[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Feldzug 1852--53. Hauptstadt Kwei-lin, das Hauptquartier des Vice-Königs, und be-lagerten dieselbe einen Monat lang vergebens. Am 19. Mai brach das Tae-pin-Heer nach Norden auf, überschritt die grosse süd- liche Wasserscheide und trat in die Provinz Hu-nan ein, wo zu- nächst die Bezirksstadt Tao-tsau genommen wurde. Den Juli, August und September marschiren sie langsam nordwärts, nehmen eine Stadt nach der anderen und erheben überall Contributionen. Den October und November hindurch belagern sie die Provinzial- Hauptstadt Tsan-sa, um welche die Kaiserlichen allmälich über- legene Streitkräfte zusammenziehen. Die Tae-pin haben unterdessen eine Flotte von Flussbarken gesammelt, auf der sie, die Belagerung am 30. November aufhebend, den Fluss Sian hinab nach dem Tun- tin-See fahren. Diesen durchkreuzen sie am 13. December und gelangen bei Yo-tsan in den Yan-tse-kian, dann stromabwärts nach der berühmten Dreistadt Han-kau, einem der reichsten Handels- plätze von China. Hier mündet der Han in den grossen Strom; zu seinen beiden Seiten liegen die Städte Han-kau und Han-yan, und auf dem gegenüberliegenden Ufer Wu-tsan, die Hauptstadt der Provinz Hu-pi, zusammen mit einer Bevölkerung von drei bis vier Millionen. Am 23. December besetzten die Tae-pin die beiden 1853.ersteren Städte; am 12. Januar 1853 erstürmten sie Wu-tsan. Hier blieben sie einen Monat, mit Rüstungen und Einschiffung der unter- wegs gesammelten Schätze beschäftigt. Dann segelten sie weiter stromabwärts, nahmen am 18. Februar Kiu-kian, einen wichtigen Platz am Eingang des Po-yan-Sees, und am 24. Februar Gan-kin, die Hauptstadt der Provinz Gan-wui. In diesen und den benach- barten Städten bis zur Entfernung von zwei Tagereisen von beiden Flussufern sammelten sie Geld und Vorräthe, die bald ohne Wei- teres genommen, bald als Lösegeld eingezogen wurden. Am 8. März erschien das Tae-pin-Heer vor Nan-kin; 80) am ben, -- denn der Tod war ihm gewiss, -- mag dahin gestellt bleiben. Das auf dieser Sache ruhende Dunkel wird noch gemehrt durch den Umstand, dass die Tae-pin selbst in den ersten Jahren ihre Aera "Tien-ti" nannten. Erst nach Einnahme von Nan-kin scheint dieser Ausdruck geändert worden zu sein. 80) Als Hien-fun die Ankunft der Tae-pin vor Nan-kin erfuhr, begab er sich
an den Altar seiner Ahnen und betete inbrünstig um Frieden. "In dem darauf be- züglichen Decret, sagt die amtliche Zeitung, tadelt der Kaiser seine Minister wegen falscher Maassregeln, verurtheilt aber auch sich selbst, weil er nicht strenge Unter- suchung der bestehenden Missbräuche angestellt habe, welche den Aufstand ver- anlasst und Elend über das Volk gebracht hätten. Der Gedanke daran raubt ihm den Feldzug 1852—53. Hauptstadt Kwei-liṅ, das Hauptquartier des Vice-Königs, und be-lagerten dieselbe einen Monat lang vergebens. Am 19. Mai brach das Tae-piṅ-Heer nach Norden auf, überschritt die grosse süd- liche Wasserscheide und trat in die Provinz Hu-nan ein, wo zu- nächst die Bezirksstadt Tao-tšau genommen wurde. Den Juli, August und September marschiren sie langsam nordwärts, nehmen eine Stadt nach der anderen und erheben überall Contributionen. Den October und November hindurch belagern sie die Provinzial- Hauptstadt Tšaṅ-ša, um welche die Kaiserlichen allmälich über- legene