[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Die Geheimbünde. Züge nach der Malacca-Strasse, den Sunda-Inseln, Siam, Cochin-china, den Philippinen, Formosa und Californien. Die Männer von Kuan-tun und Fu-kian sind abgehärtete, kühne und ausdauernde Seeleute; viele leben ganz vom Fischfang. Seeräuberei und Schleichhandel, welchen die Vorgebirge und Inseln tausend sichere Schlupfwinkel bieten, werden hier schwerlich ausge- rottet werden. Die letzten Prinzen des Min-Hauses sollen in die rauhen Den grössten Theil des 18. Jahrhunderts hindurch scheinen Die Geheimbünde. Züge nach der Malacca-Strasse, den Sunda-Inseln, Siam, Cochin-china, den Philippinen, Formosa und Californien. Die Männer von Kuaṅ-tuṅ und Fu-kian sind abgehärtete, kühne und ausdauernde Seeleute; viele leben ganz vom Fischfang. Seeräuberei und Schleichhandel, welchen die Vorgebirge und Inseln tausend sichere Schlupfwinkel bieten, werden hier schwerlich ausge- rottet werden. Die letzten Prinzen des Miṅ-Hauses sollen in die rauhen Den grössten Theil des 18. Jahrhunderts hindurch scheinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0177" n="155"/><fw place="top" type="header">Die Geheimbünde.</fw><lb/> Züge nach der <placeName>Malacca-Strasse</placeName>, den <placeName>Sunda-Inseln</placeName>, <placeName>Siam</placeName>, <placeName>Cochin-<lb/> china</placeName>, den <placeName>Philippinen</placeName>, <placeName>Formosa</placeName> und <placeName>Californien</placeName>. Die Männer von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Kuaṅ-tuṅ</placeName></hi> und <hi rendition="#k"><placeName>Fu-kian</placeName></hi> sind abgehärtete, kühne und ausdauernde<lb/> Seeleute; viele leben ganz vom Fischfang. Seeräuberei und<lb/> Schleichhandel, welchen die Vorgebirge und Inseln tausend<lb/> sichere Schlupfwinkel bieten, werden hier schwerlich ausge-<lb/> rottet werden.</p><lb/> <p>Die letzten Prinzen des <hi rendition="#k">Miṅ</hi>-Hauses sollen in die rauhen<lb/> Gebirge von <hi rendition="#k"><placeName>Kuaṅ-si</placeName></hi> geflüchtet sein; im südchinesischen Volke<lb/> lebte der Glauben fort, dass von dort aus ein kaiserlicher Sprosse<lb/> das Reich einmal vom Barbarenjoche befreien werde. Seit der<lb/> Unterwerfung bestanden in den drei Provinzen geheime Gesell-<lb/> schaften mit politischer Tendenz; die wichtigste war der Dreifaltig-<lb/> keitsbund, dessen Wahlspruch <hi rendition="#k">Fan Tsiṅ Fu Miṅ</hi>, »Nieder mit den<lb/> Mandschu, hoch die <hi rendition="#k">Miṅ</hi>«, deutlich genug ist. Die Mitglieder oder<lb/> »Brüder« verpflichteten sich nach Art der Freimaurer zu gegen-<lb/> seitiger Hülfe und lockerten dadurch ihre Beziehungen zur Familie<lb/> und bürgerlichen Gesellschaft; oft traten sie als mächtige Räuber-<lb/> banden auf, welche zur See wie zu Lande die bestehende Ordnung<lb/> befehdeten und den Provinzialbehörden Jahre lang zu schaffen<lb/> machten. War der politische Zweck hier auch nur Deckmantel,<lb/> so wurde er doch niemals vergessen; der Bund bildete einen<lb/> Stamm, um den sich alle Unzufriedenen schaarten.</p><lb/> <p>Den grössten Theil des 18. Jahrhunderts hindurch scheinen<lb/> die geheimen Gesellschaften sich nach aussen wenig geregt zu<lb/> haben; aber in den letzten Regierungsjahren des <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119080648">Kien-loṅ</persName></hi> brachen<lb/> Unruhen in mehreren Provinzen aus. <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n85308956">Kia-kiṅ</persName></hi> musste bei seiner<lb/> Thronbesteigung einen Frieden mit den <hi rendition="#k">Miao-tse</hi> schliessen, der<lb/> viel Geld kostete. Seine Hofhaltung verschlang ebenfalls grosse<lb/> Summen; er scheint zuerst den Verkauf von Aemtern eingeführt zu<lb/> haben, welcher den berechtigten Stolz der studirten Chinesen auf<lb/> das tiefste verletzte und dem Ansehen der Mandschu neue Wun-<lb/> den schlug. — In den ersten Jahren dieses Jahrhunderts erhoben<lb/> sich die Unzufriedenen in mehreren Provinzen; ein grosser Theil<lb/> des Reiches wurde von zahlreichen Schaaren der Aufrührer und<lb/> den schlecht bezahlten kaiserlichen Soldaten verwüstet. Die<lb/> rebellischen Bewegungen scheiterten damals mehr an mangelnder<lb/> Lebensfähigkeit, Organisation, Führung und am Widerstande der<lb/> besitzenden Classen, als an der Macht der kaiserlichen Heere,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0177]
Die Geheimbünde.
