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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Hydrographische Arbeiten. IX.
zu ziehen, ging Capitän Sundewall Anfang December mit der Arkona
hinüber. Das Erscheinen des grossen Kriegsschiffes machte dort
die grösste Sensation; die Bewohner der Küstenorte hatten niemals
Europäer noch deren Fahrzeuge zu Gesichte bekommen, und sam-
melten sich in hunderten von Booten unter freudiger Begrüssung
um das Schiff. Der Commodor erlaubte ihnen, zur näheren Be-
friedigung ihrer Neugier truppweise an Bord zu kommen, wo
dann ihr ergötzliches Staunen auf das höchste stieg. Ihre Dank-
barkeit äusserte sich practisch in kleinen Geschenken, welche sie
der Mannschaft aufzudrängen suchten, und als die Officiere bald
darauf mit einigen Booten landeten, in der gastfreundlichsten Auf-
nahme. Sie packten den Leuten sogar die Boote voll Hühner, Enten
und sonstiger frischer Lebensmittel und waren zur Annahme einer
Zahlung durchaus nicht zu bewegen. Der Besuch schien ihnen ein
wahres Freudenfest zu sein. -- Das seichte Wasser in diesem und
allen anderen Theilen des Golfes erlaubte nur den geringsten Theil
der hydrographischen Arbeiten an Bord unserer tiefgehenden Kriegs-
schiffe vorzunehmen; die meisten wurden unter grossen Mühselig-
keiten in offenen Booten ausgeführt, deren Excursionen unter Befehl
des Lieutenant Butterlin oft mehrere Tage dauerten, ohne dass die
Bemannung unter Obdach gekommen wäre.

Den 7. December war die Arkona von ihrem Ausfluge nach
der Ostküste der Bai auf die Rhede von Yeddo zurückgekehrt; den
folgenden Morgen begab sich Graf Eulenburg mit einem Attache
und Herrn Heusken an Bord der Thetis, um mit ihr auf einen
Tag nach Yokuhama zu gehen und sich aus eigener Anschauung
über die Lage der deutschen Kaufleute zu unterrichten. Commodore
Sundewall begleitete ihn mit der Arkona, was sich sehr nützlich
erwies; denn kaum waren die Schiffe unter Segel gegangen, so starb
der Wind weg. Die Arkona musste heizen und die Thetis in das
Schlepptau nehmen. Den 9. Abends traf der Gesandte mit dieser
vor Yeddo wieder ein, aber zu spät um sich auszuschiffen, und den
ganzen folgenden Tag stürmte und regnete es dermaassen, dass die
Boote erst gegen Abend die Ueberfahrt bewerkstelligen konnten.
Das Barometer war in wenigen Stunden über einen Zoll gefallen
und das Thermometer stand auf 16° Reaumur.

Während dieser Abwesenheit des Gesandten erschienen in
Akabane einige Yakunine bei dem Unterofficier, der die dort als
Wache stationirten Seesoldaten commandirte, und baten, ihnen ein

Hydrographische Arbeiten. IX.
zu ziehen, ging Capitän Sundewall Anfang December mit der Arkona
hinüber. Das Erscheinen des grossen Kriegsschiffes machte dort
die grösste Sensation; die Bewohner der Küstenorte hatten niemals
Europäer noch deren Fahrzeuge zu Gesichte bekommen, und sam-
melten sich in hunderten von Booten unter freudiger Begrüssung
um das Schiff. Der Commodor erlaubte ihnen, zur näheren Be-
friedigung ihrer Neugier truppweise an Bord zu kommen, wo
dann ihr ergötzliches Staunen auf das höchste stieg. Ihre Dank-
barkeit äusserte sich practisch in kleinen Geschenken, welche sie
der Mannschaft aufzudrängen suchten, und als die Officiere bald
darauf mit einigen Booten landeten, in der gastfreundlichsten Auf-
nahme. Sie packten den Leuten sogar die Boote voll Hühner, Enten
und sonstiger frischer Lebensmittel und waren zur Annahme einer
Zahlung durchaus nicht zu bewegen. Der Besuch schien ihnen ein
wahres Freudenfest zu sein. — Das seichte Wasser in diesem und
allen anderen Theilen des Golfes erlaubte nur den geringsten Theil
der hydrographischen Arbeiten an Bord unserer tiefgehenden Kriegs-
schiffe vorzunehmen; die meisten wurden unter grossen Mühselig-
keiten in offenen Booten ausgeführt, deren Excursionen unter Befehl
des Lieutenant Butterlin oft mehrere Tage dauerten, ohne dass die
Bemannung unter Obdach gekommen wäre.

