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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Versuch der Engländer, die Niederländer aus Japan zu verdrängen.
Sorgsamkeit der Japaner für ihre verlassenen Gäste erscheint in
Doeff's Schilderungen im schönsten Lichte.

Im Juli 1813 endlich wurde gemeldet, dass zwei europäische
Schiffe mit der von Doeff vorgeschriebenen Signalflagge in Sicht
seien. Der Statthalter schickte ein Boot auf die Rhede hinaus, um
die Schiffspapiere in Empfang zu nehmen167), aus welchen hervor-
ging, dass Wardenaar, Doeff's Vorgänger im Amt, als Regierungs-
Commissar, und ein Herr Cassa, der ihn ablösen sollte, mit mehreren
Beamten für die Factorei sich an Bord befänden. Man glaubte,
der Frieden sei geschlossen, und liess die Schiffe in den Hafen
kommen. Es fiel sogleich auf, dass alle Officiere englisch sprachen,
doch wähnten die Japaner, es seien wieder amerikanische, von den
Holländern befrachtete Fahrzeuge, wie sie während der Kriegsjahre
schon häufig nach Nangasaki gekommen waren. Doeff holte seinen
ehemaligen Vorgesetzten Wardenaar nach Desima, wo ihm dieser
unter Einhändigung eines von Sir Stamford Raffles, Gouverneur
von Java, unterzeichneten Schreibens eröffnete, dass die Nieder-
lande
dem französischen Kaiserreiche einverleibt, Batavia aber in die
Hände der Engländer übergegangen und alle anderen ostindischen
Colonieen und Dependenzien in der Capitulation von Batavia mit-
begriffen seien; demzufolge sei er beauftragt, sich Desima für die
englische Regierung ausliefern zu lassen und die neuen Beamten
der nunmehr englischen Factorei dort zu installiren. -- Doeff war
in einer sonderbaren Lage: er hörte jetzt zum ersten Male, dass er
kein Vaterland mehr habe; sein ehemaliger Vorgesetzter, den er
auf das höchste achtete, trat ihm gewissermaassen als Verräther
entgegen und verlangte die Auslieferung des letzten Fleckchens
Erde, wo noch die holländische Flagge wehte, an den Feind; zu-
gleich musste er sich sagen, dass die Ankömmlinge ganz in seiner
Gewalt seien, denn die Erbitterung der Japaner über die von Pellew
erlittene Schmach war keineswegs beschwichtigt. So weigerte sich
denn Doeff nach kurzem Bedenken mit grosser Geistesgegenwart,
die Factorei auszuliefern, und eröffnete Wardenaar, dass die Japaner

167) Seit der Anwesenheit des Phaeton mussten alle Schiffe bei den "Noorder
Cavallos
" (Iwosima) genannten Inseln ausserhalb der Bucht von Nangasaki zu Anker
gehen; von dort wurden die Schiffspapiere und Einige von der Mannschaft als Geisseln
abgeholt. Die japanischen Beamten stiegen an Bord, wenn Alles in Ordnung be-
funden wurde, und ertheilten die Erlaubniss zum Lichten der Anker. Am Eingange
der Bucht, unter dem Papenberge, musste noch einmal geankert werden.

Versuch der Engländer, die Niederländer aus Japan zu verdrängen.
Sorgsamkeit der Japaner für ihre verlassenen Gäste erscheint in
Doeff’s Schilderungen im schönsten Lichte.

Im Juli 1813 endlich wurde gemeldet, dass zwei europäische
Schiffe mit der von Doeff vorgeschriebenen Signalflagge in Sicht
seien. Der Statthalter schickte ein Boot auf die Rhede hinaus, um
die Schiffspapiere in Empfang zu nehmen167), aus welchen hervor-
ging, dass Wardenaar, Doeff’s Vorgänger im Amt, als Regierungs-
Commissar, und ein Herr Cassa, der ihn ablösen sollte, mit mehreren
Beamten für die Factorei sich an Bord befänden. Man glaubte,
der Frieden sei geschlossen, und liess die Schiffe in den Hafen
kommen. Es fiel sogleich auf, dass alle Officiere englisch sprachen,
doch wähnten die Japaner, es seien wieder amerikanische, von den
Holländern befrachtete Fahrzeuge, wie sie während der Kriegsjahre
schon häufig nach Naṅgasaki gekommen waren. Doeff holte seinen
ehemaligen Vorgesetzten Wardenaar nach Desima, wo ihm dieser
unter Einhändigung eines von Sir Stamford Raffles, Gouverneur
von Java, unterzeichneten Schreibens eröffnete, dass die Nieder-
lande
dem französischen Kaiserreiche einverleibt, Batavia aber in die
Hände der Engländer übergegangen und alle anderen ostindischen
Colonieen und Dependenzien in der Capitulation von Batavia mit-
begriffen seien; demzufolge sei er beauftragt, sich Desima für die
englische Regierung ausliefern zu lassen und die neuen Beamten
der nunmehr englischen Factorei dort zu installiren. — Doeff war
in einer sonderbaren Lage: er hörte jetzt zum ersten Male, dass er
kein Vaterland mehr habe; sein ehemaliger Vorgesetzter, den er
auf das höchste achtete, trat ihm gewissermaassen als Verräther
entgegen und verlangte die Auslieferung des letzten Fleckchens
Erde, wo noch die holländische Flagge wehte, an den Feind; zu-
gleich musste er sich sagen, dass die Ankömmlinge ganz in seiner
Gewalt seien, denn die Erbitterung der Japaner über die von Pellew
erlittene Schmach war keineswegs beschwichtigt. So weigerte sich
denn Doeff nach kurzem Bedenken mit grosser Geistesgegenwart,
die Factorei auszuliefern, und eröffnete Wardenaar, dass die Japaner