Züge nach der Malacca-Strasse, den Sunda-Inseln, Siam, Cochin-
china, den Philippinen, Formosa und Californien. Die Männer von
Kuaṅ-tuṅ und Fu-kian sind abgehärtete, kühne und ausdauernde
Seeleute; viele leben ganz vom Fischfang. Seeräuberei und
Schleichhandel, welchen die Vorgebirge und Inseln tausend
sichere Schlupfwinkel bieten, werden hier schwerlich ausge-
rottet werden.
Die letzten Prinzen des Miṅ-Hauses sollen in die rauhen
Gebirge von Kuaṅ-si geflüchtet sein; im südchinesischen Volke
lebte der Glauben fort, dass von dort aus ein kaiserlicher Sprosse
das Reich einmal vom Barbarenjoche befreien werde. Seit der
Unterwerfung bestanden in den drei Provinzen geheime Gesell-
schaften mit politischer Tendenz; die wichtigste war der Dreifaltig-
keitsbund, dessen Wahlspruch Fan Tsiṅ Fu Miṅ, »Nieder mit den
Mandschu, hoch die Miṅ«, deutlich genug ist. Die Mitglieder oder
»Brüder« verpflichteten sich nach Art der Freimaurer zu gegen-
seitiger Hülfe und lockerten dadurch ihre Beziehungen zur Familie
und bürgerlichen Gesellschaft; oft traten sie als mächtige Räuber-
banden auf, welche zur See wie zu Lande die bestehende Ordnung
befehdeten und den Provinzialbehörden Jahre lang zu schaffen
machten. War der politische Zweck hier auch nur Deckmantel,
so wurde er doch niemals vergessen; der Bund bildete einen
Stamm, um den sich alle Unzufriedenen schaarten.
Den grössten Theil des 18. Jahrhunderts hindurch scheinen
die geheimen Gesellschaften sich nach aussen wenig geregt zu
haben; aber in den letzten Regierungsjahren des Kien-loṅ brachen
Unruhen in mehreren Provinzen aus. Kia-kiṅ musste bei seiner
Thronbesteigung einen Frieden mit den Miao-tse schliessen, der
viel Geld kostete. Seine Hofhaltung verschlang ebenfalls grosse
Summen; er scheint zuerst den Verkauf von Aemtern eingeführt zu
haben, welcher den berechtigten Stolz der studirten Chinesen auf
das tiefste verletzte und dem Ansehen der Mandschu neue Wun-
den schlug. — In den ersten Jahren dieses Jahrhunderts erhoben
sich die Unzufriedenen in mehreren Provinzen; ein grosser Theil
des Reiches wurde von zahlreichen Schaaren der Aufrührer und
den schlecht bezahlten kaiserlichen Soldaten verwüstet. Die
rebellischen Bewegungen scheiterten damals mehr an mangelnder
Lebensfähigkeit, Organisation, Führung und am Widerstande der
besitzenden Classen, als an der Macht der kaiserlichen Heere,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |