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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Englische Beamten. Das Fort. I.
Opiumläden aufzuheben, und es kam zu einem Zusammenstoss, bei
dem zwanzig Chinesen das Leben verloren und viele verwundet
wurden. Eine Controlle der Opium-Einfuhr ist unmöglich, da
Singapore ein Freihafen ist.

Der Gouverneur der Colonie und sein Stab, der Oberrichter,
und die Officiere der Garnison erwiesen der preussischen Gesandt-
schaft viel Höflichkeit und machten ihr den Aufenthalt sehr an-
genehm. Der Gouverneur Colonel Cavenagh steht im kräftigen
Mannesalter und hat manches Schlachtfeld gesehen. Bei Gwalior
wurde ihm ein Bein abgeschossen, und im letzten indischen Feld-
zuge der Arm verstümmelt, -- das Bein ist von Holz, und der Arm
hängt in der Binde, aber die Willenskraft des Invaliden ist unge-
schwächt, und es gehört nicht wenig Geistesklarheit, Festigkeit und
Haltung dazu, eine so volkreiche Colonie mit so geringen Kräften
zu regieren und zu fördern. Man erstaunt über die kleine Zahl
europäischer Officiere und Beamten, die hier -- wie in Ost-Indien
und überhaupt in allen englischen Colonieen -- grosse Massen nicht-
christlicher, halbbarbarischer Völker beherrschen, zügeln und er-
ziehen. Der Gouverneur, sein Adjutant, der Oberrichter mit wenigen
Beamten und der Commandeur des 40. Native-Madras-Regiments
mit fünf Officieren üben die vollste Autorität nicht nur über die
Insel Singapore mit einer halbwilden Mischbevölkerung von fast
100,000 Köpfen, sondern auch über die Colonie Malacca auf dem
hinterindischen Festland. Die ansässigen europäischen Kaufleute
sind unter die Beschützten zu rechnen, so dass die Regierung im
Falle eines Aufstandes einzig auf die Energie und Umsicht von einem
Dutzend Beamten und auf die Treue eines indischen Sepoy-Regi-
ments angewiesen ist. Europäische Truppen sind nicht da, aber
die Angesessenen fühlen sich vollkommen sicher unter dem Schutze
der britischen Flagge. Es ist auch für alle Eventualitäten gesorgt:
auf dem die Stadt beherrschenden Hügel erhebt sich ein stark ar-
mirtes Fort, wo im Falle eines Aufstandes, der nur von den Chinesen
zu befürchten ist, alle europäischen Ansiedler mit ihrer Habe Schutz
finden könnten. Dieses Fort nimmt den ganzen Hügel ein, dessen
Gestalt seinen Grundriss bestimmt hat; man baute zur Zeit unserer
ersten Anwesenheit seit funfzehn Monaten daran und hoffte es in
kurzem zu vollenden. Das Material ist ein vorzüglicher Granit von
einer nahgelegenen Insel, die Armirung soll in 27 Geschützen von
schwerem Caliber (8 inch guns) bestehen, welche die ganze Stadt

Englische Beamten. Das Fort. I.
Opiumläden aufzuheben, und es kam zu einem Zusammenstoss, bei
dem zwanzig Chinesen das Leben verloren und viele verwundet
wurden. Eine Controlle der Opium-Einfuhr ist unmöglich, da
Singapore ein Freihafen ist.

