[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.Abschied. IV. seien im Wesentlichen ein ackerbauendes Volk, ihre Handels-beziehungen zu den überseeischen Ländern zwar in rascher Ent- wickelung begriffen, aber für jetzt noch nicht so ausgedehnt als die von England, Holland und Nordamerika. -- An die Möglichkeit einer Weigerung von Seiten der Japaner habe übrigens nach den der holländischen Regierung gegebenen Zusagen, welche Preussen zur Ausrüstung dieser Expedition veranlasst hätten, gar nicht gedacht werden können, und sei der Gesandte für diesen Fall ohne Instruc- tionen. Er müsse darüber an seine Regierung berichten und die Antwort in Yeddo abwarten, bitte deshalb den Minister, seine Ausführungen in ernste Erwägung ziehen und eine so wichtige Angelegenheit nochmals dem Taikun vortragen zu wollen. -- Ando- Tsus-sima replicirte weitläufig, und betonte besonders, dass seine Regierung ihre Bereitwilligkeit zum Abschluss von Verträgen durchaus nicht von der grösseren oder geringeren Macht der fremden Völker abhängig mache, -- worauf ihn der Gesandte durch die Versiche- rung beruhigte, er habe nicht Preussens Stellung zu Japan, sondern zu den übrigen Grossmächten hervorheben wollen. Der Minister erbat sich darauf noch Aufschluss über die beiden Ausdrücke "Regent" und "Norddeutschland", welche im Lauf der Unterredung häufig gebraucht worden waren; der Gesandte klärte ihn über die im preussischen Königshause damals obwaltenden Verhältnisse auf, und versprach beim Anfange der Verhandlungen mit Hülfe einer Karte nachzuweisen, was "Norddeutschland" bedeute. Ando-Tsus-sima bat nun, die Sachlage in den nächsten Tagen Abschied. IV. seien im Wesentlichen ein ackerbauendes Volk, ihre Handels-beziehungen zu den überseeischen Ländern zwar in rascher Ent- wickelung begriffen, aber für jetzt noch nicht so ausgedehnt als die von England, Holland und Nordamerika. — An die Möglichkeit einer Weigerung von Seiten der Japaner habe übrigens nach den der holländischen Regierung gegebenen Zusagen, welche Preussen zur Ausrüstung dieser Expedition veranlasst hätten, gar nicht gedacht werden können, und sei der Gesandte für diesen Fall ohne Instruc- tionen. Er müsse darüber an seine Regierung berichten und die Antwort in Yeddo abwarten, bitte deshalb den Minister, seine Ausführungen in ernste Erwägung ziehen und eine so wichtige Angelegenheit nochmals dem Taïkūn vortragen zu wollen. — Ando- Tsus-sima replicirte weitläufig, und betonte besonders, dass seine Regierung ihre Bereitwilligkeit zum Abschluss von Verträgen durchaus nicht von der grösseren oder geringeren Macht der fremden Völker abhängig mache, — worauf ihn der Gesandte durch die Versiche- rung beruhigte, er habe nicht Preussens Stellung zu Japan, sondern zu den übrigen Grossmächten hervorheben wollen. Der Minister erbat sich darauf noch Aufschluss über die beiden Ausdrücke »Regent« und »Norddeutschland«, welche im Lauf der Unterredung häufig gebraucht worden waren; der Gesandte klärte ihn über die im preussischen Königshause damals obwaltenden Verhältnisse auf, und versprach beim Anfange der Verhandlungen mit Hülfe einer Karte nachzuweisen, was »Norddeutschland« bedeute. 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Abschied. IV.
seien im Wesentlichen ein ackerbauendes Volk, ihre Handels-
beziehungen zu den überseeischen Ländern zwar in rascher Ent-
wickelung begriffen, aber für jetzt noch nicht so ausgedehnt als
die von England, Holland und Nordamerika. — An die Möglichkeit
einer Weigerung von Seiten der Japaner habe übrigens nach den
der holländischen Regierung gegebenen Zusagen, welche Preussen
zur Ausrüstung dieser Expedition veranlasst hätten, gar nicht gedacht
werden können, und sei der Gesandte für diesen Fall ohne Instruc-
tionen. Er müsse darüber an seine Regierung berichten und die
Antwort in Yeddo abwarten, bitte deshalb den Minister, seine
Ausführungen in ernste Erwägung ziehen und eine so wichtige
Angelegenheit nochmals dem Taïkūn vortragen zu wollen. — Ando-
Tsus-sima replicirte weitläufig, und betonte besonders, dass seine
Regierung ihre Bereitwilligkeit zum Abschluss von Verträgen durchaus
nicht von der grösseren oder geringeren Macht der fremden Völker
abhängig mache, — worauf ihn der Gesandte durch die Versiche-
rung beruhigte, er habe nicht Preussens Stellung zu Japan, sondern
zu den übrigen Grossmächten hervorheben wollen. Der Minister
erbat sich darauf noch Aufschluss über die beiden Ausdrücke
»Regent« und »Norddeutschland«, welche im Lauf der Unterredung
häufig gebraucht worden waren; der Gesandte klärte ihn über die
im preussischen Königshause damals obwaltenden Verhältnisse auf,
und versprach beim Anfange der Verhandlungen mit Hülfe einer
Karte nachzuweisen, was »Norddeutschland« bedeute.
Ando-Tsus-sima bat nun, die Sachlage in den nächsten Tagen
nochmals ausführlich durch die Bunyo’s auseinandersetzen lassen
zu dürfen. Das wollte Graf Eulenburg ablehnen, da er Alles voll-
kommen verstanden habe; der Minister erklärte aber nach dieser
Weigerung annehmen zu müssen, dass man nicht einmal geneigt
sei die Vorschläge der japanischen Regierung zu erwägen, worauf
der Gesandte seine Bereitwilligkeit aussprach, die Mittheilungen
der Bunyo’s zu jeder Zeit entgegenzunehmen. So endete die drei-
stündige Conferenz, während deren die übrigen Herren des Gefolges
sich in den Nebenzimmern nur mit Theetrinken und Rauchen unter-
halten konnten. Das doppelte Uebersetzen aus dem Japanischen
in das Holländische und weiter in das Deutsche und die ängstliche
Umständlichkeit der japanischen Dolmetscher erschweren die Ver-
handlungen sehr, dieser Process ist eine wahre Geduldsprobe. —
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