Streitkräfte zusammenziehen. Die Tae-piṅ haben unterdessen eine Flotte von Flussbarken gesammelt, auf der sie, die Belagerung am 30. November aufhebend, den Fluss Siaṅ hinab nach dem Tuṅ- tiṅ-See fahren. Diesen durchkreuzen sie am 13. December und gelangen bei Yo-tšaṅ in den Yaṅ-tse-kiaṅ, dann stromabwärts nach der berühmten Dreistadt Han-kau, einem der reichsten Handels- plätze von China. Hier mündet der Han in den grossen Strom; zu seinen beiden Seiten liegen die Städte Han-kau und Han-yaṅ, und auf dem gegenüberliegenden Ufer Wu-tšaṅ, die Hauptstadt der Provinz Hu-pi, zusammen mit einer Bevölkerung von drei bis vier Millionen. Am 23. December besetzten die Tae-piṅ die beiden 1853.ersteren Städte; am 12. Januar 1853 erstürmten sie Wu-tšaṅ. Hier blieben sie einen Monat, mit Rüstungen und Einschiffung der unter- wegs gesammelten Schätze beschäftigt. Dann segelten sie weiter stromabwärts, nahmen am 18. Februar Kiu-kiaṅ, einen wichtigen Platz am Eingang des Po-yaṅ-Sees, und am 24. Februar Gan-kiṅ, die Hauptstadt der Provinz Gan-wui. In diesen und den benach- barten Städten bis zur Entfernung von zwei Tagereisen von beiden Flussufern sammelten sie Geld und Vorräthe, die bald ohne Wei- teres genommen, bald als Lösegeld eingezogen wurden. Am 8. März erschien das Tae-piṅ-Heer vor Nan-kiṅ; 80) am ben, — denn der Tod war ihm gewiss, — mag dahin gestellt bleiben. Das auf dieser Sache ruhende Dunkel wird noch gemehrt durch den Umstand, dass die Tae-piṅ selbst in den ersten Jahren ihre Aera »Tien-ti« nannten. Erst nach Einnahme von Nan-kiṅ scheint dieser Ausdruck geändert worden zu sein. 80) Als Hien-fuṅ die Ankunft der Tae-piṅ vor Nan-kiṅ erfuhr, begab er sich
an den Altar seiner Ahnen und betete inbrünstig um Frieden. »In dem darauf be- züglichen Decret, sagt die amtliche Zeitung, tadelt der Kaiser seine Minister wegen falscher Maassregeln, verurtheilt aber auch sich selbst, weil er nicht strenge Unter- suchung der bestehenden Missbräuche angestellt habe, welche den Aufstand ver- anlasst und Elend über das Volk gebracht hätten. Der Gedanke daran raubt ihm den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0202" n="180"/><fw place="top" type="header">Feldzug 1852—53.</fw><lb/> Hauptstadt <hi rendition="#k"><placeName>Kwei-liṅ</placeName></hi>, das Hauptquartier des Vice-Königs, und be-<lb/> lagerten dieselbe einen Monat lang vergebens. Am 19. Mai brach<lb/> das <hi rendition="#k">Tae-piṅ</hi>-Heer nach Norden auf, überschritt die grosse süd-<lb/> liche Wasserscheide und trat in die Provinz <hi rendition="#k"><placeName>Hu-nan</placeName></hi> ein, wo zu-<lb/> nächst die Bezirksstadt <hi rendition="#k">Tao-tšau</hi> genommen wurde. Den Juli, August<lb/> und September marschiren sie langsam nordwärts, nehmen eine<lb/> Stadt nach der anderen und erheben überall Contributionen.