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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Neue Organisation des Handels. Kosten der Factorei.
Factoreivorsteher Gisbert Hemmij fand 1798 auf der Rückreise von
Yeddo einen geheimnissvollen Tod -- er soll sich vergiftet haben, weil
sein Einverständniss mit dem Fürsten von Satsuma entdeckt worden
wäre156). -- Meistens traten die Handelsvorsteher bei ihrer Rück-
kehr nach Batavia in den Rath von Indien, und übersahen dann
gern die Vergehungen ihrer Nachfolger, welche die Beweise ihrer
eigenen Ruchlosigkeit in Händen hatten. Willem Wardenaar, der
1798 nach Desima kam, hatte zuerst den Muth, die Unredlichkeit
seiner Vorgänger aufzudecken, und die Beweise davon, die gefälschten
Handelsbücher, nach Batavia zu bringen. Erst seit dieser Zeit kam
Ordnung in die Verwaltung der Factorei.

Von 1817 bis 1831 wurde der Handel wieder regelmässig mit
zwei, von 1831 an mit einem Schiffe jährlich betrieben. Der Kambang-
Handel wurde 1826 einer für die Beamten gegründeten "Particulieren
Handelssocietät" übergeben, 1831 aber von der Compagnie an eine
Gesellschaft von Kaufleuten in Batavia verpachtet; von dieser Zeit
an erhielten die Beamten auf Desima erhöhte feste Besoldungen.
Das Verhältniss zur japanischen Regierung blieb bis in die neueste
Zeit ein ununterbrochen freundschaftliches.

Die jährlichen Kosten der Factorei, nämlich die Miethe von
Desima, die Ausgaben der Hofreise, die Geschenke und alle Besol-
dungen an Japaner -- mit Ausschluss der Besoldung der hollän-
dischen Beamten -- sollen in den letzten Jahren der Einschliessung
noch 40,000 Gulden betragen haben. -- Die Kosten der Factorei in
Firando beliefen sich in den Jahren der Blüthe durchschnittlich
auf 265,000 Gulden, die von Desima um 1672 auf 162,000 Gulden
und in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wo der Handel ganz
danieder lag, noch auf 141,000 Gulden. Das Personal der Factorei
bestand gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts noch aus mehr als
zwanzig Personen, in neuerer Zeit dagegen nur aus dem Handels-
vorsteher, einem Packhausmeister, der zugleich Buchführer war,

156) Die Sache ist niemals ganz aufgeklärt worden. -- Von Hemmij's beiden ja-
panischen Dienern, wurde der eine festgehalten und hingerichtet, der andere entkam
und soll beim Fürsten von Satsuma eine Zuflucht gefunden haben. Die japanische
Regierung hat Hemmij niemals angeklagt, im Gegentheile den Holländern ihr Beileid
über dessen Tod bezeigen lassen und seinem Andenken 30 Pikul Kupfer verehrt.
Dies ist kein Beweis für seine Unschuld, da nach japanischen Begriffen der Selbst-
mord jeden Flecken der Ehre tilgt. -- Hemmij hinterliess ansehnliche Schulden in
Japan. --

Neue Organisation des Handels. Kosten der Factorei.
Factoreivorsteher Gisbert Hemmij fand 1798 auf der Rückreise von
Yeddo einen geheimnissvollen Tod — er soll sich vergiftet haben, weil
sein Einverständniss mit dem Fürsten von Satsuma entdeckt worden
wäre156). — Meistens traten die Handelsvorsteher bei ihrer Rück-
kehr nach Batavia in den Rath von Indien, und übersahen dann
gern die Vergehungen ihrer Nachfolger, welche die Beweise ihrer
eigenen Ruchlosigkeit in Händen hatten. Willem Wardenaar, der
1798 nach Desima kam, hatte zuerst den Muth, die Unredlichkeit
seiner Vorgänger aufzudecken, und die Beweise davon, die gefälschten
Handelsbücher, nach Batavia zu bringen. Erst seit dieser Zeit kam
Ordnung in die Verwaltung der Factorei.

Von 1817 bis 1831 wurde der Handel wieder regelmässig mit
zwei, von 1831 an mit einem Schiffe jährlich betrieben. Der Kambang-
Handel wurde 1826 einer für die Beamten gegründeten »Particulieren
Handelssocietät« übergeben, 1831 aber von der Compagnie an eine
Gesellschaft von Kaufleuten in Batavia verpachtet; von dieser Zeit
an erhielten die Beamten auf Desima erhöhte feste Besoldungen.
Das Verhältniss zur japanischen Regierung blieb bis in die neueste
Zeit ein ununterbrochen freundschaftliches.

