[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.Anh. II. Decret des Mikado. noch mehrfach, doch blieb Alles ruhig. Anfang 1863 gelangte ausHakodade die Abschrift eines Decretes nach Yokuhama, das der Mikado an den Taikun gerichtet haben sollte: "Wir haben schon lange den Plan in unserem Busen Später soll sich herausgestellt haben, dass der Fürst von Anh. II. Decret des Mikado. noch mehrfach, doch blieb Alles ruhig. Anfang 1863 gelangte ausHakodade die Abschrift eines Decretes nach Yokuhama, das der Mikado an den Taïkūn gerichtet haben sollte: »Wir haben schon lange den Plan in unserem Busen Später soll sich herausgestellt haben, dass der Fürst von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0291" n="271"/><fw place="top" type="header">Anh. II. Decret des <hi rendition="#k">Mikado</hi>.</fw><lb/> noch mehrfach, doch blieb Alles ruhig. Anfang 1863 gelangte aus<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Hakodade</placeName></hi> die Abschrift eines Decretes nach <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi>, das der<lb/><hi rendition="#k">Mikado</hi> an den <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> gerichtet haben sollte:</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">»Wir haben schon lange den Plan in unserem Busen<lb/> gehegt die Fremden zu vertreiben, und der erhabene<lb/> Willen kann nicht wanken, wenn auch die Ausführung<lb/> bis zur gegenwärtigen Zeit verschoben worden ist. Die<lb/> Veränderungen, welche der <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> zur Ausführung eines<lb/> neuen Systemes in alle Theile der Verwaltung gebracht<lb/> hat, beweisen seine Achtung vor unserem Willen. Aber<lb/> die Herzen der Bevölkerung werden sich nicht beruhigen,<lb/> wenn nicht jetzt die Vertreibung der Fremden sicher vor<lb/> sich geht. Dies macht dem kaiserlichen Busen grosse<lb/> Sorge. Der <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> soll seine ganze Kraft auf die Ver-<lb/> jagung der Barbaren richten und den Fürsten schleunigst<lb/> den Befehl dazu ertheilen. Die Ausführung dieser Maass-<lb/> regel ist Pflicht des <hi rendition="#k">Siogun</hi>. Schnell und ohne Verzug<lb/> bringe er den Plan zum Abschluss, vollbringe, was nach<lb/> langer Berathung jetzt für den Staat beschlossen ist, und<lb/> bestimme die Zeit, wann der Verkehr mit den hässlichen<lb/> Barbaren aufhören soll. Du wirst uns darüber Bericht<lb/> erstatten.«</hi> </p><lb/> <p>Später soll sich herausgestellt haben, dass der Fürst von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Naṅgato</placeName></hi>, — oder wie Andere ihn mit seinem chinesischen Namen<lb/> nennen, <hi rendition="#k">Tšo-šiu</hi>, — der als Haupt der Bewegung gegen die <hi rendition="#k">Siogun</hi>-<lb/> Herrschaft immer mehr in den Vordergrund tritt, dieses Document<lb/> im Verein mit seinem Verbündeten am Hofe des <hi rendition="#k">Mikado</hi>, dem<lb/><hi rendition="#k">Kuanbak Fudsiwara</hi>, gefälscht und sogar die Regierung in <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi><lb/> damit getäuscht hätte. Unmöglich ist das durchaus nicht bei der<lb/> Unnahbarkeit des Erbkaisers und der Etiquette, welche ihn seit<lb/> Jahrhunderten künstlich von jeder directen Betheiligung an den<lb/> Staatsgeschäften ausschliesst. Der <hi rendition="#k">Kuanbak</hi> ist sein Vertreter<lb/> und Organ in politischen Angelegenheiten. — Die Regierung von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi> erklärte, von den fremden Diplomaten befragt, das Document<lb/> für authentisch. Zu gleicher Zeit damit wurde ein Protest der Fürsten<lb/> von <hi rendition="#k"><placeName>Naṅgato</placeName>, <placeName>Satsuma</placeName></hi> und anderer mächtigen <hi rendition="#k">Daïmio</hi>’s gegen die<lb/> Missregierung des <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> bekannt: er hätte beim Abschluss der<lb/> Verträge versprochen, dass durch sie die Lebensbedürfnisse wohl-<lb/> feiler werden sollten; statt dessen kosteten sie jetzt das Dreifache;<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0291]
Anh. II. Decret des Mikado.
noch mehrfach, doch blieb Alles ruhig. Anfang 1863 gelangte aus
Hakodade die Abschrift eines Decretes nach Yokuhama, das der
Mikado an den Taïkūn gerichtet haben sollte:
»Wir haben schon lange den Plan in unserem Busen
gehegt die Fremden zu vertreiben, und der erhabene
Willen kann nicht wanken, wenn auch die Ausführung
bis zur gegenwärtigen Zeit verschoben worden ist. Die
Veränderungen, welche der Taïkūn zur Ausführung eines
neuen Systemes in alle Theile der Verwaltung gebracht
hat, beweisen seine Achtung vor unserem Willen. Aber
die Herzen der Bevölkerung werden sich nicht beruhigen,
wenn nicht jetzt die Vertreibung der Fremden sicher vor
sich geht. Dies macht dem kaiserlichen Busen grosse
Sorge. Der Taïkūn soll seine ganze Kraft auf die Ver-
jagung der Barbaren richten und den Fürsten schleunigst
den Befehl dazu ertheilen. Die Ausführung dieser Maass-
regel ist Pflicht des Siogun. Schnell und ohne Verzug
bringe er den Plan zum Abschluss, vollbringe, was nach
langer Berathung jetzt für den Staat beschlossen ist, und
bestimme die Zeit, wann der Verkehr mit den hässlichen
Barbaren aufhören soll. Du wirst uns darüber Bericht
erstatten.«
Später soll sich herausgestellt haben, dass der Fürst von
Naṅgato, — oder wie Andere ihn mit seinem chinesischen Namen
nennen, Tšo-šiu, — der als Haupt der Bewegung gegen die Siogun-
Herrschaft immer mehr in den Vordergrund tritt, dieses Document
im Verein mit seinem Verbündeten am Hofe des Mikado, dem
Kuanbak Fudsiwara, gefälscht und sogar die Regierung in Yeddo
damit getäuscht hätte. Unmöglich ist das durchaus nicht bei der
Unnahbarkeit des Erbkaisers und der Etiquette, welche ihn seit
Jahrhunderten künstlich von jeder directen Betheiligung an den
Staatsgeschäften ausschliesst. Der Kuanbak ist sein Vertreter
und Organ in politischen Angelegenheiten. — Die Regierung von
Yeddo erklärte, von den fremden Diplomaten befragt, das Document
für authentisch. Zu gleicher Zeit damit wurde ein Protest der Fürsten
von Naṅgato, Satsuma und anderer mächtigen Daïmio’s gegen die
Missregierung des Taïkūn bekannt: er hätte beim Abschluss der
Verträge versprochen, dass durch sie die Lebensbedürfnisse wohl-
feiler werden sollten; statt dessen kosteten sie jetzt das Dreifache;
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