[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.XI. Metall-Ausfuhr. geriethen, und ihre Unbeholfenheit sich dagegen zu wahren istkaum zu begreifen. Sie haben sich auch in neuester Zeit wieder der sonderbarsten Mittel bedient um die Ausfuhr der Metalle zu hindern, und lange die leichtesten und natürlichsten Wege verschmäht, selbst wenn fremde Diplomaten, denen nur an einer gesunden Entwickelung des Verkehrs liegen kann, sie ihnen an die Hand gaben. -- Warum man den Holländern wohl über ein Jahrhundert lang das Kupfer in grossen Massen zu Preisen überliess, die, wie es scheint, nicht die Kosten der Gewinnung deckten, während die Chinesen es gern viel höher bezahlten, bleibt ebenfalls räthselhaft. Die Regierung machte daran jährlich bedeutenden Schaden, -- den Vortheil an den eingetauschten Import-Artikeln hatten die Beamten, die Geldkammer, -- beschränkte auch die Kupferausfuhr der Hol- länder immer mehr, kam aber nie auf das einfache Mittel, den Preis zu erhöhen. Die Goldausfuhr brachte bis 1672 enormen Gewinn; man rechnete in Silber und zahlte in Gold, das Verhältniss war ganz ähnlich wie nach Eröffnung von Yokuhama, nur dass die Kobangs für Waaren statt für Silber eingetauscht wurden. Statt nun das Gleichgewicht durch eine Veränderung des landesüblichen Münzfusses herzustellen, gab man den Holländern seit 1696 einen für sie allein geprägten kleineren Kobang in Zahlung, dann 1710 und 1720 wieder neue immer kleinere Sorten, und zwang sie durch Beschränkung der Kupferausfuhr die leichte Münze zu dem alten Course zu nehmen. 1730 kam das alte grosse Goldstück endlich wieder zum Vorschein, wurde aber jetzt zum doppelten Werthe gerechnet, während es im Lande die ganze Zeit seinen früheren Cours behalten zu haben scheint. Aehnliche Operationen wurden auch bei Eröffnung von Yokuhama versucht, sind aber bei dem jetzigen freien Verkehr nicht durchzuführen. Die Schwierigkeit ist deshalb nicht gehoben. In den Hafenstädten hat die Sache ihren natür- lichen Gang genommen: die japanischen Kaufleute nehmen den Dollar zu einem Course, der nach den Phasen der Silberpreise fluctuirt. Zur Zeit unseres Aufenthaltes erhielt man in Nangasaki für 100 Dollar 230 Itsibu, während die Regierung den Diplomaten für dieselbe Summe 300 Itsibu, das Silbergewicht nach Abzug einiger Procente für Umprägung zahlte. Mit der Zeit wird sich der Wechselcours von selbst in Gleichgewicht setzen, denn der Handel entwickelt sich jetzt auf gesunden Grundlagen und geht einer blühenden Zukunft entgegen. XI. Metall-Ausfuhr. geriethen, und ihre Unbeholfenheit sich dagegen zu wahren istkaum zu begreifen. Sie haben sich auch in neuester Zeit wieder der sonderbarsten Mittel bedient um die Ausfuhr der Metalle zu hindern, und lange die leichtesten und natürlichsten Wege verschmäht, selbst wenn fremde Diplomaten, denen nur an einer gesunden Entwickelung des Verkehrs liegen kann, sie ihnen an die Hand gaben. — Warum man den Holländern wohl über ein Jahrhundert lang das Kupfer in grossen Massen zu Preisen überliess, die, wie es scheint, nicht die Kosten der Gewinnung deckten, während die Chinesen es gern viel höher bezahlten, bleibt ebenfalls räthselhaft. Die Regierung machte daran jährlich bedeutenden Schaden, — den Vortheil an den eingetauschten Import-Artikeln hatten die Beamten, die Geldkammer, — beschränkte auch die Kupferausfuhr der Hol- länder immer mehr, kam aber nie auf das einfache Mittel, den Preis zu erhöhen. Die Goldausfuhr brachte bis 1672 enormen Gewinn; man rechnete in Silber und zahlte in Gold, das Verhältniss war ganz ähnlich wie nach Eröffnung von Yokuhama, nur dass die Kobaṅgs für Waaren statt für Silber eingetauscht wurden. Statt nun das Gleichgewicht durch eine Veränderung des landesüblichen Münzfusses herzustellen, gab man den Holländern seit 1696 einen für sie allein geprägten kleineren Kobaṅg in Zahlung, dann 1710 und 1720 wieder neue immer kleinere Sorten, und zwang sie durch Beschränkung der Kupferausfuhr die leichte Münze zu dem alten Course zu nehmen. 