[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.Der Ueberfall Chwostow's. die Behörden jede Bezahlung für die während des langen Aufent-haltes gelieferten Lebensbedürfnisse zurück, und versahen die Fre- gatte bei der Abfahrt noch reichlich mit allen Vorräthen, welche ihr Land zu bieten vermochte. Der Aufenthalt der Nadejda in Japan hatte über sechs Monate Der russische Ueberfall geschah 1807. Im Frühjahr 1808 von Seiten des Siogun zu überreichen hatten. Die Zurückweisung dieser Geschenke durch die Russen hätte die japanischen Beamten nach Doeff's Darstellung das Leben gekostet. 161) Man brachte sie den Holländern auf Desima zum Uebersetzen.
Der Ueberfall Chwostow’s. die Behörden jede Bezahlung für die während des langen Aufent-haltes gelieferten Lebensbedürfnisse zurück, und versahen die Fre- gatte bei der Abfahrt noch reichlich mit allen Vorräthen, welche ihr Land zu bieten vermochte. Der Aufenthalt der Nadejda in Japan hatte über sechs Monate Der russische Ueberfall geschah 1807. Im Frühjahr 1808 von Seiten des Siogun zu überreichen hatten. Die Zurückweisung dieser Geschenke durch die Russen hätte die japanischen Beamten nach Doeff’s Darstellung das Leben gekostet. 161) Man brachte sie den Holländern auf Desima zum Uebersetzen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0189" n="159"/><fw place="top" type="header">Der Ueberfall <persName ref="nognd">Chwostow’s</persName>.</fw><lb/> die Behörden jede Bezahlung für die während des langen Aufent-<lb/> haltes gelieferten Lebensbedürfnisse zurück, und versahen die Fre-<lb/> gatte bei der Abfahrt noch reichlich mit allen Vorräthen, welche<lb/> ihr Land zu bieten vermochte.</p><lb/> <p>Der Aufenthalt der Nadejda in <placeName>Japan</placeName> hatte über sechs Monate<lb/> gedauert, sie segelte zunächst nach <placeName>Kamtschatka</placeName>. Von da reiste <persName ref="http://d-nb.info/gnd/12380230X">Re-<lb/> sanoff</persName> auf einem von dem Flottenlieutenant <persName ref="nognd">Chwostow</persName> befehligten<lb/> Schiffe der russischen Pelzcompagnie nach <placeName>Amerika</placeName> und wieder<lb/> zurück nach <placeName>Ochotsk</placeName>, dann nach dem Inneren von <placeName>Sibirien</placeName>, wo er<lb/> auf der Heimreise starb. <persName ref="nognd">Chwostow</persName> aber überfiel mit zwei Schiffen<lb/> der Pelzcompagnie die japanischen Dörfer auf den südlichen <hi rendition="#k"><placeName>Kurilen</placeName></hi>,<lb/> liess sie plündern und niederbrennen und schleppte einige Einwohner<lb/> mit fort. Er hinterliess mehrere Schreiben in französischer und<lb/> russischer Sprache<note place="foot" n="161)">Man brachte sie den Holländern auf <hi rendition="#k"><placeName>Desima</placeName></hi> zum Uebersetzen.</note>, welche, in sehr hochfahrendem Ton ver-<lb/> fasst, den japanischen Handel im Norden so lange zu stören drohten,<lb/> bis die Regierung des <hi rendition="#k">Siogun</hi> sich zum Handelsverkehr mit <placeName>Russ-<lb/> land</placeName> bereit zeigen würde. Diese gelinde Maassregel solle ihnen<lb/> zeigen, dass die nördlichen Theile des japanischen Reiches ganz<lb/> der Willkühr ihres mächtigen Nachbarn Preis gegeben seien, und<lb/> dass diese Länder ihnen leicht einmal verloren gehen könnten,<lb/> wenn die Regierung auf ihrer eigensinnigen Weigerung beharre. —<lb/> Es unterliegt selbst nach den russischen Berichten keinem Zweifel,<lb/> dass dieser Raubzug von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/12380230X">Resanoff</persName> veranlasst worden ist, die kaiserlich<lb/> russische Regierung aber missbilligte das Verfahren <persName ref="nognd">Chwostow’s</persName>,<lb/> welchen ein früher Tod der Verantwortung entzog.