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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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II. Generalmarsch.
sehr ängstlich und schienen freudig überrascht, als wir die Fische
reichlich bezahlten. Die Dschunke war alt und schmutzig, und das
Ganze machte den Eindruck grossen Elendes; im besten Raume
unter Deck stand ein Götzenbild, das auf keinem chinesischen Fahr-
zeuge fehlen soll.

Am neunundzwanzigsten früh zeigte sich zu Backbord in einiger29. August.
Entfernung vor dem Buge der Fregatte eine Gruppe verdächtig aus-
sehender Dschunken. Dem Anschein nach wurde eine grössere von
acht kleineren angegriffen; einige lagen dicht an dem grösseren
Schiffe, als hätten sie geentert, von Zeit zu Zeit stiegen dicke
Rauchwolken auf und man glaubte Schüsse zu hören. Capitän
Jachmann befahl auf die Dschunken loszuhalten, aber kaum hatten
wir den Cours geändert, als sich die grössere von den kleinen
trennte und uns entgegenkam. Der Commandant liess Generalmarsch
schlagen, und in wenig Minuten war das Schiff klar zum Gefecht. --
Dieses Manöver geht mit wunderbarer Schnelligkeit, jeder Seemann
fliegt wie electrisirt auf seinen Posten, Alles scheint wild durchein-
ander zu laufen und doch herrscht die grösste Ordnung. Die
Matrosen stürzen sich auf die Büchsen, Revolver und Entersäbel
in der Batterie; im Nu ist die ganze Mannschaft bewaffnet. Die
Treppen werden entfernt, alle Luken mit "Gratings" zugeworfen,
bis auf einige, durch welche die Munition heraufgereicht wird. Zu
dem Zweck bildet ein Theil der Mannschaft Ketten bis zur Pulver-
kammer hinab. Die Decke sind jetzt klar und eben, bei den Ge-
schützen stehen die Bedienungsmannschaften, die Seesoldaten treten
auf dem Halbdeck an und beziehen die Posten, -- der erste Officier
commandirt auf Deck, der zweite in der Batterie, die übrigen bei
ihren Divisionen, unter ihnen die Cadetten, von denen einige in
den Mastkörben postirt sind; im Lazareth ist Alles zur Aufnahme
der Verwundeten bereit -- genug, Jeder weiss wo er hingehört,
und das ganze Manöver geht viel schneller, als es sich beschreiben
lässt. Dem kurzen Lärm folgt eine lautlose Stille, so dass man
den leisesten Befehl hört. -- Die Passagiere allein wissen wieder
nicht, wo sie hinsollen, und wer nicht im ersten Augenblicke auf
Deck springt und sich ein unbesetztes Plätzchen erobert, bleibt
abgeschnitten, wo er sich grade aufhält. Sie werden mit allen
Nicht-Combattanten als "Krankenträger" angesehen.

Die grosse Dschunke, welche am Hauptmast zwei Segel über
einander führte, schien anfangs an Backbord der Fregatte vorüber-

II. Generalmarsch.
sehr ängstlich und schienen freudig überrascht, als wir die Fische
reichlich bezahlten. Die Dschunke war alt und schmutzig, und das
Ganze machte den Eindruck grossen Elendes; im besten Raume
unter Deck stand ein Götzenbild, das auf keinem chinesischen Fahr-
zeuge fehlen soll.

