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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Kriegschiffsleben. II.
dem brennenden Durst und dem Bedürfniss die Haut zu erfrischen
sehr unbequem.

Wo viele Menschen auf einem kleinen Raum zusammen-
gedrängt sind, da müssen die Rechte und Pflichten eines Jeden
streng abgegrenzt sein, wenn Ordnung und Disciplin erhalten werden
sollen. Die Autorität des Schiffscommandanten ist unbedingt wie
seine Verantwortlichkeit; seine Stellung ist für die Mannschaft ge-
wissermaassen unnahbar, denn alle Befehle an dieselbe werden
durch die Officiere vermittelt. Das ganze Detail des Dienstes ist
Sache des ersten Officiers, welcher dem Capitän seine Meldungen
darüber macht und dessen Befehle entgegennimmt. Letzterer be-
schäftigt sich auf See direct nur mit dem Laufe und der Sicherheit
des Schiffes und wird darin unterstützt von dem Observationsofficier,
einem dazu ernannten Lieutenant z. S. II. Classe, der für die Chro-
nometer und Karten sorgt, für die astronomischen Beobachtungen
und Rechnungen und für die Peilung der Küsten verantwortlich ist,
und dem Commandanten alle zur Bestimmung des Courses erfor-
derlichen Einzelnheiten vorlegt um von ihm die Befehle über
Steuerung und Segelführung zu empfangen. Der erste Officier be-
stimmt das Detail des Dienstes und der Arbeitsvertheilung, empfängt
alle Meldungen, und übernimmt das Commando sobald alle Mann
aufgepfiffen worden. Die übrigen Lieutenants und die älteren Fähn-
riche befehligen die Wache, commandiren alle Segelmanöver die
zur Einhaltung des befohlenen Courses nothwendig sind, und thun
nur dann dem Capitän Meldung, wenn die erlassenen Befehle durch
unvorgesehene Umstände nicht mehr passen. Der Officier der Wache
befiehlt auch jede halbe Stunde -- und unter Umständen öfter --
das Logwerfen und alle übrigen, durch die Routine oder specielle
Anordnung vorgeschriebenen dienstlichen Verrichtungen. Jeder
Wache sind mehrere Cadetten zugetheilt, die an verschiedenen
Stellen des Decks und der Masten postirt sind, die Befehle des
wachthabenden Officiers an die Unterofficiere und die Mannschaft
vermitteln und deren Ausführung beaufsichtigen. Die Windseite
des ganzen Hinterdecks muss für den Capitän und den Officier der
Wache frei bleiben, und darf von Anderen nur in dienstlichen An-
gelegenheiten betreten werden.

Die vierundzwanzig Stunden des See-Tages sind in sechs
Wachen zu vier Stunden eingetheilt, von denen die eine wieder in zwei
halbe Wachen zerfällt. Die Mittagstunde wird durch Observation der

Kriegschiffsleben. II.
dem brennenden Durst und dem Bedürfniss die Haut zu erfrischen
sehr unbequem.

Wo viele Menschen auf einem kleinen Raum zusammen-
gedrängt sind, da müssen die Rechte und Pflichten eines Jeden
streng abgegrenzt sein, wenn Ordnung und Disciplin erhalten werden
sollen. Die Autorität des Schiffscommandanten ist unbedingt wie
seine Verantwortlichkeit; seine Stellung ist für die Mannschaft ge-
wissermaassen unnahbar, denn alle Befehle an dieselbe werden
durch die Officiere vermittelt. Das ganze Detail des Dienstes ist
Sache des ersten Officiers, welcher dem Capitän seine Meldungen
darüber macht und dessen Befehle entgegennimmt. Letzterer be-
schäftigt sich auf See direct nur mit dem Laufe und der Sicherheit
des Schiffes und wird darin unterstützt von dem Observationsofficier,
einem dazu ernannten Lieutenant z. S. II. Classe, der für die Chro-
nometer und Karten sorgt, für die astronomischen Beobachtungen
und Rechnungen und für die Peilung der Küsten verantwortlich ist,
und dem Commandanten alle zur Bestimmung des Courses erfor-
derlichen Einzelnheiten vorlegt um von ihm die Befehle über
Steuerung und Segelführung zu empfangen. Der erste Officier be-
stimmt das Detail des Dienstes und der Arbeitsvertheilung, empfängt
alle Meldungen, und übernimmt das Commando sobald alle Mann
aufgepfiffen worden. Die übrigen Lieutenants und die älteren Fähn-
riche befehligen die Wache, commandiren alle Segelmanöver die
zur Einhaltung des befohlenen Courses nothwendig sind, und thun
nur dann dem Capitän Meldung, wenn die erlassenen Befehle durch
unvorgesehene Umstände nicht mehr passen. Der Officier der Wache
befiehlt auch jede halbe Stunde — und unter Umständen öfter —
das Logwerfen und alle übrigen, durch die Routine oder specielle
Anordnung vorgeschriebenen dienstlichen Verrichtungen. Jeder
Wache sind mehrere Cadetten zugetheilt, die an verschiedenen
Stellen des Decks und der Masten postirt sind, die Befehle des
wachthabenden Officiers an die Unterofficiere und die Mannschaft
vermitteln und deren Ausführung beaufsichtigen. Die Windseite
des ganzen Hinterdecks muss für den Capitän und den Officier der
Wache frei bleiben, und darf von Anderen nur in dienstlichen An-
gelegenheiten betreten werden.