Den 7. December war die Arkona von ihrem Ausfluge nach
der Ostküste der Bai auf die Rhede von Yeddo zurückgekehrt; den
folgenden Morgen begab sich Graf Eulenburg mit einem Attaché
und Herrn Heusken an Bord der Thetis, um mit ihr auf einen
Tag nach Yokuhama zu gehen und sich aus eigener Anschauung
über die Lage der deutschen Kaufleute zu unterrichten. Commodore
Sundewall begleitete ihn mit der Arkona, was sich sehr nützlich
erwies; denn kaum waren die Schiffe unter Segel gegangen, so starb
der Wind weg. Die Arkona musste heizen und die Thetis in das
Schlepptau nehmen. Den 9. Abends traf der Gesandte mit dieser
vor Yeddo wieder ein, aber zu spät um sich auszuschiffen, und den
ganzen folgenden Tag stürmte und regnete es dermaassen, dass die
Boote erst gegen Abend die Ueberfahrt bewerkstelligen konnten.
Das Barometer war in wenigen Stunden über einen Zoll gefallen
und das Thermometer stand auf 16° Réaumur.

Während dieser Abwesenheit des Gesandten erschienen in
Akabane einige Yakunine bei dem Unterofficier, der die dort als
Wache stationirten Seesoldaten commandirte, und baten, ihnen ein

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[120/0140] Hydrographische Arbeiten. IX. zu ziehen, ging Capitän Sundewall Anfang December mit der Arkona hinüber. Das Erscheinen des grossen Kriegsschiffes machte dort die grösste Sensation; die Bewohner der Küstenorte hatten niemals Europäer noch deren Fahrzeuge zu Gesichte bekommen, und sam- melten sich in hunderten von Booten unter freudiger Begrüssung um das Schiff. Der Commodor erlaubte ihnen, zur näheren Be- friedigung ihrer Neugier truppweise an Bord zu kommen, wo dann ihr ergötzliches Staunen auf das höchste stieg. Ihre Dank- barkeit äusserte sich practisch in kleinen Geschenken, welche sie der Mannschaft aufzudrängen suchten, und als die Officiere bald darauf mit einigen Booten landeten, in der gastfreundlichsten Auf- nahme. Sie packten den Leuten sogar die Boote voll Hühner, Enten und sonstiger frischer Lebensmittel und waren zur Annahme einer Zahlung durchaus nicht zu bewegen. Der Besuch schien ihnen ein wahres Freudenfest zu sein. — Das seichte Wasser in diesem und allen anderen Theilen des Golfes erlaubte nur den geringsten Theil der hydrographischen Arbeiten an Bord unserer tiefgehenden Kriegs- schiffe vorzunehmen; die meisten wurden unter grossen Mühselig- keiten in offenen Booten ausgeführt, deren Excursionen unter Befehl des Lieutenant Butterlin oft mehrere Tage dauerten, ohne dass die Bemannung unter Obdach gekommen wäre. Den 7. December war die Arkona von ihrem Ausfluge nach der Ostküste der Bai auf die Rhede von Yeddo zurückgekehrt; den folgenden Morgen begab sich Graf Eulenburg mit einem Attaché und Herrn Heusken an Bord der Thetis, um mit ihr auf einen Tag nach Yokuhama zu gehen und sich aus eigener Anschauung über die Lage der deutschen Kaufleute zu unterrichten. Commodore Sundewall begleitete ihn mit der Arkona, was sich sehr nützlich erwies; denn kaum waren die Schiffe unter Segel gegangen, so starb der Wind weg. Die Arkona musste heizen und die Thetis in das Schlepptau nehmen. Den 9. Abends traf der Gesandte mit dieser vor Yeddo wieder ein, aber zu spät um sich auszuschiffen, und den ganzen folgenden Tag stürmte und regnete es dermaassen, dass die Boote erst gegen Abend die Ueberfahrt bewerkstelligen konnten. Das Barometer war in wenigen Stunden über einen Zoll gefallen und das Thermometer stand auf 16° Réaumur. Während dieser Abwesenheit des Gesandten erschienen in Akabane einige Yakunine bei dem Unterofficier, der die dort als Wache stationirten Seesoldaten commandirte, und baten, ihnen ein

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/140>, abgerufen am 21.11.2024.