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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Der General-Consul in Yeddo.
erschienen mehrere Bunyo's an Bord, welche ihm die Gefahr, in
die er sich begeben wolle, sehr schrecklich ausmalten, aber durch-
aus keinen Eindruck machten. Am 7. erfolgte die Ausschiffung. Die
Wache am Landungsplatze weigerte sich das nach der Stadt
führende Thor der Einzäunung zu öffnen, so dass Consul von Brandt
in seiner Ungeduld die Riegel mit eigener Hand zurückschob, um
mit dem General-Consul und Herrn von Radowitz unter Bedeckung
von Seesoldaten der Gazelle nach Sakaidzi hinaufzumarschiren.
Nun schickte der Reichsrath den Diplomaten einen Beamten nach
dem anderen auf den Hals, um sie zum Rückzug nach Yokuhama
zu bewegen: die Würde des japanischen Reiches und die Rücksicht
auf die anderen Gesandten erlaube ihm nicht in Yeddo zu unter-
handeln. Als aber weder Trotz noch Bitten und die Vorspiegelung
dringender Gefahr irgend eine Wirkung hervorbrachten, bot die
Regierung ein schriftliches Versprechen an, die Ratification in Yeddo
an einem bestimmten Tage zu vollziehen, wenn der General-Consul
bis dahin, -- nur der Form halber, damit der Taikun sich nicht
zwingen zu lassen scheine, -- nach Yokuhama zurückkehrte. Auch
darauf konnte Jener wegen der oft erprobten Doppelzüngigkeit der
Beamten nicht eingehen, und schlug nun vor, dass die Ratifications-
Urkunden an Bord der Gazelle ausgetauscht würden. Die Antwort
des Gorodzio lautete zustimmend für den Fall, dass die Diplo-
maten bis dahin nach Yokuhama oder wenigstens an Bord der Cor-
vette gingen.

Herr von Rehfues blieb aber mit seinen Begleitern im Tempel
von Sakaidzi unter Bedeckung von zwanzig Seesoldaten ruhig
wohnen. Die Regierung umgab die Diplomaten mit einer Schutzwache
von dreihundert Mann und liess sie auf ihren Spaziergängen durch
die Stadt von starken Abtheilungen berittener Yakunine geleiten.
Sie hatte unterdessen bei Herrn von Bellecourt gegen Abtretung
des Tempels von Sakaidzi an den preussischen Bevollmächtigten
ohne Erfolg protestirt, verwahrte sich feierlichst vor jeder Verant-
wortlichkeit für dessen Sicherheit und suchte vergebens ihn am
Ausgehen zu verhindern. Der Reichsrath liess ihm jetzt sagen,
dass der Taikun sich am 17. Januar zu einem Fürstentage nach
Miako begeben werde, -- wie einige Wochen später in Wahrheit
geschah: ob er gesonnen sei, dessen Rückkehr in Yeddo abzu-
warten. Herr von Rehfues antwortete, dass er dann dem Kaiser
mit der Gazelle nach Osaka folgen würde, um sogleich Aufschluss

II. 21

Anh. II. Der General-Consul in Yeddo.
erschienen mehrere Bunyo’s an Bord, welche ihm die Gefahr, in
die er sich begeben wolle, sehr schrecklich ausmalten, aber durch-
aus keinen Eindruck machten. Am 7. erfolgte die Ausschiffung. Die
Wache am Landungsplatze weigerte sich das nach der Stadt
führende Thor der Einzäunung zu öffnen, so dass Consul von Brandt
in seiner Ungeduld die Riegel mit eigener Hand zurückschob, um
mit dem General-Consul und Herrn von Radowitz unter Bedeckung
von Seesoldaten der Gazelle nach Sakaïdži hinaufzumarschiren.
Nun schickte der Reichsrath den Diplomaten einen Beamten nach
dem anderen auf den Hals, um sie zum Rückzug nach Yokuhama
zu bewegen: die Würde des japanischen Reiches und die Rücksicht
auf die anderen Gesandten erlaube ihm nicht in Yeddo zu unter-
handeln. Als aber weder Trotz noch Bitten und die Vorspiegelung
dringender Gefahr irgend eine Wirkung hervorbrachten, bot die
Regierung ein schriftliches Versprechen an, die Ratification in Yeddo
an einem bestimmten Tage zu vollziehen, wenn der General-Consul
bis dahin, — nur der Form halber, damit der Taïkūn sich nicht
zwingen zu lassen scheine, — nach Yokuhama zurückkehrte. Auch
darauf konnte Jener wegen der oft erprobten Doppelzüngigkeit der
Beamten nicht eingehen, und schlug nun vor, dass die Ratifications-
Urkunden an Bord der Gazelle ausgetauscht würden. Die Antwort
des Gorodžio lautete zustimmend für den Fall, dass die Diplo-
maten bis dahin nach Yokuhama oder wenigstens an Bord der Cor-
vette gingen.