</p><lb/> <p>Der russische Ueberfall geschah 1807. Im Frühjahr 1808<lb/> sandte die Regierung von <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi> den Fürsten von <hi rendition="#k"><placeName>Yetsisen</placeName></hi> mit<lb/> etwa tausend Mann nach <placeName>Cap <hi rendition="#k">Soga</hi></placeName>, der Nordspitze von <hi rendition="#k"><placeName>Yeso</placeName></hi>, und<lb/> liess den Befehl an die Küstenbehörden ergehen, alle russischen<lb/> Schiffe feindselig zu behandeln. Als daher die von der Regierung<lb/> des Czaren zur näheren Erforschung jener Meere abgeschickte<lb/> Corvette Diana im Sommer 1811 bei den <hi rendition="#k"><placeName>Kurilen</placeName></hi> erschien und, um<lb/> Lebensmittel zu erlangen, in Verkehr mit den dortigen Japanern<lb/> zu treten suchte, lockte der Commandant einer Festung auf <hi rendition="#k"><placeName>Kunašir</placeName></hi><lb/> den Befehlshaber Capitän <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119529750">Golownin</persName> an das Land und nahm ihn nebst<lb/><note xml:id="note-0189" prev="#note-0188a" place="foot" n="160)">von Seiten des <hi rendition="#k">Siogun</hi> zu überreichen hatten. Die Zurückweisung dieser Geschenke<lb/> durch die Russen hätte die japanischen Beamten nach <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124771955">Doeff’s</persName> Darstellung das Leben<lb/> gekostet.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0189]
Der Ueberfall Chwostow’s.
die Behörden jede Bezahlung für die während des langen Aufent-
haltes gelieferten Lebensbedürfnisse zurück, und versahen die Fre-
gatte bei der Abfahrt noch reichlich mit allen Vorräthen, welche
ihr Land zu bieten vermochte.
Der Aufenthalt der Nadejda in Japan hatte über sechs Monate
gedauert, sie segelte zunächst nach Kamtschatka. Von da reiste Re-
sanoff auf einem von dem Flottenlieutenant Chwostow befehligten
Schiffe der russischen Pelzcompagnie nach Amerika und wieder
zurück nach Ochotsk, dann nach dem Inneren von Sibirien, wo er
auf der Heimreise starb. Chwostow aber überfiel mit zwei Schiffen
der Pelzcompagnie die japanischen Dörfer auf den südlichen Kurilen,
liess sie plündern und niederbrennen und schleppte einige Einwohner
mit fort. Er hinterliess mehrere Schreiben in französischer und
russischer Sprache 161), welche, in sehr hochfahrendem Ton ver-
fasst, den japanischen Handel im Norden so lange zu stören drohten,
bis die Regierung des Siogun sich zum Handelsverkehr mit Russ-
land bereit zeigen würde. Diese gelinde Maassregel solle ihnen
zeigen, dass die nördlichen Theile des japanischen Reiches ganz
der Willkühr ihres mächtigen Nachbarn Preis gegeben seien, und
dass diese Länder ihnen leicht einmal verloren gehen könnten,
wenn die Regierung auf ihrer eigensinnigen Weigerung beharre. —
Es unterliegt selbst nach den russischen Berichten keinem Zweifel,
dass dieser Raubzug von Resanoff veranlasst worden ist, die kaiserlich
russische Regierung aber missbilligte das Verfahren Chwostow’s,
welchen ein früher Tod der Verantwortung entzog.
Der russische Ueberfall geschah 1807. Im Frühjahr 1808
sandte die Regierung von Yeddo den Fürsten von Yetsisen mit
etwa tausend Mann nach Cap Soga, der Nordspitze von Yeso, und
liess den Befehl an die Küstenbehörden ergehen, alle russischen
Schiffe feindselig zu behandeln. Als daher die von der Regierung
des Czaren zur näheren Erforschung jener Meere abgeschickte
Corvette Diana im Sommer 1811 bei den Kurilen erschien und, um
Lebensmittel zu erlangen, in Verkehr mit den dortigen Japanern
zu treten suchte, lockte der Commandant einer Festung auf Kunašir
den Befehlshaber Capitän Golownin an das Land und nahm ihn nebst
160)
161) Man brachte sie den Holländern auf Desima zum Uebersetzen.
160) von Seiten des Siogun zu überreichen hatten. Die Zurückweisung dieser Geschenke
durch die Russen hätte die japanischen Beamten nach Doeff’s Darstellung das Leben
gekostet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |