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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Hülfserbietungen. Lage der Fremden in Nangasaki.
Bücher und Kostbarkeiten an Bord der Kriegsschiffe in Sicherheit
und waren des Schlimmsten gewärtig. Der Mikado hatte nach Aus-
sage der japanischen Beamten die Verbannung fest beschlossen; sie
sprachen von beunruhigenden Fortschritten der regierungsfeindlichen
Parthei, welche zur Zeit jedes freie Handeln des Taikun lähmten.
Angesichts dieses bedrohlichen Zustandes liess nun der englische
Geschäftsträger für den Augenblick seine Forderungen fallen, ge-
währte eine weitere Frist bis zum 21. Mai, und bot in Ueberein-
stimmung mit den Vertretern von Frankreich und Holland der Re-
gierung die Hülfe der europäischen Geschwader unter der Bedingung
an, dass die japanische Bevölkerung augenblicklich nach Yokuhama
zurückkehre; eine Weigerung letzteren Punctes werde man aber
als Eröffnung der Feindseligkeiten betrachten und Yokuhama mili-
tärisch besetzen lassen. -- Sei es nun, dass die conservative Parthei
im Reichsrath durchdrang, sei es, dass die ernstliche Kriegsdrohung
ihn schreckte, -- kurz, er ging auf das Anerbieten ein und sandte
einen Bunyo der auswärtigen Abtheilung, Takemoto Kai-no-kami, --
der als gewandter Unterhändler vielfach den diplomatischen Verkehr
vermittelte, -- mit den Propositionen der Gesandten nach Miako.
Die japanische Bevölkerung von Yokuhama kehrte eben so schnell
und willig zurück als sie ausgewandert war, und es trat ein kur-
zer Zeitraum der Ruhe ein, während dessen zwar der Handel
gänzlich stockte, der übrige Verkehr aber wieder in das alte
Gleise kam.

Die Ausländer in Nangasaki befanden sich unter der Zeit in
ähnlicher Lage. Der Statthalter, über dessen Ehrenhaftigkeit und
wohlwollende Gesinnung nur eine Stimme herrschte, hatte den
Consuln der Vertragsmächte notificirt, dass im Falle der Kriegs-
erklärung alle Fremden ausser den Russen, welche sich für die
Zeit der Reparaturarbeiten an dem Kriegsdampfer Amerika in ihrer
Niederlassung Inasia ausgeschifft hatten, binnen achtundvierzig Stun-
den Nangasaki verlassen müssten. Die Consuln der im Frieden mit
Japan lebenden Mächte remonstrirten vergebens; der Statthalter
erklärte, es würde für die Japaner unmöglich sein die Nationalität
der Ausländer zu unterscheiden; alle zurückbleibenden setzten sich
der grössten Lebensgefahr aus. Ein Gleiches war auch den An-
siedlern von Yokuhama angekündigt worden, vielleicht um durch die
anderen, zahlreich vertretenen Nationen einen Druck auf die Eng-
länder zu üben. -- Auf den Uferhöhen der Bucht von Nangasaki

Anh. II. Hülfserbietungen. Lage der Fremden in Naṅgasaki.
Bücher und Kostbarkeiten an Bord der Kriegsschiffe in Sicherheit
und waren des Schlimmsten gewärtig. Der Mikado hatte nach Aus-
sage der japanischen Beamten die Verbannung fest beschlossen; sie
sprachen von beunruhigenden Fortschritten der regierungsfeindlichen
Parthei, welche zur Zeit jedes freie Handeln des Taïkūn lähmten.
Angesichts dieses bedrohlichen Zustandes liess nun der englische
Geschäftsträger für den Augenblick seine Forderungen fallen, ge-
währte eine weitere Frist bis zum 21. Mai, und bot in Ueberein-
stimmung mit den Vertretern von Frankreich und Holland der Re-
gierung die Hülfe der europäischen Geschwader unter der Bedingung
an, dass die japanische Bevölkerung augenblicklich nach Yokuhama
zurückkehre; eine Weigerung letzteren Punctes werde man aber
als Eröffnung der Feindseligkeiten betrachten und Yokuhama mili-
tärisch besetzen lassen. — Sei es nun, dass die conservative Parthei
im Reichsrath durchdrang, sei es, dass die ernstliche Kriegsdrohung
ihn schreckte, — kurz, er ging auf das Anerbieten ein und sandte
einen Bunyo der auswärtigen Abtheilung, Takemoto Kaï-no-kami, —
der als gewandter Unterhändler vielfach den diplomatischen Verkehr
vermittelte, — mit den Propositionen der Gesandten nach Miako.
Die japanische Bevölkerung von Yokuhama kehrte eben so schnell
und willig zurück als sie ausgewandert war, und es trat ein kur-
zer Zeitraum der Ruhe ein, während dessen zwar der Handel
gänzlich stockte, der übrige Verkehr aber wieder in das alte
Gleise kam.

Die Ausländer in Naṅgasaki befanden sich unter der Zeit in
ähnlicher Lage. Der Statthalter, über dessen Ehrenhaftigkeit und
wohlwollende Gesinnung nur eine Stimme herrschte, hatte den
Consuln der Vertragsmächte notificirt, dass im Falle der Kriegs-
erklärung alle Fremden ausser den Russen, welche sich für die
Zeit der Reparaturarbeiten an dem Kriegsdampfer Amerika in ihrer
Niederlassung Inasia ausgeschifft hatten, binnen achtundvierzig Stun-
den Naṅgasaki verlassen müssten. Die Consuln der im Frieden mit
Japan lebenden Mächte remonstrirten vergebens; der Statthalter
erklärte, es würde für die Japaner unmöglich sein die Nationalität
der Ausländer zu unterscheiden; alle zurückbleibenden setzten sich
der grössten Lebensgefahr aus. Ein Gleiches war auch den An-
siedlern von Yokuhama angekündigt worden, vielleicht um durch die
anderen, zahlreich vertretenen Nationen einen Druck auf die Eng-
länder zu üben. — Auf den Uferhöhen der Bucht von Naṅgasaki

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[279/0299] Anh. II. Hülfserbietungen. Lage der Fremden in Naṅgasaki. Bücher und Kostbarkeiten an Bord der Kriegsschiffe in Sicherheit und waren des Schlimmsten gewärtig. Der Mikado hatte nach Aus- sage der japanischen Beamten die Verbannung fest beschlossen; sie sprachen von beunruhigenden Fortschritten der regierungsfeindlichen Parthei, welche zur Zeit jedes freie Handeln des Taïkūn lähmten. Angesichts dieses bedrohlichen Zustandes liess nun der englische Geschäftsträger für den Augenblick seine Forderungen fallen, ge- währte eine weitere Frist bis zum 21. Mai, und bot in Ueberein- stimmung mit den Vertretern von Frankreich und Holland der Re- gierung die Hülfe der europäischen Geschwader unter der Bedingung an, dass die japanische Bevölkerung augenblicklich nach Yokuhama zurückkehre; eine Weigerung letzteren Punctes werde man aber als Eröffnung der Feindseligkeiten betrachten und Yokuhama mili- tärisch besetzen lassen. — Sei es nun, dass die conservative Parthei im Reichsrath durchdrang, sei es, dass die ernstliche Kriegsdrohung ihn schreckte, — kurz, er ging auf das Anerbieten ein und sandte einen Bunyo der auswärtigen Abtheilung, Takemoto Kaï-no-kami, — der als gewandter Unterhändler vielfach den diplomatischen Verkehr vermittelte, — mit den Propositionen der Gesandten nach Miako. Die japanische Bevölkerung von Yokuhama kehrte eben so schnell und willig zurück als sie ausgewandert war, und es trat ein kur- zer Zeitraum der Ruhe ein, während dessen zwar der Handel gänzlich stockte, der übrige Verkehr aber wieder in das alte Gleise kam. Die Ausländer in Naṅgasaki befanden sich unter der Zeit in ähnlicher Lage. Der Statthalter, über dessen Ehrenhaftigkeit und wohlwollende Gesinnung nur eine Stimme herrschte, hatte den Consuln der Vertragsmächte notificirt, dass im Falle der Kriegs- erklärung alle Fremden ausser den Russen, welche sich für die Zeit der Reparaturarbeiten an dem Kriegsdampfer Amerika in ihrer Niederlassung Inasia ausgeschifft hatten, binnen achtundvierzig Stun- den Naṅgasaki verlassen müssten. Die Consuln der im Frieden mit Japan lebenden Mächte remonstrirten vergebens; der Statthalter erklärte, es würde für die Japaner unmöglich sein die Nationalität der Ausländer zu unterscheiden; alle zurückbleibenden setzten sich der grössten Lebensgefahr aus. Ein Gleiches war auch den An- siedlern von Yokuhama angekündigt worden, vielleicht um durch die anderen, zahlreich vertretenen Nationen einen Druck auf die Eng- länder zu üben. — Auf den Uferhöhen der Bucht von Naṅgasaki

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/299>, abgerufen am 22.11.2024.