Am neunundzwanzigsten früh zeigte sich zu Backbord in einiger29. August.
Entfernung vor dem Buge der Fregatte eine Gruppe verdächtig aus-
sehender Dschunken. Dem Anschein nach wurde eine grössere von
acht kleineren angegriffen; einige lagen dicht an dem grösseren
Schiffe, als hätten sie geentert, von Zeit zu Zeit stiegen dicke
Rauchwolken auf und man glaubte Schüsse zu hören. Capitän
Jachmann befahl auf die Dschunken loszuhalten, aber kaum hatten
wir den Cours geändert, als sich die grössere von den kleinen
trennte und uns entgegenkam. Der Commandant liess Generalmarsch
schlagen, und in wenig Minuten war das Schiff klar zum Gefecht. —
Dieses Manöver geht mit wunderbarer Schnelligkeit, jeder Seemann
fliegt wie electrisirt auf seinen Posten, Alles scheint wild durchein-
ander zu laufen und doch herrscht die grösste Ordnung. Die
Matrosen stürzen sich auf die Büchsen, Revolver und Entersäbel
in der Batterie; im Nu ist die ganze Mannschaft bewaffnet. Die
Treppen werden entfernt, alle Luken mit »Gratings« zugeworfen,
bis auf einige, durch welche die Munition heraufgereicht wird. Zu
dem Zweck bildet ein Theil der Mannschaft Ketten bis zur Pulver-
kammer hinab. Die Decke sind jetzt klar und eben, bei den Ge-
schützen stehen die Bedienungsmannschaften, die Seesoldaten treten
auf dem Halbdeck an und beziehen die Posten, — der erste Officier
commandirt auf Deck, der zweite in der Batterie, die übrigen bei
ihren Divisionen, unter ihnen die Cadetten, von denen einige in
den Mastkörben postirt sind; im Lazareth ist Alles zur Aufnahme
der Verwundeten bereit — genug, Jeder weiss wo er hingehört,
und das ganze Manöver geht viel schneller, als es sich beschreiben
lässt. Dem kurzen Lärm folgt eine lautlose Stille, so dass man
den leisesten Befehl hört. — Die Passagiere allein wissen wieder
nicht, wo sie hinsollen, und wer nicht im ersten Augenblicke auf
Deck springt und sich ein unbesetztes Plätzchen erobert, bleibt
abgeschnitten, wo er sich grade aufhält. Sie werden mit allen
Nicht-Combattanten als »Krankenträger« angesehen.

Die grosse Dschunke, welche am Hauptmast zwei Segel über
einander führte, schien anfangs an Backbord der Fregatte vorüber-

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[235/0265] II. Generalmarsch. sehr ängstlich und schienen freudig überrascht, als wir die Fische reichlich bezahlten. Die Dschunke war alt und schmutzig, und das Ganze machte den Eindruck grossen Elendes; im besten Raume unter Deck stand ein Götzenbild, das auf keinem chinesischen Fahr- zeuge fehlen soll. Am neunundzwanzigsten früh zeigte sich zu Backbord in einiger Entfernung vor dem Buge der Fregatte eine Gruppe verdächtig aus- sehender Dschunken. Dem Anschein nach wurde eine grössere von acht kleineren angegriffen; einige lagen dicht an dem grösseren Schiffe, als hätten sie geentert, von Zeit zu Zeit stiegen dicke Rauchwolken auf und man glaubte Schüsse zu hören. Capitän Jachmann befahl auf die Dschunken loszuhalten, aber kaum hatten wir den Cours geändert, als sich die grössere von den kleinen trennte und uns entgegenkam. Der Commandant liess Generalmarsch schlagen, und in wenig Minuten war das Schiff klar zum Gefecht. — Dieses Manöver geht mit wunderbarer Schnelligkeit, jeder Seemann fliegt wie electrisirt auf seinen Posten, Alles scheint wild durchein- ander zu laufen und doch herrscht die grösste Ordnung. Die Matrosen stürzen sich auf die Büchsen, Revolver und Entersäbel in der Batterie; im Nu ist die ganze Mannschaft bewaffnet. Die Treppen werden entfernt, alle Luken mit »Gratings« zugeworfen, bis auf einige, durch welche die Munition heraufgereicht wird. Zu dem Zweck bildet ein Theil der Mannschaft Ketten bis zur Pulver- kammer hinab. Die Decke sind jetzt klar und eben, bei den Ge- schützen stehen die Bedienungsmannschaften, die Seesoldaten treten auf dem Halbdeck an und beziehen die Posten, — der erste Officier commandirt auf Deck, der zweite in der Batterie, die übrigen bei ihren Divisionen, unter ihnen die Cadetten, von denen einige in den Mastkörben postirt sind; im Lazareth ist Alles zur Aufnahme der Verwundeten bereit — genug, Jeder weiss wo er hingehört, und das ganze Manöver geht viel schneller, als es sich beschreiben lässt. Dem kurzen Lärm folgt eine lautlose Stille, so dass man den leisesten Befehl hört. — Die Passagiere allein wissen wieder nicht, wo sie hinsollen, und wer nicht im ersten Augenblicke auf Deck springt und sich ein unbesetztes Plätzchen erobert, bleibt abgeschnitten, wo er sich grade aufhält. Sie werden mit allen Nicht-Combattanten als »Krankenträger« angesehen. 29. August. Die grosse Dschunke, welche am Hauptmast zwei Segel über einander führte, schien anfangs an Backbord der Fregatte vorüber-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/265>, abgerufen am 24.11.2024.