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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Ministerwechsel. Anh. II.

Der Taikun war, wie oben berichtet, kurz vor Abfahrt des
englischen Geschwaders in Yeddo wieder eingetroffen. Gleich
darauf erfolgte die Amtsentlassung des ersten Ministers Ongasa-
vara Dsusio-no-kami
, welcher sowohl die Zahlung der englischen
Entschädigung durchgesetzt, als auch den Befehl zur Schliessung
der Häfen unter beruhigenden Versicherungen angezeigt hatte.
Dem Gerüchte nach war er sogar unter Arrest. In ihm schied
aus dem Reichsrath wahrscheinlich der letzte energische Vertreter
der conservativen Politik, welche Erhaltung der Verträge wünschte,
soweit sie sich mit möglichster Isolirung der Fremden vertrug, den
Krieg mit dem Auslande aber um jeden Preis zu vermeiden strebte.
Der Taikun war in Miako offenbar überflügelt worden, die Ver-
treibung der Fremden seitdem bei der Regierung beschlossene Sache;
der Kampf der Partheien drehte sich nur noch darum, ob sie, wie
die Anhänger des Taikun und seiner Linie wollten, langsam ange-
bahnt und auf friedlichem Wege bewirkt, oder schnell und ge-
waltsam durchgeführt werden sollte, wie die regierungsfeindlichen
Daimio's offen verlangten, die Parthei Mito wahrscheinlich im Ge-
heimen betrieb, um den Krieg heraufzubeschwören. Man erhielt
in Yokuhama Nachricht von einer grossen Daimio-Versammlung,
welche der Fürst von Owari in feuriger Anrede zum Verlassen ihrer
Vergnügungen und zu kriegerischen Rüstungen aufgefordert hätte,
um die Fremden nach fünf Jahren vertreiben zu können. Zugleich
wurden folgende angebliche Manifeste der Regierung verbreitet:

I. An alle Bewohner von Yeddo und von Japan überhaupt,
welche die Schusswaffe, die Lanze und den Säbel zu
führen wissen, an die Lonine und Bergbewohner:
Wer unter euch fähig ist die Waffen zu brauchen,
melde sich bei den Polizei-Obersten, die euch zu fol-
genden Bedingungen in Dienst nehmen werden:
Tüchtige Soldaten erhalten 400 Itsibu und 200
Säcke Reis jährlich;
Leute zweiten Ranges 200 Itsibu und 200 Säcke
Reis;
Alle übrigen 120 Itsibu und 70 Säcke Reis.
II. An Alle welche Waffen, -- Gewehre, Kanonen, Säbel,
Lanzen und alle Art Kriegswerkzeuge zu machen verstehen:
Wenn ihr euch bei uns melden wollt, so sollt ihr
zu sehr vortheilhaften Bedingungen beschäftigt werden.
Ministerwechsel. Anh. II.

Der Taïkūn war, wie oben berichtet, kurz vor Abfahrt des
englischen Geschwaders in Yeddo wieder eingetroffen. Gleich
darauf erfolgte die Amtsentlassung des ersten Ministers Ongasa-
vara Dsusio-no-kami
, welcher sowohl die Zahlung der englischen
Entschädigung durchgesetzt, als auch den Befehl zur Schliessung
der Häfen unter beruhigenden Versicherungen angezeigt hatte.
Dem Gerüchte nach war er sogar unter Arrest. In ihm schied
aus dem Reichsrath wahrscheinlich der letzte energische Vertreter
der conservativen Politik, welche Erhaltung der Verträge wünschte,
soweit sie sich mit möglichster Isolirung der Fremden vertrug, den
Krieg mit dem Auslande aber um jeden Preis zu vermeiden strebte.
Der Taïkūn war in Miako offenbar überflügelt worden, die Ver-
treibung der Fremden seitdem bei der Regierung beschlossene Sache;
der Kampf der Partheien drehte sich nur noch darum, ob sie, wie
die Anhänger des Taïkūn und seiner Linie wollten, langsam ange-
bahnt und auf friedlichem Wege bewirkt, oder schnell und ge-
waltsam durchgeführt werden sollte, wie die regierungsfeindlichen
Daïmio’s offen verlangten, die Parthei Mito wahrscheinlich im Ge-
heimen betrieb, um den Krieg heraufzubeschwören. Man erhielt
in Yokuhama Nachricht von einer grossen Daïmio-Versammlung,
welche der Fürst von Owari in feuriger Anrede zum Verlassen ihrer
Vergnügungen und zu kriegerischen Rüstungen aufgefordert hätte,
um die Fremden nach fünf Jahren vertreiben zu können. Zugleich
wurden folgende angebliche Manifeste der Regierung verbreitet:

