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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Ankunft in Singapore. I.
Singapore erst um acht Uhr Abends erreichte. Trotz dem hellen
Mondlicht konnte die Flagge nicht erkannt werden, und auch die
Reisenden bemühten sich vergebens unter den rings geankerten
Schiffen ihre Landsleute herauszufinden -- da drangen plötzlich
heitere Klänge durch die stille Luft, zuerst verschwimmend und
unkenntlich, dann stärker und immer deutlicher: es war der Refrain
des Preussenliedes, der in vollen Accorden zu uns herüberschallte. --
Gleich darauf fiel der Anker.

Nun erschienen die Boote der Arkona und Thetis, zuerst der
Flaggen-Officier Lieutenant von Schleinitz, dann der Geschwader-
Chef, Capitän Sundewall, und Capitän Jachmann von der Thetis.
Auch der Capitän des auf der Rhede liegenden englischen Kriegs-
schiffes Assaye, der Legations-Secretär Pieschel und einige andere
auf unseren Schiffen angekommene Expeditionsmitglieder fanden
sich noch am Abend zur Begrüssung des Gesandten ein, die halbe
Nacht wurde auf Deck verschwatzt. Die zahllosen Lichter am Ufer,
die im weiten Bogen hingestreckte Stadt bezeichnend, die im un-
gewissen Dämmerlichte des Mondes unabsehbar scheinende Menge
der Masten ringsumher, die klare schimmernde See, in ruhigem
Glanze tausend Sterne des Himmels und der Erde wiederspiegelnd,
nur hier und da gefurcht von plätschernden Booten, -- die balsa-
mische Milde der Tropennacht übten einen mächtigen Zauber auf
die Sinne. Die über Land Gereisten hatten eine gute Strecke Weges
schnell und glücklich zurückgelegt und fanden nun hier an den
preussischen Kriegsschiffen ein Stückchen Heimath wieder; -- die
Anderen mussten, das Cap der Guten Hoffnung umsegelnd, in den
südlichen Breiten heftige Stürme und viel Drangsal und Noth
bestehen, -- sie waren schon längere Zeit von der Heimath entfernt
und erhielten durch uns die neuesten Nachrichten. Es gab tausen-
derlei zu erzählen und Niemand fühlte das Bedürfniss nach Schlaf.

3. August
1860.
Am folgenden Morgen erschien der Adjutant des Gouver-
neurs an Bord, um den Gesandten zu bewillkommnen. Das Schiff
war von Kähnen umlagert, die Bootsleute meist langgeschwänzte
Chinesen. Der Gesandte bestieg mit seinem Gefolge unter Führung
des englischen Adjutanten und des preussischen Consuls die Boote
unserer Kriegsschiffe und fuhr nach dem Landungsplatze, wo eine
Abtheilung des 40. Native-Madras-Regiments aufgestellt war. Dort
empfing ihn der Oberrichter der Colonie, Sir Richard B. Mc.' Caus-
land
, mit einem zahlreichen Stabe, und führte ihn unter den

Ankunft in Singapore. I.
Singapore erst um acht Uhr Abends erreichte. Trotz dem hellen
Mondlicht konnte die Flagge nicht erkannt werden, und auch die
Reisenden bemühten sich vergebens unter den rings geankerten
Schiffen ihre Landsleute herauszufinden — da drangen plötzlich
heitere Klänge durch die stille Luft, zuerst verschwimmend und
unkenntlich, dann stärker und immer deutlicher: es war der Refrain
des Preussenliedes, der in vollen Accorden zu uns herüberschallte. —
Gleich darauf fiel der Anker.

Nun erschienen die Boote der Arkona und Thetis, zuerst der
Flaggen-Officier Lieutenant von Schleinitz, dann der Geschwader-
Chef, Capitän Sundewall, und Capitän Jachmann von der Thetis.
Auch der Capitän des auf der Rhede liegenden englischen Kriegs-
schiffes Assaye, der Legations-Secretär Pieschel und einige andere
auf unseren Schiffen angekommene Expeditionsmitglieder fanden
sich noch am Abend zur Begrüssung des Gesandten ein, die halbe
Nacht wurde auf Deck verschwatzt. Die zahllosen Lichter am Ufer,
die im weiten Bogen hingestreckte Stadt bezeichnend, die im un-
gewissen Dämmerlichte des Mondes unabsehbar scheinende Menge
der Masten ringsumher, die klare schimmernde See, in ruhigem
Glanze tausend Sterne des Himmels und der Erde wiederspiegelnd,
nur hier und da gefurcht von plätschernden Booten, — die balsa-
mische Milde der Tropennacht übten einen mächtigen Zauber auf
die Sinne. Die über Land Gereisten hatten eine gute Strecke Weges
schnell und glücklich zurückgelegt und fanden nun hier an den
preussischen Kriegsschiffen ein Stückchen Heimath wieder; — die
Anderen mussten, das Cap der Guten Hoffnung umsegelnd, in den
südlichen Breiten heftige Stürme und viel Drangsal und Noth
bestehen, — sie waren schon längere Zeit von der Heimath entfernt
und erhielten durch uns die neuesten Nachrichten. Es gab tausen-
derlei zu erzählen und Niemand fühlte das Bedürfniss nach Schlaf.

