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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Abreise von Yeddo. X.

Die Thetis lag schon seit einigen Tagen vor Yokuhama;
Seiner Majestät Transportschiff Elbe setzte am 28. Januar von dort
aus Segel um unsere Post mit der Nachricht des Vertragsabschlusses
direct nach Shanghai zu führen. -- In der Nacht zum 29. legte sich
der Wind, und der Golf war fast spiegelglatt, als die Arkona mit
Tagesanbruch nach Süden dampfte. Es war ein wunderherrlicher
Morgen; die strahlende Pracht der japanischen Landschaft entfaltete
sich wie zum Abschied in ihrer ganzen Eigenthümlichkeit: der Him-
mel rein und blau, nur auf den beschneiten Bergen lagen schwere
graue Wolkenschichten, aus denen der mächtige Kegel des Fusi-
yama
wie ein weisser Riese emporragte. Tausende weisser Segel
schwammen wie Flocken auf dem leicht gekräuselten Golf und
strömten flottenweise aus allen Buchten hervor, um die ersehnte
Stille zum Fischfang zu benutzen.

Der Tag verging in Yokuhama unter Abschiedsbesuchen und
Wanderungen durch die Kaufläden. Den 30. regnete es wieder
unablässig in Strömen; wir begaben uns nur an das Land um dem
Verkauf von Heuskens Nachlass beizuwohnen, welchen der hollän-
dische Consul für die Erben versteigern liess. Die Gesandtschafts-
Attache's und Consuln aller Nationen sowie viele Kaufleute aus
Yokuhama, welche den Ermordeten gekannt und geliebt hatten,
fanden sich dazu ein; Jeder wollte ein Andenken erwerben und die
Sachen wurden zu erheblichen Preisen gesteigert. -- Nachmittags
gab Graf Eulenburg den anwesenden Gesandten und Consuln auf
der Arkona ein Abschiedsbanket.


Abreise von Yeddo. X.

Die Thetis lag schon seit einigen Tagen vor Yokuhama;
Seiner Majestät Transportschiff Elbe setzte am 28. Januar von dort
aus Segel um unsere Post mit der Nachricht des Vertragsabschlusses
direct nach Shanghai zu führen. — In der Nacht zum 29. legte sich
der Wind, und der Golf war fast spiegelglatt, als die Arkona mit
Tagesanbruch nach Süden dampfte. Es war ein wunderherrlicher
Morgen; die strahlende Pracht der japanischen Landschaft entfaltete
sich wie zum Abschied in ihrer ganzen Eigenthümlichkeit: der Him-
mel rein und blau, nur auf den beschneiten Bergen lagen schwere
graue Wolkenschichten, aus denen der mächtige Kegel des Fusi-
yama
wie ein weisser Riese emporragte. Tausende weisser Segel
schwammen wie Flocken auf dem leicht gekräuselten Golf und
strömten flottenweise aus allen Buchten hervor, um die ersehnte
Stille zum Fischfang zu benutzen.

Der Tag verging in Yokuhama unter Abschiedsbesuchen und
Wanderungen durch die Kaufläden. Den 30. regnete es wieder
unablässig in Strömen; wir begaben uns nur an das Land um dem
Verkauf von Heuskens Nachlass beizuwohnen, welchen der hollän-
dische Consul für die Erben versteigern liess. Die Gesandtschafts-
Attaché’s und Consuln aller Nationen sowie viele Kaufleute aus
Yokuhama, welche den Ermordeten gekannt und geliebt hatten,
fanden sich dazu ein; Jeder wollte ein Andenken erwerben und die
Sachen wurden zu erheblichen Preisen gesteigert. — Nachmittags
gab Graf Eulenburg den anwesenden Gesandten und Consuln auf
der Arkona ein Abschiedsbanket.


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[178/0198] Abreise von Yeddo. X. Die Thetis lag schon seit einigen Tagen vor Yokuhama; Seiner Majestät Transportschiff Elbe setzte am 28. Januar von dort aus Segel um unsere Post mit der Nachricht des Vertragsabschlusses direct nach Shanghai zu führen. — In der Nacht zum 29. legte sich der Wind, und der Golf war fast spiegelglatt, als die Arkona mit Tagesanbruch nach Süden dampfte. Es war ein wunderherrlicher Morgen; die strahlende Pracht der japanischen Landschaft entfaltete sich wie zum Abschied in ihrer ganzen Eigenthümlichkeit: der Him- mel rein und blau, nur auf den beschneiten Bergen lagen schwere graue Wolkenschichten, aus denen der mächtige Kegel des Fusi- yama wie ein weisser Riese emporragte. Tausende weisser Segel schwammen wie Flocken auf dem leicht gekräuselten Golf und strömten flottenweise aus allen Buchten hervor, um die ersehnte Stille zum Fischfang zu benutzen. Der Tag verging in Yokuhama unter Abschiedsbesuchen und Wanderungen durch die Kaufläden. Den 30. regnete es wieder unablässig in Strömen; wir begaben uns nur an das Land um dem Verkauf von Heuskens Nachlass beizuwohnen, welchen der hollän- dische Consul für die Erben versteigern liess. Die Gesandtschafts- Attaché’s und Consuln aller Nationen sowie viele Kaufleute aus Yokuhama, welche den Ermordeten gekannt und geliebt hatten, fanden sich dazu ein; Jeder wollte ein Andenken erwerben und die Sachen wurden zu erheblichen Preisen gesteigert. — Nachmittags gab Graf Eulenburg den anwesenden Gesandten und Consuln auf der Arkona ein Abschiedsbanket.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/198>, abgerufen am 22.11.2024.