hertzen zur Augspurgischen Confeßion?
§. 53.
Nun komt der Herrnhuter auf einen artigen Einfall, bevor er seinen Confeßionsverstand vom heiligen Geist ausleeret. Und das ist sein dritter Eingang, um die Vielsprecherey zu ver- meiden. (§. 4.) Er beschwöret 1) vorläufig jedermänniglich, daß man seinen Fund von der Mutterschaft des heiligen Geistes, ja bey Leibe vor nichts Geringes halten solle. Vor kein Wortspiel, damit er die alte Meynung der Kirche nur vor Kurtzweil oder zur Lust, anfech- ten, und am Ende, nachdem er eine Weile seine Comödie am Scheinwiederspruch gesehen, ge- schwind wieder einlenken, und dem Sinn und Verstand nach, eben das mit seiner Mutter- schaft sagen wolle, was die Kirche längst mit einem andern Namen behauptet habe. Nein, er hielte diese Art zu fechten, vor Luftstreiche, vor Disputation auf Universitäten, und wolle nicht, etwa um ein Ziegenhaar streiten, sondern einen hochwichtigen Glaubensartikel dem armen und blinden Volk (§. 54.) in der Christenheit offenbaren. Mit einem Wort, er erkläret sich bald selber, daß er hier einen Fund mittheile, dadurch der Glaube bey den Menschen auf- gerichtet werden solle; (§. 59. 60.) welches man vorhm zu thun nicht im Stande gewesen.
Das
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
was er von den andern denket. Eine neue Probe, wie er ſymboliſiret! Heiſet nun das, ich bekenne mich mit Mund und Hertzen zur Augſpurgiſchen Confeßion?
§. 53.
Nun komt der Herrnhuter auf einen artigen Einfall, bevor er ſeinen Confeßionsverſtand vom heiligen Geiſt ausleeret. Und das iſt ſein dritter Eingang, um die Vielſprecherey zu ver- meiden. (§. 4.) Er beſchwoͤret 1) vorlaͤufig jedermaͤnniglich, daß man ſeinen Fund von der Mutterſchaft des heiligen Geiſtes, ja bey Leibe vor nichts Geringes halten ſolle. Vor kein Wortſpiel, damit er die alte Meynung der Kirche nur vor Kurtzweil oder zur Luſt, anfech- ten, und am Ende, nachdem er eine Weile ſeine Comoͤdie am Scheinwiederſpruch geſehen, ge- ſchwind wieder einlenken, und dem Sinn und Verſtand nach, eben das mit ſeiner Mutter- ſchaft ſagen wolle, was die Kirche laͤngſt mit einem andern Namen behauptet habe. Nein, er hielte dieſe Art zu fechten, vor Luftſtreiche, vor Diſputation auf Univerſitaͤten, und wolle nicht, etwa um ein Ziegenhaar ſtreiten, ſondern einen hochwichtigen Glaubensartikel dem armen und blinden Volk (§. 54.) in der Chriſtenheit offenbaren. Mit einem Wort, er erklaͤret ſich bald ſelber, daß er hier einen Fund mittheile, dadurch der Glaube bey den Menſchen auf- gerichtet werden ſolle; (§. 59. 60.) welches man vorhm zu thun nicht im Stande geweſen.
Das
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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
was er von den andern denket. Eine neue
Probe, wie er ſymboliſiret! Heiſet nun das,
ich bekenne mich mit Mund und Hertzen zur
Augſpurgiſchen Confeßion?
§. 53.
Nun komt der Herrnhuter auf einen artigen
Einfall, bevor er ſeinen Confeßionsverſtand
vom heiligen Geiſt ausleeret. Und das iſt ſein
dritter Eingang, um die Vielſprecherey zu ver-
meiden. (§. 4.) Er beſchwoͤret 1) vorlaͤufig
jedermaͤnniglich, daß man ſeinen Fund von der
Mutterſchaft des heiligen Geiſtes, ja bey Leibe
vor nichts Geringes halten ſolle. Vor kein
Wortſpiel, damit er die alte Meynung der
Kirche nur vor Kurtzweil oder zur Luſt, anfech-
ten, und am Ende, nachdem er eine Weile ſeine
Comoͤdie am Scheinwiederſpruch geſehen, ge-
ſchwind wieder einlenken, und dem Sinn und
Verſtand nach, eben das mit ſeiner Mutter-
ſchaft ſagen wolle, was die Kirche laͤngſt mit
einem andern Namen behauptet habe. Nein,
er hielte dieſe Art zu fechten, vor Luftſtreiche,
vor Diſputation auf Univerſitaͤten, und wolle
nicht, etwa um ein Ziegenhaar ſtreiten, ſondern
einen hochwichtigen Glaubensartikel dem armen
und blinden Volk (§. 54.) in der Chriſtenheit
offenbaren. Mit einem Wort, er erklaͤret ſich
bald ſelber, daß er hier einen Fund mittheile,
dadurch der Glaube bey den Menſchen auf-
gerichtet werden ſolle; (§. 59. 60.) welches
man vorhm zu thun nicht im Stande geweſen.
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/88>, abgerufen am 16.02.2025.
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