1730 kam das alte grosse Goldstück endlich wieder zum Vorschein, wurde aber jetzt zum doppelten Werthe gerechnet, während es im Lande die ganze Zeit seinen früheren Cours behalten zu haben scheint. Aehnliche Operationen wurden auch bei Eröffnung von Yokuhama versucht, sind aber bei dem jetzigen freien Verkehr nicht durchzuführen. Die Schwierigkeit ist deshalb nicht gehoben. In den Hafenstädten hat die Sache ihren natür- lichen Gang genommen: die japanischen Kaufleute nehmen den Dollar zu einem Course, der nach den Phasen der Silberpreise fluctuirt. Zur Zeit unseres Aufenthaltes erhielt man in Naṅgasaki für 100 Dollar 230 Itsibu, während die Regierung den Diplomaten für dieselbe Summe 300 Itsibu, das Silbergewicht nach Abzug einiger Procente für Umprägung zahlte. Mit der Zeit wird sich der Wechselcours von selbst in Gleichgewicht setzen, denn der Handel entwickelt sich jetzt auf gesunden Grundlagen und geht einer blühenden Zukunft entgegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0233" n="213"/><fw place="top" type="header">XI. Metall-Ausfuhr.</fw><lb/> geriethen, und ihre Unbeholfenheit sich dagegen zu wahren ist<lb/> kaum zu begreifen. 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XI. Metall-Ausfuhr.
geriethen, und ihre Unbeholfenheit sich dagegen zu wahren ist
kaum zu begreifen. Sie haben sich auch in neuester Zeit wieder
der sonderbarsten Mittel bedient um die Ausfuhr der Metalle zu
hindern, und lange die leichtesten und natürlichsten Wege verschmäht,
selbst wenn fremde Diplomaten, denen nur an einer gesunden
Entwickelung des Verkehrs liegen kann, sie ihnen an die Hand
gaben. — Warum man den Holländern wohl über ein Jahrhundert
lang das Kupfer in grossen Massen zu Preisen überliess, die, wie
es scheint, nicht die Kosten der Gewinnung deckten, während die
Chinesen es gern viel höher bezahlten, bleibt ebenfalls räthselhaft.
Die Regierung machte daran jährlich bedeutenden Schaden, — den
Vortheil an den eingetauschten Import-Artikeln hatten die Beamten,
die Geldkammer, — beschränkte auch die Kupferausfuhr der Hol-
länder immer mehr, kam aber nie auf das einfache Mittel, den
Preis zu erhöhen. Die Goldausfuhr brachte bis 1672 enormen Gewinn;
man rechnete in Silber und zahlte in Gold, das Verhältniss war
ganz ähnlich wie nach Eröffnung von Yokuhama, nur dass die
Kobaṅgs für Waaren statt für Silber eingetauscht wurden. Statt
nun das Gleichgewicht durch eine Veränderung des landesüblichen
Münzfusses herzustellen, gab man den Holländern seit 1696 einen
für sie allein geprägten kleineren Kobaṅg in Zahlung, dann 1710
und 1720 wieder neue immer kleinere Sorten, und zwang sie durch
Beschränkung der Kupferausfuhr die leichte Münze zu dem alten
Course zu nehmen. 1730 kam das alte grosse Goldstück endlich
wieder zum Vorschein, wurde aber jetzt zum doppelten Werthe
gerechnet, während es im Lande die ganze Zeit seinen früheren
Cours behalten zu haben scheint. Aehnliche Operationen wurden auch
bei Eröffnung von Yokuhama versucht, sind aber bei dem jetzigen
freien Verkehr nicht durchzuführen. Die Schwierigkeit ist deshalb
nicht gehoben. In den Hafenstädten hat die Sache ihren natür-
lichen Gang genommen: die japanischen Kaufleute nehmen den
Dollar zu einem Course, der nach den Phasen der Silberpreise
fluctuirt. Zur Zeit unseres Aufenthaltes erhielt man in Naṅgasaki
für 100 Dollar 230 Itsibu, während die Regierung den Diplomaten
für dieselbe Summe 300 Itsibu, das Silbergewicht nach Abzug
einiger Procente für Umprägung zahlte. Mit der Zeit wird sich
der Wechselcours von selbst in Gleichgewicht setzen, denn der
Handel entwickelt sich jetzt auf gesunden Grundlagen und geht
einer blühenden Zukunft entgegen.
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