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Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.

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von dem vorsetzlichen Meineid.
§. 6.

Es ist leicht zu ermessen, daß
bey einer so hochwichtigen Sache, da
ein Mensch seine zeitliche und ewige
Wolfahrt auf die Spitze setzet, und
den Herrscher aller welt anrufet, ih-
me sein Schicksaal auf die gantze Ewig-
keit zu bestimmen, der Satan als ein
Erbfeind der menschlichen Glückselig-
keit, nicht müßig seyn könne. Hier
siehet er bey Leuten, die in seiner Ge-
walt sind, eine Gelegenheit vor sich,
die er selbst nicht besser wünschen kan.
Gelingt es ihm, den Sünder dahin
zu bewegen, daß derselbe leichtsinnig
wird, und aus diesem erstaunenswür-
digen Geschäfte eine Kleinigkeit ma-
chet; so hat er viel gewonnen, und
die Seele, die er so geblendet hat,
wird ihm schwerlich entgehen. Er ist
ein Mörder und Lügner von

An-
B
von dem vorſetzlichen Meineid.
§. 6.

Es iſt leicht zu ermeſſen, daß
bey einer ſo hochwichtigen Sache, da
ein Menſch ſeine zeitliche und ewige
Wolfahrt auf die Spitze ſetzet, und
den Herrſcher aller welt anrufet, ih-
me ſein Schickſaal auf die gantze Ewig-
keit zu beſtimmen, der Satan als ein
Erbfeind der menſchlichen Gluͤckſelig-
keit, nicht muͤßig ſeyn koͤnne. Hier
ſiehet er bey Leuten, die in ſeiner Ge-
walt ſind, eine Gelegenheit vor ſich,
die er ſelbſt nicht beſſer wuͤnſchen kan.
Gelingt es ihm, den Suͤnder dahin
zu bewegen, daß derſelbe leichtſinnig
wird, und aus dieſem erſtaunenswuͤr-
digen Geſchaͤfte eine Kleinigkeit ma-
chet; ſo hat er viel gewonnen, und
die Seele, die er ſo geblendet hat,
wird ihm ſchwerlich entgehen. Er iſt
ein Moͤrder und Luͤgner von

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[17/0021] von dem vorſetzlichen Meineid. §. 6. Es iſt leicht zu ermeſſen, daß bey einer ſo hochwichtigen Sache, da ein Menſch ſeine zeitliche und ewige Wolfahrt auf die Spitze ſetzet, und den Herrſcher aller welt anrufet, ih- me ſein Schickſaal auf die gantze Ewig- keit zu beſtimmen, der Satan als ein Erbfeind der menſchlichen Gluͤckſelig- keit, nicht muͤßig ſeyn koͤnne. Hier ſiehet er bey Leuten, die in ſeiner Ge- walt ſind, eine Gelegenheit vor ſich, die er ſelbſt nicht beſſer wuͤnſchen kan. Gelingt es ihm, den Suͤnder dahin zu bewegen, daß derſelbe leichtſinnig wird, und aus dieſem erſtaunenswuͤr- digen Geſchaͤfte eine Kleinigkeit ma- chet; ſo hat er viel gewonnen, und die Seele, die er ſo geblendet hat, wird ihm ſchwerlich entgehen. Er iſt ein Moͤrder und Luͤgner von An- B

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/21>, abgerufen am 21.11.2024.