[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.VII. Die Amerikaner in Yeddo. Sendungen. beim Minister Ando-Tsus-sima-no-kami keineswegs entschädigt.Dieser schien auf solche Feste wenig eingerichtet; er liess den preussischen Gesandten bitten, ihm einige Tische zu leihen, an denen Akabane eben keinen Ueberfluss hatte. -- Von Sendung frischer Nahrungsmittel an Bord des Niagara war in den ersten Tagen gar nicht die Rede; sie erfolgte erst, als der amerikanische Minister- Resident die Regierung in einem sehr deutlichen Schreiben an ihr freiwillig gegebenes Versprechen erinnerte. Die schlechte Aufnahme hatte sicher ihren Grund mehr in der geschäftlichen Unbeholfenheit als im bösen Willen der Japaner, aber die Folgen waren ebendie- selben, und man kann es den Amerikanern nicht verargen, wenn sie nach dem glänzenden Empfang der Gesandtschaft in ihrer Heimath und deren grossen Verheissungen etwas Anderes erwarteten. -- Herr Harris erhielt durch den Niagara zwei Sendungen aus New- York, welche ihn in hohem Maasse belustigten: einen Brief von Barnum, dem bekannten Grossmeister des Humbug, mit dem Er- suchen um Besorgung eines japanischen Paares zu dem bevorstehen- den Völkercongress; am liebsten wären ihm Taschenspieler oder derartige Künstler, die Leute sollten gut bezahlt werden, auch könne der Minister-Resident auf hübsche Provision rechnen. -- Die andere Sendung bestand in zwei Dutzend Flaschen bitteren Schnapses, zwölf für den Taikun, und zwölf als Bestellgeld für Herrn Harris, der sie mit einem Schreiben des Fabrikanten überreichen sollte. Der Brief war adressirt "To his Imperial Sovereign the Tycoon of Japan" und begann mit den Worten "Dear Sir". Als der Niagara in Hongkong anlegte, meldete sich bei dem Der Niagara ging am 19. November nach Yokuhama, traf VII. Die Amerikaner in Yeddo. Sendungen. beim Minister Ando-Tsus-sima-no-kami keineswegs entschädigt.Dieser schien auf solche Feste wenig eingerichtet; er liess den preussischen Gesandten bitten, ihm einige Tische zu leihen, an denen Akabane eben keinen Ueberfluss hatte. — Von Sendung frischer Nahrungsmittel an Bord des Niagara war in den ersten Tagen gar nicht die Rede; sie erfolgte erst, als der amerikanische Minister- Resident die Regierung in einem sehr deutlichen Schreiben an ihr freiwillig gegebenes Versprechen erinnerte. Die schlechte Aufnahme hatte sicher ihren Grund mehr in der geschäftlichen Unbeholfenheit als im bösen Willen der Japaner, aber die Folgen waren ebendie- selben, und man kann es den Amerikanern nicht verargen, wenn sie nach dem glänzenden Empfang der Gesandtschaft in ihrer Heimath und deren grossen Verheissungen etwas Anderes erwarteten. — Herr Harris erhielt durch den Niagara zwei Sendungen aus New- York, welche ihn in hohem Maasse belustigten: einen Brief von Barnum, dem bekannten Grossmeister des Humbug, mit dem Er- suchen um Besorgung eines japanischen Paares zu dem bevorstehen- den Völkercongress; am liebsten wären ihm Taschenspieler oder derartige Künstler, die Leute sollten gut bezahlt werden, auch könne der Minister-Resident auf hübsche Provision rechnen. — Die andere Sendung bestand in zwei Dutzend Flaschen bitteren Schnapses, zwölf für den Taïkūn, und zwölf als Bestellgeld für Herrn Harris, der sie mit einem Schreiben des Fabrikanten überreichen sollte. Der Brief war adressirt »To his Imperial Sovereign the Tycoon of Japan« und begann mit den Worten »Dear Sir«. Als der Niagara in Hongkong anlegte, meldete sich bei dem Der Niagara ging am 19. November nach Yokuhama, traf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0111" n="91"/><fw place="top" type="header">VII. Die Amerikaner in <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi>. 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VII. Die Amerikaner in Yeddo. Sendungen.
beim Minister Ando-Tsus-sima-no-kami keineswegs entschädigt.
Dieser schien auf solche Feste wenig eingerichtet; er liess den
preussischen Gesandten bitten, ihm einige Tische zu leihen, an denen
Akabane eben keinen Ueberfluss hatte. — Von Sendung frischer
Nahrungsmittel an Bord des Niagara war in den ersten Tagen gar
nicht die Rede; sie erfolgte erst, als der amerikanische Minister-
Resident die Regierung in einem sehr deutlichen Schreiben an ihr
freiwillig gegebenes Versprechen erinnerte. Die schlechte Aufnahme
hatte sicher ihren Grund mehr in der geschäftlichen Unbeholfenheit
als im bösen Willen der Japaner, aber die Folgen waren ebendie-
selben, und man kann es den Amerikanern nicht verargen, wenn
sie nach dem glänzenden Empfang der Gesandtschaft in ihrer
Heimath und deren grossen Verheissungen etwas Anderes erwarteten.
— Herr Harris erhielt durch den Niagara zwei Sendungen aus New-
York, welche ihn in hohem Maasse belustigten: einen Brief von
Barnum, dem bekannten Grossmeister des Humbug, mit dem Er-
suchen um Besorgung eines japanischen Paares zu dem bevorstehen-
den Völkercongress; am liebsten wären ihm Taschenspieler oder
derartige Künstler, die Leute sollten gut bezahlt werden, auch könne
der Minister-Resident auf hübsche Provision rechnen. — Die andere
Sendung bestand in zwei Dutzend Flaschen bitteren Schnapses,
zwölf für den Taïkūn, und zwölf als Bestellgeld für Herrn Harris,
der sie mit einem Schreiben des Fabrikanten überreichen sollte.
Der Brief war adressirt »To his Imperial Sovereign the Tycoon of
Japan« und begann mit den Worten »Dear Sir«.
Als der Niagara in Hongkong anlegte, meldete sich bei dem
Commandanten ein Japaner, der elf Jahre vorher nach San Francisco
verschlagen worden war und jetzt zu wissen wünschte, ob Schiff-
brüchige in seinem Vaterlande noch so hart behandelt würden wie
sonst. Der Capitän nahm den Mann an Bord und überantwortete
ihn in Yeddo dem Schutze des Minister-Residenten, welcher ihn
der Regierung erst auf das feierliche Versprechen auslieferte, dass
er seiner Familie zurückgegeben und in keiner Weise belästigt würde.
Er musste sich natürlich wieder auf japanische Weise kleiden, das
Haar scheeren und den landesüblichen Schopf drehen lassen.
Der Niagara ging am 19. November nach Yokuhama, traf
dort jedoch zu spät ein, um den Officieren, wie beabsichtigt war,
die Theilnahme an der Einweihung des russischen Denkmals zu
gestatten.
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