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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Brand der amerikanischen Gesandtschaft.
Summen daran betheilige. Herr Pruyn hatte von Herrn Harris
dessen Vertrauensstellung und Antagonismus gegen die Vertreter
einiger europäischen Mächte, aber nicht dessen Tact und Einsicht
geerbt, und zerstörte durch sein Auftreten allmälich das Werk seines
Vorgängers, dessen Früchte er anfangs genoss. Bis zum Mai 1863
war er der einzige Diplomat, der seinen Sitz bleibend in Yeddo
behielt, -- denn die Vertreter der anderen Mächte gingen schon
lange nur zur Abwickelung ihrer Geschäfte hinüber, -- der amerika-
nische Consul und einige Missionare die einzigen, die noch in
Kanagava wohnten. Der Reichsrath hatte Herrn Pruyn schon
wiederholt deutlich zu verstehen gegeben, dass er seine Uebersiede-
lung nach Yokuhama wünsche. In der Nacht des 23. Mai brach
dann plötzlich in dem an die Gesandtschaft stossenden Priesterhause
Feuer aus und griff so rasch um sich, dass Herr Pruyn mit Mühe
nur das Archiv rettete. Er siedelte nun in einen kleinen Tempel
in der Nähe über und bestand darauf in Yeddo zu bleiben, wurde
aber in der Nacht zum 1. Juni unter Vorspiegelung einer grossen
Lebensgefahr plötzlich halb gewaltsam aufgehoben und an Bord
eines japanischen Dampfers gebracht, der ihm am folgenden Morgen
in Yokuhama absetzte. Zu gleicher Zeit mussten auch der amerika-
nische Consul und die Missionare aus Kanagava dahin übersiedeln.

Am 24. Mai kehrte Takemoto Kai-no-kami aus Miako nach
Yeddo zurück und hatte am 25. eine Unterredung mit dem eng-
lischen Geschäftsträger, welcher auch Herr von Bellecourt und die
Geschwadercommandanten beiwohnten. Aus seinen Mittheilungen
ergab sich, dass der Taikun für jetzt nicht an Feindseligkeiten denke,
also die Anerbietungen der fremden Vertreter ablehnen müsse. Die
regierungsfeindliche Bewegung trete in Gestalt zahlreicher Lonin-
Banden auf, welche das Land beunruhigten und die Bevölkerung
aufhetzten. Der Taikun habe sich mit dem Mikado ausgesöhnt
und wünsche nach Yeddo zurückzukehren, aber die um Miako ver-
sammelten aufrührerischen Heerhaufen beeinflussten den dortigen
Hof und widersetzten sich seiner Abreise. Die Majorität des Reichs-
rathes und der den Taikun vertretende Fürst von Owari hätten die
Zahlung der Strafsumme beschlossen, doch könne man sie vor Rück-
kehr des Taikun ohne grosse Gefahr für die Fremden sowohl als
für die Regierung nicht öffentlich vollziehen; die Erbitterung der
Lonine würde sonst den höchsten Grad erreichen und einen Angriff
auf Yokuhama zur Folge haben, die regierungsfeindliche Parthei

Anh. II. Brand der amerikanischen Gesandtschaft.
Summen daran betheilige. Herr Pruyn hatte von Herrn Harris
dessen Vertrauensstellung und Antagonismus gegen die Vertreter
einiger europäischen Mächte, aber nicht dessen Tact und Einsicht
geerbt, und zerstörte durch sein Auftreten allmälich das Werk seines
Vorgängers, dessen Früchte er anfangs genoss. Bis zum Mai 1863
war er der einzige Diplomat, der seinen Sitz bleibend in Yeddo
behielt, — denn die Vertreter der anderen Mächte gingen schon
lange nur zur Abwickelung ihrer Geschäfte hinüber, — der amerika-
nische Consul und einige Missionare die einzigen, die noch in
Kanagava wohnten. Der Reichsrath hatte Herrn Pruyn schon
wiederholt deutlich zu verstehen gegeben, dass er seine Uebersiede-
lung nach Yokuhama wünsche. In der Nacht des 23. Mai brach
dann plötzlich in dem an die Gesandtschaft stossenden Priesterhause
Feuer aus und griff so rasch um sich, dass Herr Pruyn mit Mühe
nur das Archiv rettete. Er siedelte nun in einen kleinen Tempel
in der Nähe über und bestand darauf in Yeddo zu bleiben, wurde
aber in der Nacht zum 1. Juni unter Vorspiegelung einer grossen
Lebensgefahr plötzlich halb gewaltsam aufgehoben und an Bord
eines japanischen Dampfers gebracht, der ihm am folgenden Morgen
in Yokuhama absetzte. Zu gleicher Zeit mussten auch der amerika-
nische Consul und die Missionare aus Kanagava dahin übersiedeln.