Herr von Rehfues blieb aber mit seinen Begleitern im Tempel
von Sakaïdži unter Bedeckung von zwanzig Seesoldaten ruhig
wohnen. Die Regierung umgab die Diplomaten mit einer Schutzwache
von dreihundert Mann und liess sie auf ihren Spaziergängen durch
die Stadt von starken Abtheilungen berittener Yakunine geleiten.
Sie hatte unterdessen bei Herrn von Bellecourt gegen Abtretung
des Tempels von Sakaïdži an den preussischen Bevollmächtigten
ohne Erfolg protestirt, verwahrte sich feierlichst vor jeder Verant-
wortlichkeit für dessen Sicherheit und suchte vergebens ihn am
Ausgehen zu verhindern. Der Reichsrath liess ihm jetzt sagen,
dass der Taïkūn sich am 17. Januar zu einem Fürstentage nach
Miako begeben werde, — wie einige Wochen später in Wahrheit
geschah: ob er gesonnen sei, dessen Rückkehr in Yeddo abzu-
warten. Herr von Rehfues antwortete, dass er dann dem Kaiser
mit der Gazelle nach Osaka folgen würde, um sogleich Aufschluss

II. 21
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[321/0341] Anh. II. Der General-Consul in Yeddo. erschienen mehrere Bunyo’s an Bord, welche ihm die Gefahr, in die er sich begeben wolle, sehr schrecklich ausmalten, aber durch- aus keinen Eindruck machten. Am 7. erfolgte die Ausschiffung. Die Wache am Landungsplatze weigerte sich das nach der Stadt führende Thor der Einzäunung zu öffnen, so dass Consul von Brandt in seiner Ungeduld die Riegel mit eigener Hand zurückschob, um mit dem General-Consul und Herrn von Radowitz unter Bedeckung von Seesoldaten der Gazelle nach Sakaïdži hinaufzumarschiren. Nun schickte der Reichsrath den Diplomaten einen Beamten nach dem anderen auf den Hals, um sie zum Rückzug nach Yokuhama zu bewegen: die Würde des japanischen Reiches und die Rücksicht auf die anderen Gesandten erlaube ihm nicht in Yeddo zu unter- handeln. Als aber weder Trotz noch Bitten und die Vorspiegelung dringender Gefahr irgend eine Wirkung hervorbrachten, bot die Regierung ein schriftliches Versprechen an, die Ratification in Yeddo an einem bestimmten Tage zu vollziehen, wenn der General-Consul bis dahin, — nur der Form halber, damit der Taïkūn sich nicht zwingen zu lassen scheine, — nach Yokuhama zurückkehrte. Auch darauf konnte Jener wegen der oft erprobten Doppelzüngigkeit der Beamten nicht eingehen, und schlug nun vor, dass die Ratifications- Urkunden an Bord der Gazelle ausgetauscht würden. Die Antwort des Gorodžio lautete zustimmend für den Fall, dass die Diplo- maten bis dahin nach Yokuhama oder wenigstens an Bord der Cor- vette gingen. Herr von Rehfues blieb aber mit seinen Begleitern im Tempel von Sakaïdži unter Bedeckung von zwanzig Seesoldaten ruhig wohnen. Die Regierung umgab die Diplomaten mit einer Schutzwache von dreihundert Mann und liess sie auf ihren Spaziergängen durch die Stadt von starken Abtheilungen berittener Yakunine geleiten. Sie hatte unterdessen bei Herrn von Bellecourt gegen Abtretung des Tempels von Sakaïdži an den preussischen Bevollmächtigten ohne Erfolg protestirt, verwahrte sich feierlichst vor jeder Verant- wortlichkeit für dessen Sicherheit und suchte vergebens ihn am Ausgehen zu verhindern. Der Reichsrath liess ihm jetzt sagen, dass der Taïkūn sich am 17. Januar zu einem Fürstentage nach Miako begeben werde, — wie einige Wochen später in Wahrheit geschah: ob er gesonnen sei, dessen Rückkehr in Yeddo abzu- warten. Herr von Rehfues antwortete, dass er dann dem Kaiser mit der Gazelle nach Osaka folgen würde, um sogleich Aufschluss II. 21

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/341>, abgerufen am 22.11.2024.