<lb/> Den October und November hindurch belagern sie die Provinzial-<lb/> Hauptstadt <hi rendition="#k"><placeName>Tšaṅ-ša</placeName></hi>, um welche die Kaiserlichen allmälich über-<lb/> legene Streitkräfte zusammenziehen. Die <hi rendition="#k">Tae-piṅ</hi> haben unterdessen<lb/> eine Flotte von Flussbarken gesammelt, auf der sie, die Belagerung<lb/> am 30. November aufhebend, den Fluss <hi rendition="#k"><placeName>Siaṅ</placeName></hi> hinab nach dem <placeName><hi rendition="#k">Tuṅ-<lb/> tiṅ</hi>-See</placeName> fahren. Diesen durchkreuzen sie am 13. December und<lb/> gelangen bei <hi rendition="#k"><placeName>Yo-tšaṅ</placeName></hi> in den <hi rendition="#k"><placeName>Yaṅ-tse-kiaṅ</placeName></hi>, dann stromabwärts<lb/> nach der berühmten <placeName>Dreistadt</placeName> <hi rendition="#k"><placeName>Han-kau</placeName></hi>, einem der reichsten Handels-<lb/> plätze von <placeName>China</placeName>. Hier mündet der <hi rendition="#k"><placeName>Han</placeName></hi> in den grossen Strom; zu<lb/> seinen beiden Seiten liegen die Städte <hi rendition="#k"><placeName>Han-kau</placeName></hi> und <hi rendition="#k"><placeName>Han-yaṅ</placeName></hi>, und<lb/> auf dem gegenüberliegenden Ufer <hi rendition="#k"><placeName>Wu-tšaṅ</placeName></hi>, die Hauptstadt der<lb/> Provinz <hi rendition="#k"><placeName>Hu-pi</placeName></hi>, zusammen mit einer Bevölkerung von drei bis vier<lb/> Millionen. Am 23. December besetzten die <hi rendition="#k">Tae-piṅ</hi> die beiden<lb/><note place="left">1853.</note>ersteren Städte; am 12. Januar 1853 erstürmten sie <hi rendition="#k"><placeName>Wu-tšaṅ</placeName></hi>. Hier<lb/> blieben sie einen Monat, mit Rüstungen und Einschiffung der unter-<lb/> wegs gesammelten Schätze beschäftigt. Dann segelten sie weiter<lb/> stromabwärts, nahmen am 18. Februar <hi rendition="#k"><placeName>Kiu-kiaṅ</placeName></hi>, einen wichtigen<lb/> Platz am Eingang des <placeName><hi rendition="#k">Po-yaṅ</hi>-Sees</placeName>, und am 24. Februar <hi rendition="#k"><placeName>Gan-kiṅ</placeName></hi>,<lb/> die Hauptstadt der Provinz <hi rendition="#k"><placeName>Gan-wui</placeName></hi>. In diesen und den benach-<lb/> barten Städten bis zur Entfernung von zwei Tagereisen von beiden<lb/> Flussufern sammelten sie Geld und Vorräthe, die bald ohne Wei-<lb/> teres genommen, bald als Lösegeld eingezogen wurden.</p><lb/> <p>Am 8. März erschien das <hi rendition="#k">Tae-piṅ</hi>-Heer vor <hi rendition="#k"><placeName>Nan-kiṅ</placeName></hi>; <note xml:id="note-0202a" next="#note-0203" place="foot" n="80)">Als <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n87857905">Hien-fuṅ</persName></hi> die Ankunft der <hi rendition="#k">Tae-piṅ</hi> vor <hi rendition="#k"><placeName>Nan-kiṅ</placeName></hi> erfuhr, begab er sich<lb/> an den Altar seiner Ahnen und betete inbrünstig um Frieden. »In dem darauf be-<lb/> züglichen Decret, sagt die amtliche Zeitung, tadelt der Kaiser seine Minister wegen<lb/> falscher Maassregeln, verurtheilt aber auch sich selbst, weil er nicht strenge Unter-<lb/> suchung der bestehenden Missbräuche angestellt habe, welche den Aufstand ver-<lb/> anlasst und Elend über das Volk gebracht hätten. Der Gedanke daran raubt ihm den</note> am<lb/><note xml:id="note-0202" prev="#note-0201" place="foot" n="79)">ben, — denn der Tod war ihm gewiss, — mag dahin gestellt bleiben. Das auf dieser<lb/> Sache ruhende Dunkel wird noch gemehrt durch den Umstand, dass die <hi rendition="#k">Tae-piṅ</hi><lb/> selbst in den ersten Jahren ihre Aera »<hi rendition="#k">Tien-ti</hi>« nannten. Erst nach Einnahme von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Nan-kiṅ</placeName></hi> scheint dieser Ausdruck geändert worden zu sein.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0202]
Feldzug 1852—53.