Am 24. Mai kehrte Takemoto Kaï-no-kami aus Miako nach
Yeddo zurück und hatte am 25. eine Unterredung mit dem eng-
lischen Geschäftsträger, welcher auch Herr von Bellecourt und die
Geschwadercommandanten beiwohnten. Aus seinen Mittheilungen
ergab sich, dass der Taïkūn für jetzt nicht an Feindseligkeiten denke,
also die Anerbietungen der fremden Vertreter ablehnen müsse. Die
regierungsfeindliche Bewegung trete in Gestalt zahlreicher Lonin-
Banden auf, welche das Land beunruhigten und die Bevölkerung
aufhetzten. Der Taïkūn habe sich mit dem Mikado ausgesöhnt
und wünsche nach Yeddo zurückzukehren, aber die um Miako ver-
sammelten aufrührerischen Heerhaufen beeinflussten den dortigen
Hof und widersetzten sich seiner Abreise. Die Majorität des Reichs-
rathes und der den Taïkūn vertretende Fürst von Owari hätten die
Zahlung der Strafsumme beschlossen, doch könne man sie vor Rück-
kehr des Taïkūn ohne grosse Gefahr für die Fremden sowohl als
für die Regierung nicht öffentlich vollziehen; die Erbitterung der
Lonine würde sonst den höchsten Grad erreichen und einen Angriff
auf Yokuhama zur Folge haben, die regierungsfeindliche Parthei

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[281/0301] Anh. II. Brand der amerikanischen Gesandtschaft. Summen daran betheilige. Herr Pruyn hatte von Herrn Harris dessen Vertrauensstellung und Antagonismus gegen die Vertreter einiger europäischen Mächte, aber nicht dessen Tact und Einsicht geerbt, und zerstörte durch sein Auftreten allmälich das Werk seines Vorgängers, dessen Früchte er anfangs genoss. Bis zum Mai 1863 war er der einzige Diplomat, der seinen Sitz bleibend in Yeddo behielt, — denn die Vertreter der anderen Mächte gingen schon lange nur zur Abwickelung ihrer Geschäfte hinüber, — der amerika- nische Consul und einige Missionare die einzigen, die noch in Kanagava wohnten. Der Reichsrath hatte Herrn Pruyn schon wiederholt deutlich zu verstehen gegeben, dass er seine Uebersiede- lung nach Yokuhama wünsche. In der Nacht des 23. Mai brach dann plötzlich in dem an die Gesandtschaft stossenden Priesterhause Feuer aus und griff so rasch um sich, dass Herr Pruyn mit Mühe nur das Archiv rettete. Er siedelte nun in einen kleinen Tempel in der Nähe über und bestand darauf in Yeddo zu bleiben, wurde aber in der Nacht zum 1. Juni unter Vorspiegelung einer grossen Lebensgefahr plötzlich halb gewaltsam aufgehoben und an Bord eines japanischen Dampfers gebracht, der ihm am folgenden Morgen in Yokuhama absetzte. Zu gleicher Zeit mussten auch der amerika- nische Consul und die Missionare aus Kanagava dahin übersiedeln. Am 24. Mai kehrte Takemoto Kaï-no-kami aus Miako nach Yeddo zurück und hatte am 25. eine Unterredung mit dem eng- lischen Geschäftsträger, welcher auch Herr von Bellecourt und die Geschwadercommandanten beiwohnten. Aus seinen Mittheilungen ergab sich, dass der Taïkūn für jetzt nicht an Feindseligkeiten denke, also die Anerbietungen der fremden Vertreter ablehnen müsse. Die regierungsfeindliche Bewegung trete in Gestalt zahlreicher Lonin- Banden auf, welche das Land beunruhigten und die Bevölkerung aufhetzten. Der Taïkūn habe sich mit dem Mikado ausgesöhnt und wünsche nach Yeddo zurückzukehren, aber die um Miako ver- sammelten aufrührerischen Heerhaufen beeinflussten den dortigen Hof und widersetzten sich seiner Abreise. Die Majorität des Reichs- rathes und der den Taïkūn vertretende Fürst von Owari hätten die Zahlung der Strafsumme beschlossen, doch könne man sie vor Rück- kehr des Taïkūn ohne grosse Gefahr für die Fremden sowohl als für die Regierung nicht öffentlich vollziehen; die Erbitterung der Lonine würde sonst den höchsten Grad erreichen und einen Angriff auf Yokuhama zur Folge haben, die regierungsfeindliche Parthei

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/301>, abgerufen am 22.11.2024.