Der Gouverneur der Colonie und sein Stab, der Oberrichter,
und die Officiere der Garnison erwiesen der preussischen Gesandt-
schaft viel Höflichkeit und machten ihr den Aufenthalt sehr an-
genehm. Der Gouverneur Colonel Cavenagh steht im kräftigen
Mannesalter und hat manches Schlachtfeld gesehen. Bei Gwalior
wurde ihm ein Bein abgeschossen, und im letzten indischen Feld-
zuge der Arm verstümmelt, — das Bein ist von Holz, und der Arm
hängt in der Binde, aber die Willenskraft des Invaliden ist unge-
schwächt, und es gehört nicht wenig Geistesklarheit, Festigkeit und
Haltung dazu, eine so volkreiche Colonie mit so geringen Kräften
zu regieren und zu fördern. Man erstaunt über die kleine Zahl
europäischer Officiere und Beamten, die hier — wie in Ost-Indien
und überhaupt in allen englischen Colonieen — grosse Massen nicht-
christlicher, halbbarbarischer Völker beherrschen, zügeln und er-
ziehen. Der Gouverneur, sein Adjutant, der Oberrichter mit wenigen
Beamten und der Commandeur des 40. Native-Madras-Regiments
mit fünf Officieren üben die vollste Autorität nicht nur über die
Insel Singapore mit einer halbwilden Mischbevölkerung von fast
100,000 Köpfen, sondern auch über die Colonie Malacca auf dem
hinterindischen Festland. Die ansässigen europäischen Kaufleute
sind unter die Beschützten zu rechnen, so dass die Regierung im
Falle eines Aufstandes einzig auf die Energie und Umsicht von einem
Dutzend Beamten und auf die Treue eines indischen Sepoy-Regi-
ments angewiesen ist. Europäische Truppen sind nicht da, aber
die Angesessenen fühlen sich vollkommen sicher unter dem Schutze
der britischen Flagge. Es ist auch für alle Eventualitäten gesorgt:
auf dem die Stadt beherrschenden Hügel erhebt sich ein stark ar-
mirtes Fort, wo im Falle eines Aufstandes, der nur von den Chinesen
zu befürchten ist, alle europäischen Ansiedler mit ihrer Habe Schutz
finden könnten. Dieses Fort nimmt den ganzen Hügel ein, dessen
Gestalt seinen Grundriss bestimmt hat; man baute zur Zeit unserer
ersten Anwesenheit seit funfzehn Monaten daran und hoffte es in
kurzem zu vollenden. Das Material ist ein vorzüglicher Granit von
einer nahgelegenen Insel, die Armirung soll in 27 Geschützen von
schwerem Caliber (8 inch guns) bestehen, welche die ganze Stadt

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[210/0240] Englische Beamten. Das Fort. I. Opiumläden aufzuheben, und es kam zu einem Zusammenstoss, bei dem zwanzig Chinesen das Leben verloren und viele verwundet wurden. Eine Controlle der Opium-Einfuhr ist unmöglich, da Singapore ein Freihafen ist. Der Gouverneur der Colonie und sein Stab, der Oberrichter, und die Officiere der Garnison erwiesen der preussischen Gesandt- schaft viel Höflichkeit und machten ihr den Aufenthalt sehr an- genehm. Der Gouverneur Colonel Cavenagh steht im kräftigen Mannesalter und hat manches Schlachtfeld gesehen. Bei Gwalior wurde ihm ein Bein abgeschossen, und im letzten indischen Feld- zuge der Arm verstümmelt, — das Bein ist von Holz, und der Arm hängt in der Binde, aber die Willenskraft des Invaliden ist unge- schwächt, und es gehört nicht wenig Geistesklarheit, Festigkeit und Haltung dazu, eine so volkreiche Colonie mit so geringen Kräften zu regieren und zu fördern. Man erstaunt über die kleine Zahl europäischer Officiere und Beamten, die hier — wie in Ost-Indien und überhaupt in allen englischen Colonieen — grosse Massen nicht- christlicher, halbbarbarischer Völker beherrschen, zügeln und er- ziehen. Der Gouverneur, sein Adjutant, der Oberrichter mit wenigen Beamten und der Commandeur des 40. Native-Madras-Regiments mit fünf Officieren üben die vollste Autorität nicht nur über die Insel Singapore mit einer halbwilden Mischbevölkerung von fast 100,000 Köpfen, sondern auch über die Colonie Malacca auf dem hinterindischen Festland. Die ansässigen europäischen Kaufleute sind unter die Beschützten zu rechnen, so dass die Regierung im Falle eines Aufstandes einzig auf die Energie und Umsicht von einem Dutzend Beamten und auf die Treue eines indischen Sepoy-Regi- ments angewiesen ist. Europäische Truppen sind nicht da, aber die Angesessenen fühlen sich vollkommen sicher unter dem Schutze der britischen Flagge. Es ist auch für alle Eventualitäten gesorgt: auf dem die Stadt beherrschenden Hügel erhebt sich ein stark ar- mirtes Fort, wo im Falle eines Aufstandes, der nur von den Chinesen zu befürchten ist, alle europäischen Ansiedler mit ihrer Habe Schutz finden könnten. Dieses Fort nimmt den ganzen Hügel ein, dessen Gestalt seinen Grundriss bestimmt hat; man baute zur Zeit unserer ersten Anwesenheit seit funfzehn Monaten daran und hoffte es in kurzem zu vollenden. Das Material ist ein vorzüglicher Granit von einer nahgelegenen Insel, die Armirung soll in 27 Geschützen von schwerem Caliber (8 inch guns) bestehen, welche die ganze Stadt

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/240>, abgerufen am 25.11.2024.