I. An alle Bewohner von Yeddo und von Japan überhaupt,
welche die Schusswaffe, die Lanze und den Säbel zu
führen wissen, an die Lonine und Bergbewohner:
Wer unter euch fähig ist die Waffen zu brauchen,
melde sich bei den Polizei-Obersten, die euch zu fol-
genden Bedingungen in Dienst nehmen werden:
Tüchtige Soldaten erhalten 400 Itsibu und 200
Säcke Reis jährlich;
Leute zweiten Ranges 200 Itsibu und 200 Säcke
Reis;
Alle übrigen 120 Itsibu und 70 Säcke Reis.
II. An Alle welche Waffen, — Gewehre, Kanonen, Säbel,
Lanzen und alle Art Kriegswerkzeuge zu machen verstehen:
Wenn ihr euch bei uns melden wollt, so sollt ihr
zu sehr vortheilhaften Bedingungen beschäftigt werden.
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[306/0326] Ministerwechsel. Anh. II. Der Taïkūn war, wie oben berichtet, kurz vor Abfahrt des englischen Geschwaders in Yeddo wieder eingetroffen. Gleich darauf erfolgte die Amtsentlassung des ersten Ministers Ongasa- vara Dsusio-no-kami, welcher sowohl die Zahlung der englischen Entschädigung durchgesetzt, als auch den Befehl zur Schliessung der Häfen unter beruhigenden Versicherungen angezeigt hatte. Dem Gerüchte nach war er sogar unter Arrest. In ihm schied aus dem Reichsrath wahrscheinlich der letzte energische Vertreter der conservativen Politik, welche Erhaltung der Verträge wünschte, soweit sie sich mit möglichster Isolirung der Fremden vertrug, den Krieg mit dem Auslande aber um jeden Preis zu vermeiden strebte. Der Taïkūn war in Miako offenbar überflügelt worden, die Ver- treibung der Fremden seitdem bei der Regierung beschlossene Sache; der Kampf der Partheien drehte sich nur noch darum, ob sie, wie die Anhänger des Taïkūn und seiner Linie wollten, langsam ange- bahnt und auf friedlichem Wege bewirkt, oder schnell und ge- waltsam durchgeführt werden sollte, wie die regierungsfeindlichen Daïmio’s offen verlangten, die Parthei Mito wahrscheinlich im Ge- heimen betrieb, um den Krieg heraufzubeschwören. Man erhielt in Yokuhama Nachricht von einer grossen Daïmio-Versammlung, welche der Fürst von Owari in feuriger Anrede zum Verlassen ihrer Vergnügungen und zu kriegerischen Rüstungen aufgefordert hätte, um die Fremden nach fünf Jahren vertreiben zu können. Zugleich wurden folgende angebliche Manifeste der Regierung verbreitet: I. An alle Bewohner von Yeddo und von Japan überhaupt, welche die Schusswaffe, die Lanze und den Säbel zu führen wissen, an die Lonine und Bergbewohner: Wer unter euch fähig ist die Waffen zu brauchen, melde sich bei den Polizei-Obersten, die euch zu fol- genden Bedingungen in Dienst nehmen werden: Tüchtige Soldaten erhalten 400 Itsibu und 200 Säcke Reis jährlich; Leute zweiten Ranges 200 Itsibu und 200 Säcke Reis; Alle übrigen 120 Itsibu und 70 Säcke Reis. II. An Alle welche Waffen, — Gewehre, Kanonen, Säbel, Lanzen und alle Art Kriegswerkzeuge zu machen verstehen: Wenn ihr euch bei uns melden wollt, so sollt ihr zu sehr vortheilhaften Bedingungen beschäftigt werden.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/326>, abgerufen am 22.11.2024.