3. August
1860.
Am folgenden Morgen erschien der Adjutant des Gouver-
neurs an Bord, um den Gesandten zu bewillkommnen. Das Schiff
war von Kähnen umlagert, die Bootsleute meist langgeschwänzte
Chinesen. Der Gesandte bestieg mit seinem Gefolge unter Führung
des englischen Adjutanten und des preussischen Consuls die Boote
unserer Kriegsschiffe und fuhr nach dem Landungsplatze, wo eine
Abtheilung des 40. Native-Madras-Regiments aufgestellt war. Dort
empfing ihn der Oberrichter der Colonie, Sir Richard B. Mc.’ Caus-
land
, mit einem zahlreichen Stabe, und führte ihn unter den

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[192/0222] Ankunft in Singapore. I. Singapore erst um acht Uhr Abends erreichte. Trotz dem hellen Mondlicht konnte die Flagge nicht erkannt werden, und auch die Reisenden bemühten sich vergebens unter den rings geankerten Schiffen ihre Landsleute herauszufinden — da drangen plötzlich heitere Klänge durch die stille Luft, zuerst verschwimmend und unkenntlich, dann stärker und immer deutlicher: es war der Refrain des Preussenliedes, der in vollen Accorden zu uns herüberschallte. — Gleich darauf fiel der Anker. Nun erschienen die Boote der Arkona und Thetis, zuerst der Flaggen-Officier Lieutenant von Schleinitz, dann der Geschwader- Chef, Capitän Sundewall, und Capitän Jachmann von der Thetis. Auch der Capitän des auf der Rhede liegenden englischen Kriegs- schiffes Assaye, der Legations-Secretär Pieschel und einige andere auf unseren Schiffen angekommene Expeditionsmitglieder fanden sich noch am Abend zur Begrüssung des Gesandten ein, die halbe Nacht wurde auf Deck verschwatzt. Die zahllosen Lichter am Ufer, die im weiten Bogen hingestreckte Stadt bezeichnend, die im un- gewissen Dämmerlichte des Mondes unabsehbar scheinende Menge der Masten ringsumher, die klare schimmernde See, in ruhigem Glanze tausend Sterne des Himmels und der Erde wiederspiegelnd, nur hier und da gefurcht von plätschernden Booten, — die balsa- mische Milde der Tropennacht übten einen mächtigen Zauber auf die Sinne. Die über Land Gereisten hatten eine gute Strecke Weges schnell und glücklich zurückgelegt und fanden nun hier an den preussischen Kriegsschiffen ein Stückchen Heimath wieder; — die Anderen mussten, das Cap der Guten Hoffnung umsegelnd, in den südlichen Breiten heftige Stürme und viel Drangsal und Noth bestehen, — sie waren schon längere Zeit von der Heimath entfernt und erhielten durch uns die neuesten Nachrichten. Es gab tausen- derlei zu erzählen und Niemand fühlte das Bedürfniss nach Schlaf. Am folgenden Morgen erschien der Adjutant des Gouver- neurs an Bord, um den Gesandten zu bewillkommnen. Das Schiff war von Kähnen umlagert, die Bootsleute meist langgeschwänzte Chinesen. Der Gesandte bestieg mit seinem Gefolge unter Führung des englischen Adjutanten und des preussischen Consuls die Boote unserer Kriegsschiffe und fuhr nach dem Landungsplatze, wo eine Abtheilung des 40. Native-Madras-Regiments aufgestellt war. Dort empfing ihn der Oberrichter der Colonie, Sir Richard B. Mc.’ Caus- land, mit einem zahlreichen Stabe, und führte ihn unter den 3. August 1860.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/222>, abgerufen am 25.11.2024.