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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Der zweite amerikanische Vertrag.
und seine Minister hätten den besten Willen, aber es lägen Umstände
vor, welche die Unterzeichnung für jetzt unmöglich machten; die
Bevollmächtigten könnten nicht wünschen eine Staatsumwälzung,
einen Bürgerkrieg hervorzurufen, dessen Ausgang nicht abzusehen
wäre; man möge sie nicht drängen, sie hofften die Schwierigkeiten
noch vor dem Herbst zu überwinden. -- Die Hindernisse zeigten
sich für den Augenblick unbesiegbar; so reisten denn die Herren
Harris und Donker Curtius, nachdem die Verträge fertig aufgesetzt
waren, doch unverrichteter Sache von der Hauptstadt wieder ab.

Mr. Harris war noch nicht lange in Simoda zurück, als dort
eine amerikanische Fregatte mit der Nachricht von der Einnahme
der Taku-Forts und der Unterzeichnung des Friedens von Tientsin
eintraf, durch welchen die Westmächte das Recht der diplomatischen
Vertretung in Peking erhielten. Er begab sich nun sofort mit dieser
Nachricht nach Kanagava; die Regierung sträubte sich nicht länger,
sondern vollzog, in der Ueberzeugung, dass die siegreichen Flotten
sich jetzt gegen Japan wenden würden, die Unterzeichnung des
während des Winters verhandelten Tractates. Sie wich auch dieses
Mal nur dem Drange der Ereignisse und fügte sich den Amerikanern
freundschaftlich, um bei der Ankunft der Engländer und Franzosen
nicht den Schein einer Niederlage zu haben. Am 10. August traf
Lord Elgin mit einem englischen Geschwader im Hafen von Simoda
ein. Alle Bemühungen des dortigen Gouverneurs, ihn von der
Weiterreise nach der Hauptstadt abzuhalten, blieben fruchtlos; die
Schiffe stachen schon am zwölften wieder in See und gingen, nach-
dem die Japaner sie noch bei Uraga vergebens aufzuhalten gesucht
hatten, an demselben Nachmittage auf der Rhede von Yeddo zu Anker.
Die Aufnahme von Seiten der Behörden war sehr zuvorkommend
und die Verhandlungen gingen durch die Hülfe des Herrn Heusken
rasch und ohne Anstoss von Statten, schon am 26. August wurde
der mit dem amerikanischen fast gleichlautende Vertrag unterzeichnet.
Er gab den Engländern das Recht, einen diplomatischen Vertreter
in Yeddo und Consuln in den zu eröffnenden Häfen anzustellen; ihr
Vertreter sollte die Befugniss haben, überall im Lande frei umher-
zureisen. Ausser den Häfen von Nangasaki, Hakodade und Kana-
gava
179), welche vom 1. Juli 1859 an dem Verkehr zu eröffnen
waren, sollten die Häfen von Neagata am 1. Januar 1862 und
Fiogo am 1. Januar 1863 freigegeben werden. Auch in Yeddo

179) Simoda war als für den Handel unzweckmässig ganz aufgegeben worden.

Der zweite amerikanische Vertrag.
und seine Minister hätten den besten Willen, aber es lägen Umstände
vor, welche die Unterzeichnung für jetzt unmöglich machten; die
Bevollmächtigten könnten nicht wünschen eine Staatsumwälzung,
einen Bürgerkrieg hervorzurufen, dessen Ausgang nicht abzusehen
wäre; man möge sie nicht drängen, sie hofften die Schwierigkeiten
noch vor dem Herbst zu überwinden. — Die Hindernisse zeigten
sich für den Augenblick unbesiegbar; so reisten denn die Herren
Harris und Donker Curtius, nachdem die Verträge fertig aufgesetzt
waren, doch unverrichteter Sache von der Hauptstadt wieder ab.

