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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Die Siogun's von Miako. Beziehungen zu China.
Reich sie in Athem erhielt, entwickelten sie Energie und Herrscher-
begabung. Nachdem der Frieden 1392 hergestellt, die beiden Reiche
wieder vereinigt waren, erhob sich Miako bald zu seiner früheren
Grösse. Die Höfe des Mikado und des Siogun wetteiferten an
Pracht und Herrlichkeit, der Gewerbfleiss erwachte von neuem,
Kunst und Poesie blühten wieder auf. Man feierte glänzende Feste
und genoss nach dem langen Elende in vollen Zügen der Wohl-
thaten des Friedens.

Yosi-mitsi, der Enkel des Taka-udsi, übertrug bald nach
dem Friedensschluss die Siogun-Würde seinem Sohne und trat unter
dem Namen Mitsi-yosi in den geistlichen Stand, behielt aber die
oberste Leitung des Staates bis an sein Lebensende. Er stellte die
Beziehungen zu den chinesischen Herrschern wieder her, die um
1373 gegen Japan kreuzen liessen, -- aus Besorgniss, die dortigen
Kriege möchten einen schädlichen Einfluss auf das Reich der Mitte
üben, -- und um 1380 ihre Häfen den japanischen Schiffen schlossen.
Schon im Anfange seiner Regierung (1368) hatte Yosi-mitsi den
chinesischen Kaiser Tai-tsi, den ersten Herrscher der Ming-Dynastie,
durch eine Gesandtschaft beglückwünschen lassen; im Jahre 13971397.
wurden nun die Beziehungen erneuert. Die Jahrbücher schildern
mit Vorliebe den glänzenden Empfang der chinesischen Gesandt-
schaften im Palaste des Yosi-mitsi, der sich nach seinem Rücktritt
von der Siogun-Würde mit allem Prunk einer üppigen Hofhaltung
und mit prächtigen Kunst- und Büchersammlungen umgeben hatte.
Er und seine Nachfolger scheinen in den Beziehungen zu dem
mächtigen Nachbarhofe eine Befriedigung ihrer Eitelkeit gefunden
zu haben; sie schickten an die chinesischen Kaiser eigenhändige
Schreiben mit Geschenken, die sehr nach Tribut aussehen47), und

Nachfolger Minamoto -- darauf aber folgen drei Regenten mit dem Familiennamen
Asi-kaga, dann wieder drei Minamoto, von denen der letzte der Siogun Yosi-aki
ist. Nun ist in den Kaiserannalen nicht nur die Erbfolge in dieser Dynastie vom
Vater auf den Sohn von Taka-udsi bis Yosi-aki herabgeführt, sondern es wird
ausdrücklich erwähnt, dass Yosi-aki der letzte Sprössling aus dem Mannesstamme
des Taka-udsi gewesen sei. Wie dieses Räthsel zu lösen: ob Taka-udsi wirklich
ein Minamoto war, oder ob er sich dieses Namens auf irgend eine Weise bemäch-
tigte -- ob die fünf Siogun's von Yosi-masa bis Yosi-faru, die in den Kaiser-
annalen Minamoto heissen, aus einem anderen Hause waren -- müssen die mit den
japanischen Originalen vertrauten Gelehrten entscheiden.
47) Sie bestanden bei der einen Gesandtschaft in 1000 Unzen Gold und kost-
barem Hausgeräthe.

Die Siogun’s von Miako. Beziehungen zu China.
Reich sie in Athem erhielt, entwickelten sie Energie und Herrscher-
begabung. Nachdem der Frieden 1392 hergestellt, die beiden Reiche
wieder vereinigt waren, erhob sich Miako bald zu seiner früheren
Grösse. Die Höfe des Mikado und des Siogun wetteiferten an
Pracht und Herrlichkeit, der Gewerbfleiss erwachte von neuem,
Kunst und Poesie blühten wieder auf. Man feierte glänzende Feste
und genoss nach dem langen Elende in vollen Zügen der Wohl-
thaten des Friedens.

Yosi-mitsi, der Enkel des Taka-udsi, übertrug bald nach
dem Friedensschluss die Siogun-Würde seinem Sohne und trat unter
dem Namen Mitsi-yosi in den geistlichen Stand, behielt aber die
oberste Leitung des Staates bis an sein Lebensende. Er stellte die
Beziehungen zu den chinesischen Herrschern wieder her, die um
1373 gegen Japan kreuzen liessen, — aus Besorgniss, die dortigen
Kriege möchten einen schädlichen Einfluss auf das Reich der Mitte
üben, — und um 1380 ihre Häfen den japanischen Schiffen schlossen.
Schon im Anfange seiner Regierung (1368) hatte Yosi-mitsi den
chinesischen Kaiser Taï-tsi, den ersten Herrscher der Ming-Dynastie,
durch eine Gesandtschaft beglückwünschen lassen; im Jahre 13971397.
wurden nun die Beziehungen erneuert. Die Jahrbücher schildern
mit Vorliebe den glänzenden Empfang der chinesischen Gesandt-
schaften im Palaste des Yosi-mitsi, der sich nach seinem Rücktritt
von der Siogun-Würde mit allem Prunk einer üppigen Hofhaltung
und mit prächtigen Kunst- und Büchersammlungen umgeben hatte.
Er und seine Nachfolger scheinen in den Beziehungen zu dem
mächtigen Nachbarhofe eine Befriedigung ihrer Eitelkeit gefunden
zu haben; sie schickten an die chinesischen Kaiser eigenhändige
Schreiben mit Geschenken, die sehr nach Tribut aussehen47), und

