Schiffes zu erkennen. Capitän Sundewall liess Boote zu Wasser bringen, die aber nur einige Früchte, Bambusrohre und Holz- stücke fanden, an welchen viele Seethiere sassen. Einer der auf- gefischten Gegenstände mochte wohl ein Kinderspielzeug sein: ein Holzklotz, auf dem ein Bambusrohr als Mast mit Binsen befestigt war. Die herausgeholten Hölzer schienen eher verfault als ver- brannt, und Alles deutete vielmehr auf die Nähe einer Insel als auf ein Wrack. Wahrscheinlich hatte die Meeresströmung sie von dem nahen Formosa herangetrieben.
Früh am funfundzwanzigsten wurde die Südspitze dieser Insel25. August. sichtbar, ein hohes Gebirge; von dem niedrigen Küstenlande, das Ritter erwähnt, war auf achtzehn Seemeilen Entfernung nichts zu sehen. -- Gegen Mittag erreichten die Schiffe die Insel Botel Tabago, auf der man durch die Ferngläser Häuser, Palmen und selbst Menschen gewahren, deren Farbe und Tracht aber nicht unter- scheiden konnte. Der Cours führte zwischen dieser und der kleineren Felseninsel Little Botel hindurch, doch wurde am Ausgange der Durchfahrt eine weisse Brandung sichtbar, die sich, wahrscheinlich von unterseeischen Riffen herrührend, queer über die Enge von Insel zu Insel zog. Capitän Sundewall liess deshalb umlegen und um Botel Tabago herumsteuern. -- Die hohen Berge von Formosa blieben den ganzen Tag in Sicht. Da diese Gebirge den grössten Theil des Sommers hindurch mit Schnee bedeckt sind, so lässt sich nach A. v. Humboldt's Berechnung auf eine Erhebung von über 11,000 Fuss schliessen.
Am sechsundzwanzigsten wurde die Insel Patsusan von der26. August. Madzikosima-Gruppe sichtbar, von welcher eine hohe Säule dichten Rauches aufstieg. Nachmittags erhob sich Wind, um halb fünf wurde der Schooner losgeworfen und Segel gesetzt; die Schiffe stampften bei hoher Dünung aus Norden gewaltig. Gegen zehn fiel starker Regen, den die Mannschaft freudig begrüsste und zum Waschen und Baden benutzte. An diesem Tage passirte man den Wendekreis; die Abende wurden schon kühler, bei Tage aber hielt sich die Temperatur fast constant auf 30° C. -- Am siebenund-27. August. zwanzigsten Morgens wieder starker Regen; die Dünung noch heftiger als am Tage zuvor, der Wind günstig aus N.W.; die Pforten der Batteriekammern mussten geschlossen werden, die durchheiz- ten Wände strahlten glühende Hitze, während die äussere Luft kühler war.
III. Formosa. Botel Tabago.
Schiffes zu erkennen. Capitän Sundewall liess Boote zu Wasser bringen, die aber nur einige Früchte, Bambusrohre und Holz- stücke fanden, an welchen viele Seethiere sassen. Einer der auf- gefischten Gegenstände mochte wohl ein Kinderspielzeug sein: ein Holzklotz, auf dem ein Bambusrohr als Mast mit Binsen befestigt war. Die herausgeholten Hölzer schienen eher verfault als ver- brannt, und Alles deutete vielmehr auf die Nähe einer Insel als auf ein Wrack. Wahrscheinlich hatte die Meeresströmung sie von dem nahen Formosa herangetrieben.
Früh am funfundzwanzigsten wurde die Südspitze dieser Insel25. August. sichtbar, ein hohes Gebirge; von dem niedrigen Küstenlande, das Ritter erwähnt, war auf achtzehn Seemeilen Entfernung nichts zu sehen. — Gegen Mittag erreichten die Schiffe die Insel Botel Tabago, auf der man durch die Ferngläser Häuser, Palmen und selbst Menschen gewahren, deren Farbe und Tracht aber nicht unter- scheiden konnte. Der Cours führte zwischen dieser und der kleineren Felseninsel Little Botel hindurch, doch wurde am Ausgange der Durchfahrt eine weisse Brandung sichtbar, die sich, wahrscheinlich von unterseeischen Riffen herrührend, queer über die Enge von Insel zu Insel zog. Capitän Sundewall liess deshalb umlegen und um Botel Tabago herumsteuern. — Die hohen Berge von Formosa blieben den ganzen Tag in Sicht. Da diese Gebirge den grössten Theil des Sommers hindurch mit Schnee bedeckt sind, so lässt sich nach A. v. Humboldt’s Berechnung auf eine Erhebung von über 11,000 Fuss schliessen.
