Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.vierter Theil. Hinreise nach Philadelphia, da er den HerrnHofprediger Ziegenhagen in Londen gesprochen, von keinem Beruf seiner Person, etwas gedacht hat. Treue und Warheit erfoderte doch dieses zu thun, wann er einen würcklichen Beruf gehabt hätte. Aber er hatte nichts weniger. Was war ihm lieber, als daß er hörete, wie die Luthera- ner noch keinen Hirten hätten? Da fieng sein Hunger und Durst an, nach den Schaafen. 2) Wäre noch ein treuer Blutstropfen vor die Lu- tberaner im Zinzendorfischen Hertzen gewesen, so hätte er sich freuen müssen, daß ein berufener Prediger durch göttliche Vorsehung sich darstel- lete. Aber desen Ankunft ist ihm wie ein Schwerd das durch seine erbitterte Seele dringet. Er bie- tet alle seine Künste auf, diesen einsamen und frembden in Furcht zu jagen, und es sind in seinen Augen hämische Streiche/ daß man ihn ge- sendet hat. Er wirft mit Ertzlügnern um sich gegen die, welche sich der lutherischen Heerden erbarmet hatten: denen er doch um Hülfe zu schreiben sich offentlich (wann es wahr ist) ver- pflichtet hatte (§. 17. *) Es erhellet 3) hieraus, was von der sogenanten zweiten Warheit im Kreutz- reich s. 29. zu halten seye. Da spricht er, und die Kirche muß es ihm bezeugen vor der Obrig- keit: Zweite Warheit/ daß ich auf dem offent- lichen Consessu aller protestantischen Religio- nen (so nennet er die pensilvanische Sekten) daselbst mich vor den lutherischen Pfarrer von Phila- delphia der ich war/ den ersten/ und solange ich
vierter Theil. Hinreiſe nach Philadelphia, da er den HerrnHofprediger Ziegenhagen in Londen geſprochen, von keinem Beruf ſeiner Perſon, etwas gedacht hat. Treue und Warheit erfoderte doch dieſes zu thun, wann er einen wuͤrcklichen Beruf gehabt haͤtte. Aber er hatte nichts weniger. Was war ihm lieber, als daß er hoͤrete, wie die Luthera- ner noch keinen Hirten haͤtten? Da fieng ſein Hunger und Durſt an, nach den Schaafen. 2) Waͤre noch ein treuer Blutstropfen vor die Lu- tberaner im Zinzendorfiſchen Hertzen geweſen, ſo haͤtte er ſich freuen muͤſſen, daß ein berufener Prediger durch goͤttliche Vorſehung ſich darſtel- lete. Aber deſen Ankunft iſt ihm wie ein Schwerd das durch ſeine erbitterte Seele dringet. Er bie- tet alle ſeine Kuͤnſte auf, dieſen einſamen und frembden in Furcht zu jagen, und es ſind in ſeinen Augen haͤmiſche Streiche/ daß man ihn ge- ſendet hat. Er wirft mit Ertzluͤgnern um ſich gegen die, welche ſich der lutheriſchen Heerden erbarmet hatten: denen er doch um Huͤlfe zu ſchreiben ſich offentlich (wann es wahr iſt) ver- pflichtet hatte (§. 17. *) Es erhellet 3) hieraus, was von der ſogenanten zweiten Warheit im Kreutz- reich ſ. 29. zu halten ſeye. Da ſpricht er, und die Kirche muß es ihm bezeugen vor der Obrig- keit: Zweite Warheit/ daß ich auf dem offent- lichen Conſeſſu aller proteſtantiſchen Religio- nen (ſo neñet er die penſilvaniſche Sekten) daſelbſt mich vor den lutheriſchen Pfarrer von Phila- delphia der ich war/ den erſten/ und ſolange ich
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vierter Theil.
Hinreiſe nach Philadelphia, da er den Herrn
Hofprediger Ziegenhagen in Londen geſprochen,
von keinem Beruf ſeiner Perſon, etwas gedacht
hat. Treue und Warheit erfoderte doch dieſes
zu thun, wann er einen wuͤrcklichen Beruf gehabt
haͤtte. Aber er hatte nichts weniger. Was war
ihm lieber, als daß er hoͤrete, wie die Luthera-
ner noch keinen Hirten haͤtten? Da fieng ſein
Hunger und Durſt an, nach den Schaafen. 2)
Waͤre noch ein treuer Blutstropfen vor die Lu-
tberaner im Zinzendorfiſchen Hertzen geweſen,
ſo haͤtte er ſich freuen muͤſſen, daß ein berufener
Prediger durch goͤttliche Vorſehung ſich darſtel-
lete. Aber deſen Ankunft iſt ihm wie ein Schwerd
das durch ſeine erbitterte Seele dringet. Er bie-
tet alle ſeine Kuͤnſte auf, dieſen einſamen und
frembden in Furcht zu jagen, und es ſind in ſeinen
Augen haͤmiſche Streiche/ daß man ihn ge-
ſendet hat. Er wirft mit Ertzluͤgnern um ſich
gegen die, welche ſich der lutheriſchen Heerden
erbarmet hatten: denen er doch um Huͤlfe zu
ſchreiben ſich offentlich (wann es wahr iſt) ver-
pflichtet hatte (§. 17. *) Es erhellet 3) hieraus, was
von der ſogenanten zweiten Warheit im Kreutz-
reich ſ. 29. zu halten ſeye. Da ſpricht er, und
die Kirche muß es ihm bezeugen vor der Obrig-
keit: Zweite Warheit/ daß ich auf dem offent-
lichen Conſeſſu aller proteſtantiſchen Religio-
nen (ſo neñet er die penſilvaniſche Sekten) daſelbſt
mich vor den lutheriſchen Pfarrer von Phila-
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