[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Vorwort. Schwierigkeiten kaum übernommen. Erst bei der Redactionwurde mir klar, dass mit der blossen Schilderung unserer Erlebnisse in Ost-Asien wenig gethan sei. Der Abschluss der preussischen Verträge mit Japan und China ist eine kurze Episode in der Entwickelung des Verkehrs mit diesen Ländern, eine einzelne Scene aus einem inhaltreichen Drama, deren Vorgänge Bedeutung und Leben nur als Theile des Ganzen gewinnen. Die Thätigkeit des Grafen zu Eulenburg in beiden Ländern fiel in merkwürdige Perioden dieser Ent- wickelung. In Japan war es die Zeit der blutigsten An- schläge gegen die Fremden und heftiger politischer Gährung, welche, damals in tiefes Dunkel gehüllt, die bald nachher erfolgte Umwälzung einleitete. In China war die angemaasste Oberhoheit des Himmelssohnes über alle Reiche des Erden- rundes von den Westmächten eben zum ersten Mal äusser- lich gebrochen worden, im Bewusstsein des Kaisers und seiner vertrauten Räthe aber keineswegs so vollkommen erstorben, dass sie sich nicht gegen den preussischen Ver- trag noch in heftigen Paroxysmen gewehrt hätte. Die Ge- nehmigung des Vertrages war der letzte amtliche Act des Kaisers Hien-fun und wurde unter sonderbaren Umständen ertheilt. Unter den Vertragsverhandlungen bereitete sich der Staatsstreich vor, welcher gleich nach unserer Abreise aus Pe-kin die fremdenfeindlichen Grossen beseitigte und das Fortbestehen der Gesandtschaften in der Hauptstadt mög- lich machte. Das Alles zu vollem Verständniss zu bringen, bedurfte es einer Darstellung der ganzen Entwickelung des Fremdenverkehrs, der Verträge und Kriege mit jenen Vorwort. Schwierigkeiten kaum übernommen. Erst bei der Redactionwurde mir klar, dass mit der blossen Schilderung unserer Erlebnisse in Ost-Asien wenig gethan sei. Der Abschluss der preussischen Verträge mit Japan und China ist eine kurze Episode in der Entwickelung des Verkehrs mit diesen Ländern, eine einzelne Scene aus einem inhaltreichen Drama, deren Vorgänge Bedeutung und Leben nur als Theile des Ganzen gewinnen. Die Thätigkeit des Grafen zu Eulenburg in beiden Ländern fiel in merkwürdige Perioden dieser Ent- wickelung. In Japan war es die Zeit der blutigsten An- schläge gegen die Fremden und heftiger politischer Gährung, welche, damals in tiefes Dunkel gehüllt, die bald nachher erfolgte Umwälzung einleitete. In China war die angemaasste Oberhoheit des Himmelssohnes über alle Reiche des Erden- rundes von den Westmächten eben zum ersten Mal äusser- lich gebrochen worden, im Bewusstsein des Kaisers und seiner vertrauten Räthe aber keineswegs so vollkommen erstorben, dass sie sich nicht gegen den preussischen Ver- trag noch in heftigen Paroxysmen gewehrt hätte. Die Ge- nehmigung des Vertrages war der letzte amtliche Act des Kaisers Hien-fuṅ und wurde unter sonderbaren Umständen ertheilt. Unter den Vertragsverhandlungen bereitete sich der Staatsstreich vor, welcher gleich nach unserer Abreise aus Pe-kiṅ die fremdenfeindlichen Grossen beseitigte und das Fortbestehen der Gesandtschaften in der Hauptstadt mög- lich machte. 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Vorwort.
Schwierigkeiten kaum übernommen. Erst bei der Redaction
wurde mir klar, dass mit der blossen Schilderung unserer
Erlebnisse in Ost-Asien wenig gethan sei. Der Abschluss
der preussischen Verträge mit Japan und China ist eine
kurze Episode in der Entwickelung des Verkehrs mit diesen
Ländern, eine einzelne Scene aus einem inhaltreichen Drama,
deren Vorgänge Bedeutung und Leben nur als Theile des
Ganzen gewinnen. Die Thätigkeit des Grafen zu Eulenburg
in beiden Ländern fiel in merkwürdige Perioden dieser Ent-
wickelung. In Japan war es die Zeit der blutigsten An-
schläge gegen die Fremden und heftiger politischer Gährung,
welche, damals in tiefes Dunkel gehüllt, die bald nachher
erfolgte Umwälzung einleitete. In China war die angemaasste
Oberhoheit des Himmelssohnes über alle Reiche des Erden-
rundes von den Westmächten eben zum ersten Mal äusser-
lich gebrochen worden, im Bewusstsein des Kaisers und
seiner vertrauten Räthe aber keineswegs so vollkommen
erstorben, dass sie sich nicht gegen den preussischen Ver-
trag noch in heftigen Paroxysmen gewehrt hätte. Die Ge-
nehmigung des Vertrages war der letzte amtliche Act des
Kaisers Hien-fuṅ und wurde unter sonderbaren Umständen
ertheilt. Unter den Vertragsverhandlungen bereitete sich
der Staatsstreich vor, welcher gleich nach unserer Abreise
aus Pe-kiṅ die fremdenfeindlichen Grossen beseitigte und das
Fortbestehen der Gesandtschaften in der Hauptstadt mög-
lich machte. Das Alles zu vollem Verständniss zu bringen,
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