Nachfolger Minamoto — darauf aber folgen drei Regenten mit dem Familiennamen
Asi-kaga, dann wieder drei Minamoto, von denen der letzte der Siogun Yosi-aki
ist. Nun ist in den Kaiserannalen nicht nur die Erbfolge in dieser Dynastie vom
Vater auf den Sohn von Taka-udsi bis Yosi-aki herabgeführt, sondern es wird
ausdrücklich erwähnt, dass Yosi-aki der letzte Sprössling aus dem Mannesstamme
des Taka-udsi gewesen sei. Wie dieses Räthsel zu lösen: ob Taka-udsi wirklich
ein Minamoto war, oder ob er sich dieses Namens auf irgend eine Weise bemäch-
tigte — ob die fünf Siogun’s von Yosi-masa bis Yosi-faru, die in den Kaiser-
annalen Minamoto heissen, aus einem anderen Hause waren — müssen die mit den
japanischen Originalen vertrauten Gelehrten entscheiden.
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barem Hausgeräthe.
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[41/0071] Die Siogun’s von Miako. Beziehungen zu China. Reich sie in Athem erhielt, entwickelten sie Energie und Herrscher- begabung. Nachdem der Frieden 1392 hergestellt, die beiden Reiche wieder vereinigt waren, erhob sich Miako bald zu seiner früheren Grösse. Die Höfe des Mikado und des Siogun wetteiferten an Pracht und Herrlichkeit, der Gewerbfleiss erwachte von neuem, Kunst und Poesie blühten wieder auf. Man feierte glänzende Feste und genoss nach dem langen Elende in vollen Zügen der Wohl- thaten des Friedens. Yosi-mitsi, der Enkel des Taka-udsi, übertrug bald nach dem Friedensschluss die Siogun-Würde seinem Sohne und trat unter dem Namen Mitsi-yosi in den geistlichen Stand, behielt aber die oberste Leitung des Staates bis an sein Lebensende. Er stellte die Beziehungen zu den chinesischen Herrschern wieder her, die um 1373 gegen Japan kreuzen liessen, — aus Besorgniss, die dortigen Kriege möchten einen schädlichen Einfluss auf das Reich der Mitte üben, — und um 1380 ihre Häfen den japanischen Schiffen schlossen. Schon im Anfange seiner Regierung (1368) hatte Yosi-mitsi den chinesischen Kaiser Taï-tsi, den ersten Herrscher der Ming-Dynastie, durch eine Gesandtschaft beglückwünschen lassen; im Jahre 1397 wurden nun die Beziehungen erneuert. Die Jahrbücher schildern mit Vorliebe den glänzenden Empfang der chinesischen Gesandt- schaften im Palaste des Yosi-mitsi, der sich nach seinem Rücktritt von der Siogun-Würde mit allem Prunk einer üppigen Hofhaltung und mit prächtigen Kunst- und Büchersammlungen umgeben hatte. Er und seine Nachfolger scheinen in den Beziehungen zu dem mächtigen Nachbarhofe eine Befriedigung ihrer Eitelkeit gefunden zu haben; sie schickten an die chinesischen Kaiser eigenhändige Schreiben mit Geschenken, die sehr nach Tribut aussehen 47), und 46) 1397. 47) Sie bestanden bei der einen Gesandtschaft in 1000 Unzen Gold und kost- barem Hausgeräthe. 46) Nachfolger Minamoto — darauf aber folgen drei Regenten mit dem Familiennamen Asi-kaga, dann wieder drei Minamoto, von denen der letzte der Siogun Yosi-aki ist. Nun ist in den Kaiserannalen nicht nur die Erbfolge in dieser Dynastie vom Vater auf den Sohn von Taka-udsi bis Yosi-aki herabgeführt, sondern es wird ausdrücklich erwähnt, dass Yosi-aki der letzte Sprössling aus dem Mannesstamme des Taka-udsi gewesen sei. Wie dieses Räthsel zu lösen: ob Taka-udsi wirklich ein Minamoto war, oder ob er sich dieses Namens auf irgend eine Weise bemäch- tigte — ob die fünf Siogun’s von Yosi-masa bis Yosi-faru, die in den Kaiser- annalen Minamoto heissen, aus einem anderen Hause waren — müssen die mit den japanischen Originalen vertrauten Gelehrten entscheiden.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/71>, abgerufen am 18.05.2024.