Die jährlichen Kosten der Factorei, nämlich die Miethe von
Desima, die Ausgaben der Hofreise, die Geschenke und alle Besol-
dungen an Japaner — mit Ausschluss der Besoldung der hollän-
dischen Beamten — sollen in den letzten Jahren der Einschliessung
noch 40,000 Gulden betragen haben. — Die Kosten der Factorei in
Firando beliefen sich in den Jahren der Blüthe durchschnittlich
auf 265,000 Gulden, die von Desima um 1672 auf 162,000 Gulden
und in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wo der Handel ganz
danieder lag, noch auf 141,000 Gulden. Das Personal der Factorei
bestand gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts noch aus mehr als
zwanzig Personen, in neuerer Zeit dagegen nur aus dem Handels-
vorsteher, einem Packhausmeister, der zugleich Buchführer war,

156) Die Sache ist niemals ganz aufgeklärt worden. — Von Hemmij’s beiden ja-
panischen Dienern, wurde der eine festgehalten und hingerichtet, der andere entkam
und soll beim Fürsten von Satsuma eine Zuflucht gefunden haben. Die japanische
Regierung hat Hemmij niemals angeklagt, im Gegentheile den Holländern ihr Beileid
über dessen Tod bezeigen lassen und seinem Andenken 30 Pikul Kupfer verehrt.
Dies ist kein Beweis für seine Unschuld, da nach japanischen Begriffen der Selbst-
mord jeden Flecken der Ehre tilgt. — Hemmij hinterliess ansehnliche Schulden in
Japan. —
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[153/0183] Neue Organisation des Handels. Kosten der Factorei. Factoreivorsteher Gisbert Hemmij fand 1798 auf der Rückreise von Yeddo einen geheimnissvollen Tod — er soll sich vergiftet haben, weil sein Einverständniss mit dem Fürsten von Satsuma entdeckt worden wäre 156). — Meistens traten die Handelsvorsteher bei ihrer Rück- kehr nach Batavia in den Rath von Indien, und übersahen dann gern die Vergehungen ihrer Nachfolger, welche die Beweise ihrer eigenen Ruchlosigkeit in Händen hatten. Willem Wardenaar, der 1798 nach Desima kam, hatte zuerst den Muth, die Unredlichkeit seiner Vorgänger aufzudecken, und die Beweise davon, die gefälschten Handelsbücher, nach Batavia zu bringen. Erst seit dieser Zeit kam Ordnung in die Verwaltung der Factorei. Von 1817 bis 1831 wurde der Handel wieder regelmässig mit zwei, von 1831 an mit einem Schiffe jährlich betrieben. Der Kambang- Handel wurde 1826 einer für die Beamten gegründeten »Particulieren Handelssocietät« übergeben, 1831 aber von der Compagnie an eine Gesellschaft von Kaufleuten in Batavia verpachtet; von dieser Zeit an erhielten die Beamten auf Desima erhöhte feste Besoldungen. Das Verhältniss zur japanischen Regierung blieb bis in die neueste Zeit ein ununterbrochen freundschaftliches. Die jährlichen Kosten der Factorei, nämlich die Miethe von Desima, die Ausgaben der Hofreise, die Geschenke und alle Besol- dungen an Japaner — mit Ausschluss der Besoldung der hollän- dischen Beamten — sollen in den letzten Jahren der Einschliessung noch 40,000 Gulden betragen haben. — Die Kosten der Factorei in Firando beliefen sich in den Jahren der Blüthe durchschnittlich auf 265,000 Gulden, die von Desima um 1672 auf 162,000 Gulden und in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wo der Handel ganz danieder lag, noch auf 141,000 Gulden. Das Personal der Factorei bestand gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts noch aus mehr als zwanzig Personen, in neuerer Zeit dagegen nur aus dem Handels- vorsteher, einem Packhausmeister, der zugleich Buchführer war, 156) Die Sache ist niemals ganz aufgeklärt worden. — Von Hemmij’s beiden ja- panischen Dienern, wurde der eine festgehalten und hingerichtet, der andere entkam und soll beim Fürsten von Satsuma eine Zuflucht gefunden haben. Die japanische Regierung hat Hemmij niemals angeklagt, im Gegentheile den Holländern ihr Beileid über dessen Tod bezeigen lassen und seinem Andenken 30 Pikul Kupfer verehrt. Dies ist kein Beweis für seine Unschuld, da nach japanischen Begriffen der Selbst- mord jeden Flecken der Ehre tilgt. — Hemmij hinterliess ansehnliche Schulden in Japan. —

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/183>, abgerufen am 27.11.2024.