167) Seit der Anwesenheit des Phaëton mussten alle Schiffe bei den »Noorder
Cavallos
« (Iwosima) genannten Inseln ausserhalb der Bucht von Naṅgasaki zu Anker
gehen; von dort wurden die Schiffspapiere und Einige von der Mannschaft als Geisseln
abgeholt. Die japanischen Beamten stiegen an Bord, wenn Alles in Ordnung be-
funden wurde, und ertheilten die Erlaubniss zum Lichten der Anker. Am Eingange
der Bucht, unter dem Papenberge, musste noch einmal geankert werden.
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[165/0195] Versuch der Engländer, die Niederländer aus Japan zu verdrängen. Sorgsamkeit der Japaner für ihre verlassenen Gäste erscheint in Doeff’s Schilderungen im schönsten Lichte. Im Juli 1813 endlich wurde gemeldet, dass zwei europäische Schiffe mit der von Doeff vorgeschriebenen Signalflagge in Sicht seien. Der Statthalter schickte ein Boot auf die Rhede hinaus, um die Schiffspapiere in Empfang zu nehmen 167), aus welchen hervor- ging, dass Wardenaar, Doeff’s Vorgänger im Amt, als Regierungs- Commissar, und ein Herr Cassa, der ihn ablösen sollte, mit mehreren Beamten für die Factorei sich an Bord befänden. Man glaubte, der Frieden sei geschlossen, und liess die Schiffe in den Hafen kommen. Es fiel sogleich auf, dass alle Officiere englisch sprachen, doch wähnten die Japaner, es seien wieder amerikanische, von den Holländern befrachtete Fahrzeuge, wie sie während der Kriegsjahre schon häufig nach Naṅgasaki gekommen waren. Doeff holte seinen ehemaligen Vorgesetzten Wardenaar nach Desima, wo ihm dieser unter Einhändigung eines von Sir Stamford Raffles, Gouverneur von Java, unterzeichneten Schreibens eröffnete, dass die Nieder- lande dem französischen Kaiserreiche einverleibt, Batavia aber in die Hände der Engländer übergegangen und alle anderen ostindischen Colonieen und Dependenzien in der Capitulation von Batavia mit- begriffen seien; demzufolge sei er beauftragt, sich Desima für die englische Regierung ausliefern zu lassen und die neuen Beamten der nunmehr englischen Factorei dort zu installiren. — Doeff war in einer sonderbaren Lage: er hörte jetzt zum ersten Male, dass er kein Vaterland mehr habe; sein ehemaliger Vorgesetzter, den er auf das höchste achtete, trat ihm gewissermaassen als Verräther entgegen und verlangte die Auslieferung des letzten Fleckchens Erde, wo noch die holländische Flagge wehte, an den Feind; zu- gleich musste er sich sagen, dass die Ankömmlinge ganz in seiner Gewalt seien, denn die Erbitterung der Japaner über die von Pellew erlittene Schmach war keineswegs beschwichtigt. So weigerte sich denn Doeff nach kurzem Bedenken mit grosser Geistesgegenwart, die Factorei auszuliefern, und eröffnete Wardenaar, dass die Japaner 167) Seit der Anwesenheit des Phaëton mussten alle Schiffe bei den »Noorder Cavallos« (Iwosima) genannten Inseln ausserhalb der Bucht von Naṅgasaki zu Anker gehen; von dort wurden die Schiffspapiere und Einige von der Mannschaft als Geisseln abgeholt. Die japanischen Beamten stiegen an Bord, wenn Alles in Ordnung be- funden wurde, und ertheilten die Erlaubniss zum Lichten der Anker. Am Eingange der Bucht, unter dem Papenberge, musste noch einmal geankert werden.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/195>, abgerufen am 27.11.2024.