[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.VI. Benteng. Stadtviertel gegen Norden begränzend, nach dem Flusse zu; einmächtiges Festungsthor flankirt den Eingang in die jenseitigen Stadt- viertel. Unser Weg führte an dem Confucius-Tempel vorbei, dann wieder durch endlose schmale Gassen; aber plötzlich öffnet sich die Aussicht: man steht vor einem schilfbewachsenen See mit halb städtischen halb ländlichen Ufern. Gegenüber liegt mitten im Wasser ein Tempel mit seinen Nebengebäuden, und am Rande des dahin führenden Steindammes eine Reihe zierlicher Theehäuschen 4). Ein grünes Vorgebirge, aus dessen dichten Wipfeln die Spitze eines Mausoleums vorragt, begränzt nach rechts die Aussicht; links schweift der Blick nach dem fernen nördlichen Ufer, das ländlich angebaut ist, eine weite Landschaft umfassend, die nichtsdesto- weniger noch im Umkreise der Stadt liegt; denn jenseit schliessen zusammenhängende Strassen sie ein, nach denen östlich und westlich bevölkerte Stadtviertel vorspringen. Wir ritten das östliche Ufer entlang. Am Ausgangspunkte Auch die grünen Anlagen jenseits, welche den nördlichen 4) S. "Ansichten aus Japan u. s. w." Blatt 12.
VI. Benteṅg. Stadtviertel gegen Norden begränzend, nach dem Flusse zu; einmächtiges Festungsthor flankirt den Eingang in die jenseitigen Stadt- viertel. Unser Weg führte an dem Confucius-Tempel vorbei, dann wieder durch endlose schmale Gassen; aber plötzlich öffnet sich die Aussicht: man steht vor einem schilfbewachsenen See mit halb städtischen halb ländlichen Ufern. Gegenüber liegt mitten im Wasser ein Tempel mit seinen Nebengebäuden, und am Rande des dahin führenden Steindammes eine Reihe zierlicher Theehäuschen 4). Ein grünes Vorgebirge, aus dessen dichten Wipfeln die Spitze eines Mausoleums vorragt, begränzt nach rechts die Aussicht; links schweift der Blick nach dem fernen nördlichen Ufer, das ländlich angebaut ist, eine weite Landschaft umfassend, die nichtsdesto- weniger noch im Umkreise der Stadt liegt; denn jenseit schliessen zusammenhängende Strassen sie ein, nach denen östlich und westlich bevölkerte Stadtviertel vorspringen. Wir ritten das östliche Ufer entlang. Am Ausgangspunkte Auch die grünen Anlagen jenseits, welche den nördlichen 4) S. »Ansichten aus Japan u. s. w.« Blatt 12.
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VI. Benteṅg.
Stadtviertel gegen Norden begränzend, nach dem Flusse zu; ein
mächtiges Festungsthor flankirt den Eingang in die jenseitigen Stadt-
viertel. Unser Weg führte an dem Confucius-Tempel vorbei, dann
wieder durch endlose schmale Gassen; aber plötzlich öffnet sich
die Aussicht: man steht vor einem schilfbewachsenen See mit halb
städtischen halb ländlichen Ufern. Gegenüber liegt mitten im Wasser
ein Tempel mit seinen Nebengebäuden, und am Rande des dahin
führenden Steindammes eine Reihe zierlicher Theehäuschen 4). Ein
grünes Vorgebirge, aus dessen dichten Wipfeln die Spitze eines
Mausoleums vorragt, begränzt nach rechts die Aussicht; links
schweift der Blick nach dem fernen nördlichen Ufer, das ländlich
angebaut ist, eine weite Landschaft umfassend, die nichtsdesto-
weniger noch im Umkreise der Stadt liegt; denn jenseit schliessen
zusammenhängende Strassen sie ein, nach denen östlich und westlich
bevölkerte Stadtviertel vorspringen.
Wir ritten das östliche Ufer entlang. Am Ausgangspunkte
des nach der Insel führenden Dammes steht ein hohes steinernes
Toori in der Flucht des einladenden Tempelportals; die Thorflügel
wurden uns aber vor der Nase zugeschlagen und die Yakunine
drängten ängstlich vorwärts. — Der grosse Budda Amida wird näm-
lich neben hundert anderen Eigenschaften auch als Gottheit der
Zeugungskraft verehrt, und diesem Dienste ist der Tempel von
Benteṅg geweiht. Er soll unter dem Patronate mehrerer Daïmio’s
stehen, die in den angränzenden Theehäusern ausgesuchte Schön-
heiten unterhalten. — Als später der Verfasser dieser Blätter von
der Galerie einer gegenüberliegenden Schenke aus den Tempel
skizzirte, kam eine ganze Schaar jener Damen, die wahrscheinlich
niemals einen Fremden gesehen hatten, auf den Balcon des anstossen-
den Hauses. Sie waren sehr hübsch, in prächtige Stoffe gekleidet
und leicht geschminkt. — Die Herren Patrone aber scheinen das
gemissbilligt und Klage geführt zu haben: glücklicherweise war die
Zeichnung fertig, als die Regierung den Künstler bitten liess seine
Studien anderswo zu machen.
Auch die grünen Anlagen jenseits, welche den nördlichen
Begräbnissplatz der Taïkūn-Familie einschliessen, ein beliebter
Spaziergang der höheren Stände von Yeddo, wurden den Fremden
trotz allen Vorstellungen der Gesandten nicht zugänglich. Von
aussen ist der Anblick sehr einladend: mächtige Wipfel mannichfachen
4) S. »Ansichten aus Japan u. s. w.« Blatt 12.
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