Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.vierter Theil. zettel/ worinnen ja und nein stunde/ auf denTisch geleget/ damit einjeder/ der einen be- dencklichen Einfall hätte/ ehe er ihn sagte/ in aller Gegenwart es aufs Loos ankommen lassen könte/ ob er zeitig oder unzeitig sey: Das verhütete dann manchen nach menschli- cher Schwachheit möglichen Argwohn und Verdrus. §. 44. haben. Jch meines Orts bekenne, daß ich weder seinen Augen noch seinen Fingern traue. Jch besorge, er habe den Ja- und Nein-Zettel genauer gekant als jemand in der Versamlung. Und 2) wann es in ei- ner Conferentz viele Einfälle gegeben hat, so sind eben deswegen die zwei Zettel gar oft gebraucht worden, und nothwendig, etwas kennbar geworden, so, daß eben kein apostolisch Wunder/ sondern nur ein Zinzendorfischer Handgrif, nöthig gewe- sen, welchen dieser Man mit sogar vielen Brüdern auf Jahrmärkten, und anders- wo, gemein hat. Zu geschweigen, daß 3) kein ehrlicher Sektenman, der etwa dieser Versamlung beygewohnet, sich sogar plötz- lich hat entschliesen können, seinen Einfall dem herrnhutischen Loos zu unterwerfen. Sonstmüste er schon herrnhutisch gewesen seyn. War er aber herrnhutisch, so war auch sein Einfall dem Haupt der Gemeine unterworfen. So war das Loos vergeblich. K 5
vierter Theil. zettel/ worinnen ja und nein ſtunde/ auf denTiſch geleget/ damit einjeder/ der einen be- dencklichen Einfall haͤtte/ ehe er ihn ſagte/ in aller Gegenwart es aufs Loos ankommen laſſen koͤnte/ ob er zeitig oder unzeitig ſey: Das verhuͤtete dann manchen nach menſchli- cher Schwachheit moͤglichen Argwohn und Verdrus. §. 44. haben. Jch meines Orts bekenne, daß ich weder ſeinen Augen noch ſeinen Fingern traue. Jch beſorge, er habe den Ja- und Nein-Zettel genauer gekant als jemand in der Verſamlung. Und 2) wann es in ei- ner Conferentz viele Einfaͤlle gegeben hat, ſo ſind eben deswegen die zwei Zettel gar oft gebraucht worden, und nothwendig, etwas kennbar geworden, ſo, daß eben kein apoſtoliſch Wunder/ ſondern nur ein Zinzendorfiſcher Handgrif, noͤthig gewe- ſen, welchen dieſer Man mit ſogar vielen Bruͤdern auf Jahrmaͤrkten, und anders- wo, gemein hat. Zu geſchweigen, daß 3) kein ehrlicher Sektenman, der etwa dieſer Verſamlung beygewohnet, ſich ſogar ploͤtz- lich hat entſchlieſen koͤnnen, ſeinen Einfall dem herrnhutiſchen Loos zu unterwerfen. Sonſtmuͤſte er ſchon herrnhutiſch geweſen ſeyn. War er aber herrnhutiſch, ſo war auch ſein Einfall dem Haupt der Gemeine unterworfen. So war das Loos vergeblich. K 5
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vierter Theil.
zettel/ worinnen ja und nein ſtunde/ auf den
Tiſch geleget/ damit einjeder/ der einen be-
dencklichen Einfall haͤtte/ ehe er ihn ſagte/
in aller Gegenwart es aufs Loos ankommen
laſſen koͤnte/ ob er zeitig oder unzeitig ſey:
Das verhuͤtete dann manchen nach menſchli-
cher Schwachheit moͤglichen Argwohn und
Verdrus.
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(*) haben. Jch meines Orts bekenne, daß
ich weder ſeinen Augen noch ſeinen Fingern
traue. Jch beſorge, er habe den Ja- und
Nein-Zettel genauer gekant als jemand in
der Verſamlung. Und 2) wann es in ei-
ner Conferentz viele Einfaͤlle gegeben hat,
ſo ſind eben deswegen die zwei Zettel gar
oft gebraucht worden, und nothwendig,
etwas kennbar geworden, ſo, daß eben
kein apoſtoliſch Wunder/ ſondern nur ein
Zinzendorfiſcher Handgrif, noͤthig gewe-
ſen, welchen dieſer Man mit ſogar vielen
Bruͤdern auf Jahrmaͤrkten, und anders-
wo, gemein hat. Zu geſchweigen, daß 3)
kein ehrlicher Sektenman, der etwa dieſer
Verſamlung beygewohnet, ſich ſogar ploͤtz-
lich hat entſchlieſen koͤnnen, ſeinen Einfall
dem herrnhutiſchen Loos zu unterwerfen.
Sonſtmuͤſte er ſchon herrnhutiſch geweſen
ſeyn. War er aber herrnhutiſch, ſo war
auch ſein Einfall dem Haupt der Gemeine
unterworfen. So war das Loos vergeblich.
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