Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
die heisset also: An einen glauben/ heisset so
viel, als ihn vor den wahren GOtt erkennen.
Aber, ich glaube nicht an die Kirche, sondern
ich glaube eine Kirche. Das heisset so viel,
als ich bin gewiß, daß eine Kirche seye, und
seyn werde bis ans Ende. Nun aber sagen
die Bekenner, ich glaube an den heiligen Geist.
Aber sie sagen nicht: ich glaube an eine christ-
liche Kirche. Sondern da ändert sich die Spra-
che. Es heisset nur: ich glaube eine christ-
liche Kirche.

§. 57.

Das zweyte (§. 55.) enthält eine Lobrede
auf den seeligen Luther. Man solte meynen,
Luther haben keinen ächteren Nachfolger auf
dem Erdboden, als den Zinzendorf. Wann
zwey Dinge mich nicht irre machten, so wäre
ich selbst dieser Meynung. Das eine ist, die
herrnhutische Aufführung gegen die Reinigkeit
der Lutherischen Lehre und Kirche; das andere,
die gegenwärtige Absicht des Lobredners. Daß
er demnach den seeligen Luther über alle Kir-
chenväter und Concilia erhebet, das gehöret
zum Schaafskleid, welches die Wolfsklauen
bedecken soll. Jch will die Ursache sagen. Es
beruhet auf einem falschen Grund, und hat
noch darzu eine boshafte Absicht. Last uns
1) an den Grund gedencken. Luther wird ge-
lobet, weil er die heilige christliche Kirche/
die Vergebung der Sünden etc.
zu einem
Werk des heiligen Geistes gemacht, und ihn

vor

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
die heiſſet alſo: An einen glauben/ heiſſet ſo
viel, als ihn vor den wahren GOtt erkennen.
Aber, ich glaube nicht an die Kirche, ſondern
ich glaube eine Kirche. Das heiſſet ſo viel,
als ich bin gewiß, daß eine Kirche ſeye, und
ſeyn werde bis ans Ende. Nun aber ſagen
die Bekenner, ich glaube an den heiligen Geiſt.
Aber ſie ſagen nicht: ich glaube an eine chriſt-
liche Kirche. Sondern da aͤndert ſich die Spra-
che. Es heiſſet nur: ich glaube eine chriſt-
liche Kirche.

§. 57.

Das zweyte (§. 55.) enthaͤlt eine Lobrede
auf den ſeeligen Luther. Man ſolte meynen,
Luther haben keinen aͤchteren Nachfolger auf
dem Erdboden, als den Zinzendorf. Wann
zwey Dinge mich nicht irre machten, ſo waͤre
ich ſelbſt dieſer Meynung. Das eine iſt, die
herrnhutiſche Auffuͤhrung gegen die Reinigkeit
der Lutheriſchen Lehre und Kirche; das andere,
die gegenwaͤrtige Abſicht des Lobredners. Daß
er demnach den ſeeligen Luther uͤber alle Kir-
chenvaͤter und Concilia erhebet, das gehoͤret
zum Schaafskleid, welches die Wolfsklauen
bedecken ſoll. Jch will die Urſache ſagen. Es
beruhet auf einem falſchen Grund, und hat
noch darzu eine boshafte Abſicht. Laſt uns
1) an den Grund gedencken. Luther wird ge-
lobet, weil er die heilige chriſtliche Kirche/
die Vergebung der Suͤnden ꝛc.
zu einem
Werk des heiligen Geiſtes gemacht, und ihn

vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0096" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/>
die hei&#x017F;&#x017F;et al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">An</hi> einen <hi rendition="#fr">glauben</hi>/ hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;o<lb/>
viel, als ihn vor den wahren GOtt erkennen.<lb/>
Aber, ich glaube nicht an die Kirche, &#x017F;ondern<lb/><hi rendition="#fr">ich glaube eine Kirche.</hi> Das hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;o viel,<lb/>
als ich bin gewiß, daß eine Kirche &#x017F;eye, und<lb/>
&#x017F;eyn werde bis ans Ende. Nun aber &#x017F;agen<lb/>
die Bekenner, ich glaube <hi rendition="#fr">an</hi> den heiligen Gei&#x017F;t.<lb/>
Aber &#x017F;ie &#x017F;agen nicht: ich glaube an eine chri&#x017F;t-<lb/>
liche Kirche. Sondern da a&#x0364;ndert &#x017F;ich die Spra-<lb/>
che. Es hei&#x017F;&#x017F;et nur: <hi rendition="#fr">ich glaube eine chri&#x017F;t-<lb/>
liche Kirche.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 57.</head><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#fr">zweyte</hi> (§. 55.) entha&#x0364;lt eine Lobrede<lb/>
auf den &#x017F;eeligen Luther. Man &#x017F;olte meynen,<lb/>
Luther haben keinen a&#x0364;chteren Nachfolger auf<lb/>
dem Erdboden, als den Zinzendorf. Wann<lb/>
zwey Dinge mich nicht irre machten, &#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
ich &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;er Meynung. Das eine i&#x017F;t, die<lb/>
herrnhuti&#x017F;che Auffu&#x0364;hrung gegen die Reinigkeit<lb/>
der Lutheri&#x017F;chen Lehre und Kirche; das andere,<lb/>
die gegenwa&#x0364;rtige Ab&#x017F;icht des Lobredners. Daß<lb/>
er demnach den &#x017F;eeligen Luther u&#x0364;ber alle Kir-<lb/>
chenva&#x0364;ter und Concilia erhebet, das geho&#x0364;ret<lb/>
zum Schaafskleid, welches die Wolfsklauen<lb/>
bedecken &#x017F;oll. Jch will die Ur&#x017F;ache &#x017F;agen. Es<lb/>
beruhet auf einem fal&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Grund,</hi> und hat<lb/>
noch darzu eine boshafte <hi rendition="#fr">Ab&#x017F;icht.</hi> La&#x017F;t uns<lb/>
1) an den <hi rendition="#fr">Grund</hi> gedencken. Luther wird ge-<lb/>
lobet, weil er <hi rendition="#fr">die heilige chri&#x017F;tliche Kirche/<lb/>
die Vergebung der Su&#x0364;nden &#xA75B;c.</hi> zu einem<lb/>
Werk des heiligen Gei&#x017F;tes gemacht, und ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0096] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit die heiſſet alſo: An einen glauben/ heiſſet ſo viel, als ihn vor den wahren GOtt erkennen. Aber, ich glaube nicht an die Kirche, ſondern ich glaube eine Kirche. Das heiſſet ſo viel, als ich bin gewiß, daß eine Kirche ſeye, und ſeyn werde bis ans Ende. Nun aber ſagen die Bekenner, ich glaube an den heiligen Geiſt. Aber ſie ſagen nicht: ich glaube an eine chriſt- liche Kirche. Sondern da aͤndert ſich die Spra- che. Es heiſſet nur: ich glaube eine chriſt- liche Kirche. §. 57. Das zweyte (§. 55.) enthaͤlt eine Lobrede auf den ſeeligen Luther. Man ſolte meynen, Luther haben keinen aͤchteren Nachfolger auf dem Erdboden, als den Zinzendorf. Wann zwey Dinge mich nicht irre machten, ſo waͤre ich ſelbſt dieſer Meynung. Das eine iſt, die herrnhutiſche Auffuͤhrung gegen die Reinigkeit der Lutheriſchen Lehre und Kirche; das andere, die gegenwaͤrtige Abſicht des Lobredners. Daß er demnach den ſeeligen Luther uͤber alle Kir- chenvaͤter und Concilia erhebet, das gehoͤret zum Schaafskleid, welches die Wolfsklauen bedecken ſoll. Jch will die Urſache ſagen. Es beruhet auf einem falſchen Grund, und hat noch darzu eine boshafte Abſicht. Laſt uns 1) an den Grund gedencken. Luther wird ge- lobet, weil er die heilige chriſtliche Kirche/ die Vergebung der Suͤnden ꝛc. zu einem Werk des heiligen Geiſtes gemacht, und ihn vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/96
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/96>, abgerufen am 18.12.2024.