Hauptstadt Kwei-liṅ, das Hauptquartier des Vice-Königs, und be-
lagerten dieselbe einen Monat lang vergebens. Am 19. Mai brach
das Tae-piṅ-Heer nach Norden auf, überschritt die grosse süd-
liche Wasserscheide und trat in die Provinz Hu-nan ein, wo zu-
nächst die Bezirksstadt Tao-tšau genommen wurde. Den Juli, August
und September marschiren sie langsam nordwärts, nehmen eine
Stadt nach der anderen und erheben überall Contributionen.
Den October und November hindurch belagern sie die Provinzial-
Hauptstadt Tšaṅ-ša, um welche die Kaiserlichen allmälich über-
legene Streitkräfte zusammenziehen. Die Tae-piṅ haben unterdessen
eine Flotte von Flussbarken gesammelt, auf der sie, die Belagerung
am 30. November aufhebend, den Fluss Siaṅ hinab nach dem Tuṅ-
tiṅ-See fahren. Diesen durchkreuzen sie am 13. December und
gelangen bei Yo-tšaṅ in den Yaṅ-tse-kiaṅ, dann stromabwärts
nach der berühmten Dreistadt Han-kau, einem der reichsten Handels-
plätze von China. Hier mündet der Han in den grossen Strom; zu
seinen beiden Seiten liegen die Städte Han-kau und Han-yaṅ, und
auf dem gegenüberliegenden Ufer Wu-tšaṅ, die Hauptstadt der
Provinz Hu-pi, zusammen mit einer Bevölkerung von drei bis vier
Millionen. Am 23. December besetzten die Tae-piṅ die beiden
ersteren Städte; am 12. Januar 1853 erstürmten sie Wu-tšaṅ. Hier
blieben sie einen Monat, mit Rüstungen und Einschiffung der unter-
wegs gesammelten Schätze beschäftigt. Dann segelten sie weiter
stromabwärts, nahmen am 18. Februar Kiu-kiaṅ, einen wichtigen
Platz am Eingang des Po-yaṅ-Sees, und am 24. Februar Gan-kiṅ,
die Hauptstadt der Provinz Gan-wui. In diesen und den benach-
barten Städten bis zur Entfernung von zwei Tagereisen von beiden
Flussufern sammelten sie Geld und Vorräthe, die bald ohne Wei-
teres genommen, bald als Lösegeld eingezogen wurden.
1853.
Am 8. März erschien das Tae-piṅ-Heer vor Nan-kiṅ; 80) am
79)
80) Als Hien-fuṅ die Ankunft der Tae-piṅ vor Nan-kiṅ erfuhr, begab er sich
an den Altar seiner Ahnen und betete inbrünstig um Frieden. »In dem darauf be-
züglichen Decret, sagt die amtliche Zeitung, tadelt der Kaiser seine Minister wegen
falscher Maassregeln, verurtheilt aber auch sich selbst, weil er nicht strenge Unter-
suchung der bestehenden Missbräuche angestellt habe, welche den Aufstand ver-
anlasst und Elend über das Volk gebracht hätten. Der Gedanke daran raubt ihm den
79) ben, — denn der Tod war ihm gewiss, — mag dahin gestellt bleiben. Das auf dieser
Sache ruhende Dunkel wird noch gemehrt durch den Umstand, dass die Tae-piṅ
selbst in den ersten Jahren ihre Aera »Tien-ti« nannten. Erst nach Einnahme von
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