Mr. Harris war noch nicht lange in Simoda zurück, als dort
eine amerikanische Fregatte mit der Nachricht von der Einnahme
der Taku-Forts und der Unterzeichnung des Friedens von Tientsin
eintraf, durch welchen die Westmächte das Recht der diplomatischen
Vertretung in Pekiṅg erhielten. Er begab sich nun sofort mit dieser
Nachricht nach Kanagava; die Regierung sträubte sich nicht länger,
sondern vollzog, in der Ueberzeugung, dass die siegreichen Flotten
sich jetzt gegen Japan wenden würden, die Unterzeichnung des
während des Winters verhandelten Tractates. Sie wich auch dieses
Mal nur dem Drange der Ereignisse und fügte sich den Amerikanern
freundschaftlich, um bei der Ankunft der Engländer und Franzosen
nicht den Schein einer Niederlage zu haben. Am 10. August traf
Lord Elgin mit einem englischen Geschwader im Hafen von Simoda
ein. Alle Bemühungen des dortigen Gouverneurs, ihn von der
Weiterreise nach der Hauptstadt abzuhalten, blieben fruchtlos; die
Schiffe stachen schon am zwölften wieder in See und gingen, nach-
dem die Japaner sie noch bei Uraga vergebens aufzuhalten gesucht
hatten, an demselben Nachmittage auf der Rhede von Yeddo zu Anker.
Die Aufnahme von Seiten der Behörden war sehr zuvorkommend
und die Verhandlungen gingen durch die Hülfe des Herrn Heusken
rasch und ohne Anstoss von Statten, schon am 26. August wurde
der mit dem amerikanischen fast gleichlautende Vertrag unterzeichnet.
Er gab den Engländern das Recht, einen diplomatischen Vertreter
in Yeddo und Consuln in den zu eröffnenden Häfen anzustellen; ihr
Vertreter sollte die Befugniss haben, überall im Lande frei umher-
zureisen. Ausser den Häfen von Naṅgasaki, Hakodade und Kana-
gava
179), welche vom 1. Juli 1859 an dem Verkehr zu eröffnen
waren, sollten die Häfen von Neagata am 1. Januar 1862 und
Fiogo am 1. Januar 1863 freigegeben werden. Auch in Yeddo

179) Simoda war als für den Handel unzweckmässig ganz aufgegeben worden.
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[181/0211] Der zweite amerikanische Vertrag. und seine Minister hätten den besten Willen, aber es lägen Umstände vor, welche die Unterzeichnung für jetzt unmöglich machten; die Bevollmächtigten könnten nicht wünschen eine Staatsumwälzung, einen Bürgerkrieg hervorzurufen, dessen Ausgang nicht abzusehen wäre; man möge sie nicht drängen, sie hofften die Schwierigkeiten noch vor dem Herbst zu überwinden. — Die Hindernisse zeigten sich für den Augenblick unbesiegbar; so reisten denn die Herren Harris und Donker Curtius, nachdem die Verträge fertig aufgesetzt waren, doch unverrichteter Sache von der Hauptstadt wieder ab. Mr. Harris war noch nicht lange in Simoda zurück, als dort eine amerikanische Fregatte mit der Nachricht von der Einnahme der Taku-Forts und der Unterzeichnung des Friedens von Tientsin eintraf, durch welchen die Westmächte das Recht der diplomatischen Vertretung in Pekiṅg erhielten. Er begab sich nun sofort mit dieser Nachricht nach Kanagava; die Regierung sträubte sich nicht länger, sondern vollzog, in der Ueberzeugung, dass die siegreichen Flotten sich jetzt gegen Japan wenden würden, die Unterzeichnung des während des Winters verhandelten Tractates. Sie wich auch dieses Mal nur dem Drange der Ereignisse und fügte sich den Amerikanern freundschaftlich, um bei der Ankunft der Engländer und Franzosen nicht den Schein einer Niederlage zu haben. Am 10. August traf Lord Elgin mit einem englischen Geschwader im Hafen von Simoda ein. Alle Bemühungen des dortigen Gouverneurs, ihn von der Weiterreise nach der Hauptstadt abzuhalten, blieben fruchtlos; die Schiffe stachen schon am zwölften wieder in See und gingen, nach- dem die Japaner sie noch bei Uraga vergebens aufzuhalten gesucht hatten, an demselben Nachmittage auf der Rhede von Yeddo zu Anker. Die Aufnahme von Seiten der Behörden war sehr zuvorkommend und die Verhandlungen gingen durch die Hülfe des Herrn Heusken rasch und ohne Anstoss von Statten, schon am 26. August wurde der mit dem amerikanischen fast gleichlautende Vertrag unterzeichnet. Er gab den Engländern das Recht, einen diplomatischen Vertreter in Yeddo und Consuln in den zu eröffnenden Häfen anzustellen; ihr Vertreter sollte die Befugniss haben, überall im Lande frei umher- zureisen. Ausser den Häfen von Naṅgasaki, Hakodade und Kana- gava 179), welche vom 1. Juli 1859 an dem Verkehr zu eröffnen waren, sollten die Häfen von Neagata am 1. Januar 1862 und Fiogo am 1. Januar 1863 freigegeben werden. Auch in Yeddo 179) Simoda war als für den Handel unzweckmässig ganz aufgegeben worden.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/211>, abgerufen am 24.11.2024.