[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Winterquartiere in Nin-po. Flotte ein Ziel. Die Engländer hielten in Nin-po strenge Manns-zucht, bezahlten alle Bedürfnisse und traten mit der Bevölkerung in das beste Verhältniss. Viele der Geflohenen kehrten zu ihrem Heerde zurück; an guten Lebensmitteln herrschte Ueberfluss; selbst benachbarte Städte sandten unaufgefordert ihre Beisteuer, die man gewissenhaft bezahlte. Die Sicherheit war in den ersten Monaten vollkommen, denn weit und breit gab es keinen chinesischen Sol- daten; wie im tiefsten Frieden konnte man die Umgegend durch- streifen. Ganz Tse-kian stand den Engländern offen; die rathlosen Yi-kin war, wie Yi-san, ein Verwandter des Kaisers und Winterquartiere in Niṅ-po. Flotte ein Ziel. Die Engländer hielten in Niṅ-po strenge Manns-zucht, bezahlten alle Bedürfnisse und traten mit der Bevölkerung in das beste Verhältniss. Viele der Geflohenen kehrten zu ihrem Heerde zurück; an guten Lebensmitteln herrschte Ueberfluss; selbst benachbarte Städte sandten unaufgefordert ihre Beisteuer, die man gewissenhaft bezahlte. Die Sicherheit war in den ersten Monaten vollkommen, denn weit und breit gab es keinen chinesischen Sol- daten; wie im tiefsten Frieden konnte man die Umgegend durch- streifen. Ganz Tše-kiaṅ stand den Engländern offen; die rathlosen Yi-kiṅ war, wie Yi-šan, ein Verwandter des Kaisers und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0136" n="114"/><fw place="top" type="header">Winterquartiere in <hi rendition="#k"><placeName>Niṅ-po</placeName></hi>.</fw><lb/> Flotte ein Ziel. Die Engländer hielten in <hi rendition="#k"><placeName>Niṅ-po</placeName></hi> strenge Manns-<lb/> zucht, bezahlten alle Bedürfnisse und traten mit der Bevölkerung<lb/> in das beste Verhältniss. 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Winterquartiere in Niṅ-po.
Flotte ein Ziel. Die Engländer hielten in Niṅ-po strenge Manns-
zucht, bezahlten alle Bedürfnisse und traten mit der Bevölkerung
in das beste Verhältniss. Viele der Geflohenen kehrten zu ihrem
Heerde zurück; an guten Lebensmitteln herrschte Ueberfluss; selbst
benachbarte Städte sandten unaufgefordert ihre Beisteuer, die man
gewissenhaft bezahlte. Die Sicherheit war in den ersten Monaten
vollkommen, denn weit und breit gab es keinen chinesischen Sol-
daten; wie im tiefsten Frieden konnte man die Umgegend durch-
streifen.
Ganz Tše-kiaṅ stand den Engländern offen; die rathlosen
Mandarinen, welche auf ihre Truppen nicht bauen konnten, wandten
sich um Hülfe nach Pe-kiṅ. Tau-kwaṅ befahl aber in der Defen-
sive zu bleiben, bis die grosse Armee zur Vernichtung der ganzen
Horde versammelt wäre. Ein Erlass an das Volk erklärte, die Bar-
baren hätten jede Spur von Gehorsam verloren und drei Provinzen
angegriffen, die Bevölkerung sei nach allen Richtungen zerstreut;
die entsetzlichen Berichte raubten den kaiserlichen Augenlidern den
Schlaf, dem himmlischen Magen die Esslust: »Deshalb befehle ich,
dass Yi-kiṅ unter dem Titel »Schreckenverbreitender Feldherr« mit
Wun-wei und Tšun als Helfern nach Tše-kiaṅ aufbreche. Die
grosse Armee wird sich zur anberaumten Zeit dort sammeln und
beweisen, dass sie sich um das Land verdient macht.« — Die
Strenge des Winters 1841—42 verzögerte den Zuzug aus dem Nor-
den. Von Tartaren-Truppen gelangten überhaupt nur kleinere Ab-
theilungen nach den bedrängten Provinzen; die Hauptmacht blieb
zum Schutze von Pe-kiṅ bei Tien-tsin stehen.
Yi-kiṅ war, wie Yi-šan, ein Verwandter des Kaisers und
ein Mann von demselben Schlage, der sich besser auf lustigen
Lebensgenuss verstand als auf den Krieg. Sein Hauptquartier
schlug er in Su-tšau auf, einer der reichsten Städte von China,
dem Sitze üppiger Schwelgerei und hoffährtiger Eleganz. Die gegen
die Engländer von da aus angeordneten Operationen waren kaum
militärische zu nennen; sie beschränkten sich anfangs auf Organi-
sation von Streifbanden, welche auf Tšu-san und in der Umgegend
von Niṅ-po einzelnen Soldaten auf lauern und die Bevölkerung terro-
risiren mussten. Aus dem schlechtesten Gesindel zusammengeschaart,
wurden sie den Engländern wie den Chinesen sehr unbequem, übten
aber auf den Gang des Krieges keinen Einfluss. In Folge von
Yi-kiṅ’s Drohungen verliessen viele wohlhabende Bürger Niṅ-po;
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