Die vierundzwanzig Stunden des See-Tages sind in sechs
Wachen zu vier Stunden eingetheilt, von denen die eine wieder in zwei
halbe Wachen zerfällt. Die Mittagstunde wird durch Observation der

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[220/0250] Kriegschiffsleben. II. dem brennenden Durst und dem Bedürfniss die Haut zu erfrischen sehr unbequem. Wo viele Menschen auf einem kleinen Raum zusammen- gedrängt sind, da müssen die Rechte und Pflichten eines Jeden streng abgegrenzt sein, wenn Ordnung und Disciplin erhalten werden sollen. Die Autorität des Schiffscommandanten ist unbedingt wie seine Verantwortlichkeit; seine Stellung ist für die Mannschaft ge- wissermaassen unnahbar, denn alle Befehle an dieselbe werden durch die Officiere vermittelt. Das ganze Detail des Dienstes ist Sache des ersten Officiers, welcher dem Capitän seine Meldungen darüber macht und dessen Befehle entgegennimmt. Letzterer be- schäftigt sich auf See direct nur mit dem Laufe und der Sicherheit des Schiffes und wird darin unterstützt von dem Observationsofficier, einem dazu ernannten Lieutenant z. S. II. Classe, der für die Chro- nometer und Karten sorgt, für die astronomischen Beobachtungen und Rechnungen und für die Peilung der Küsten verantwortlich ist, und dem Commandanten alle zur Bestimmung des Courses erfor- derlichen Einzelnheiten vorlegt um von ihm die Befehle über Steuerung und Segelführung zu empfangen. Der erste Officier be- stimmt das Detail des Dienstes und der Arbeitsvertheilung, empfängt alle Meldungen, und übernimmt das Commando sobald alle Mann aufgepfiffen worden. Die übrigen Lieutenants und die älteren Fähn- riche befehligen die Wache, commandiren alle Segelmanöver die zur Einhaltung des befohlenen Courses nothwendig sind, und thun nur dann dem Capitän Meldung, wenn die erlassenen Befehle durch unvorgesehene Umstände nicht mehr passen. Der Officier der Wache befiehlt auch jede halbe Stunde — und unter Umständen öfter — das Logwerfen und alle übrigen, durch die Routine oder specielle Anordnung vorgeschriebenen dienstlichen Verrichtungen. Jeder Wache sind mehrere Cadetten zugetheilt, die an verschiedenen Stellen des Decks und der Masten postirt sind, die Befehle des wachthabenden Officiers an die Unterofficiere und die Mannschaft vermitteln und deren Ausführung beaufsichtigen. Die Windseite des ganzen Hinterdecks muss für den Capitän und den Officier der Wache frei bleiben, und darf von Anderen nur in dienstlichen An- gelegenheiten betreten werden. Die vierundzwanzig Stunden des See-Tages sind in sechs Wachen zu vier Stunden eingetheilt, von denen die eine wieder in zwei halbe Wachen zerfällt. Die Mittagstunde wird durch Observation der

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/250>, abgerufen am 24.11.2024.