Am sechsundzwanzigsten wurde die Insel Patšusan von der26. August. Madžikosima-Gruppe sichtbar, von welcher eine hohe Säule dichten Rauches aufstieg. Nachmittags erhob sich Wind, um halb fünf wurde der Schooner losgeworfen und Segel gesetzt; die Schiffe stampften bei hoher Dünung aus Norden gewaltig. Gegen zehn fiel starker Regen, den die Mannschaft freudig begrüsste und zum Waschen und Baden benutzte. An diesem Tage passirte man den Wendekreis; die Abende wurden schon kühler, bei Tage aber hielt sich die Temperatur fast constant auf 30° C. — Am siebenund-27. August. zwanzigsten Morgens wieder starker Regen; die Dünung noch heftiger als am Tage zuvor, der Wind günstig aus N.W.; die Pforten der Batteriekammern mussten geschlossen werden, die durchheiz- ten Wände strahlten glühende Hitze, während die äussere Luft kühler war.
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III. Formosa. Botel Tabago.
Schiffes zu erkennen. Capitän Sundewall liess Boote zu Wasser
bringen, die aber nur einige Früchte, Bambusrohre und Holz-
stücke fanden, an welchen viele Seethiere sassen. Einer der auf-
gefischten Gegenstände mochte wohl ein Kinderspielzeug sein: ein
Holzklotz, auf dem ein Bambusrohr als Mast mit Binsen befestigt
war. Die herausgeholten Hölzer schienen eher verfault als ver-
brannt, und Alles deutete vielmehr auf die Nähe einer Insel als
auf ein Wrack. Wahrscheinlich hatte die Meeresströmung sie von
dem nahen Formosa herangetrieben.
Früh am funfundzwanzigsten wurde die Südspitze dieser Insel
sichtbar, ein hohes Gebirge; von dem niedrigen Küstenlande, das
Ritter erwähnt, war auf achtzehn Seemeilen Entfernung nichts zu
sehen. — Gegen Mittag erreichten die Schiffe die Insel Botel Tabago,
auf der man durch die Ferngläser Häuser, Palmen und selbst
Menschen gewahren, deren Farbe und Tracht aber nicht unter-
scheiden konnte. Der Cours führte zwischen dieser und der kleineren
Felseninsel Little Botel hindurch, doch wurde am Ausgange der
Durchfahrt eine weisse Brandung sichtbar, die sich, wahrscheinlich
von unterseeischen Riffen herrührend, queer über die Enge von Insel
zu Insel zog. Capitän Sundewall liess deshalb umlegen und um
Botel Tabago herumsteuern. — Die hohen Berge von Formosa
blieben den ganzen Tag in Sicht. Da diese Gebirge den grössten
Theil des Sommers hindurch mit Schnee bedeckt sind, so lässt
sich nach A. v. Humboldt’s Berechnung auf eine Erhebung von
über 11,000 Fuss schliessen.
25. August.
Am sechsundzwanzigsten wurde die Insel Patšusan von der
Madžikosima-Gruppe sichtbar, von welcher eine hohe Säule dichten
Rauches aufstieg. Nachmittags erhob sich Wind, um halb fünf
wurde der Schooner losgeworfen und Segel gesetzt; die Schiffe
stampften bei hoher Dünung aus Norden gewaltig. Gegen zehn fiel
starker Regen, den die Mannschaft freudig begrüsste und zum
Waschen und Baden benutzte. An diesem Tage passirte man den
Wendekreis; die Abende wurden schon kühler, bei Tage aber hielt
sich die Temperatur fast constant auf 30° C. — Am siebenund-
zwanzigsten Morgens wieder starker Regen; die Dünung noch heftiger
als am Tage zuvor, der Wind günstig aus N.W.; die Pforten
der Batteriekammern mussten geschlossen werden, die durchheiz-
ten Wände strahlten glühende Hitze, während die äussere Luft
kühler war.
26. August.
27. August.
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/279>, abgerufen am 16.06.2024.
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