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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Die ersten christlichen Gesandten.
nordwestlichen Provinzen bilden sie einen starken Bruchtheil der
Bevölkerung.

Als erster christlicher Gesandter kam 1246 der Mönch Gio-
vanni Carpini
, von Papst Innocenz IV. abgeschickt, nach China.
Er begab sich durch Russland zunächst zu Baatu-Khan, der an
der Wolga lagerte, und wurde von da nach dem Hofe des Gross-
Khans der Mongolen geführt, welcher ihn gütig aufnahm und mit
einem huldreichen Schreiben an den Papst entliess. Carpini be-
schreibt die ungeheure Anhäufung von Schätzen bei den Mongolen-
fürsten; er freut sich über die Aehnlichkeit des buddistischen mit
dem römischen Ritus, und zieht daraus den Schluss, dass jene
Asiaten entweder schon Christen seien, oder bald werden müssten
-- Nestorianische Gemeinden scheinen damals über weite Strecken
des nord-östlichen Asien verbreitet gewesen zu sein 2). Der Mönch
Rubruquis, den Ludwig der Heilige 1253, während seines Kreuz-
zuges, zu dem Mongolen-Khan sandte 3), spricht von einem nesto-
rianischen Bischof in Sin-gan und zehn Kirchen in verschiedenen
Städten. Auch er nahm den Weg über Russland und fand auf der
ganzen Reise viele Europäer als Sclaven und Handwerker unter den
Mongolen. Die auffallende Uebereinstimmung des buddistischen
Lama-Cultus mit den Gebräuchen der römischen Kirche liess
Rubruquis vermuthen, dass ersterer aus einem entstellten christlichen
Gottesdienst, vielleicht dem nestorianischen, abgeleitet sei. -- Um
dieselbe Zeit ging der armenische König Haiton nach China, um
sein Reich dem Mongolen-Khan zu übergeben; er berichtet gleich-
falls von zahlreichen Christen, die er auf der Reise traf. Marco
Polo
fand nestorianische Gemeinden in Sen-si, damals einer der
blühendsten Provinzen von China, und in einer Stadt am Yan-tse-
kian
, wo ein nestorianischer Christ, vom Kaiser auf drei Jahre mit
der Regierung betraut, 1274 mehrere Kirchen gebaut hatte.

Die Geschichte des Marco Polo ist bekannt. Zwei venetia-
nische Edele, Matthias und Nicolas Polo, gelangten an den Hof des
Kublai-Khan, der sie freundlich aufnahm und bei ihrer Abreise zu

2) Nach einer Inschrift in syrischer Sprache, welche Jesuiten-Missionare 1625 in
einer der grössten Städte der Provinz Sen-si fanden, wäre die Einwanderung nesto-
rianischer Christen in das Jahr 635 zu setzen.
3) Das Antwortschreiben des Mongolen-Khans, von welchem der französische
König nicht sehr erbaut gewesen sein mag, ist mitgetheilt in Pauthier, Histoire des
relations de la Chine avec les puissances occidentales. Es ist als "Befehl" und in
drohendem Tone verfasst.

Die ersten christlichen Gesandten.
nordwestlichen Provinzen bilden sie einen starken Bruchtheil der
Bevölkerung.

Als erster christlicher Gesandter kam 1246 der Mönch Gio-
vanni Carpini
, von Papst Innocenz IV. abgeschickt, nach China.
Er begab sich durch Russland zunächst zu Baatu-Khan, der an
der Wolga lagerte, und wurde von da nach dem Hofe des Gross-
Khans der Mongolen geführt, welcher ihn gütig aufnahm und mit
einem huldreichen Schreiben an den Papst entliess. Carpini be-
schreibt die ungeheure Anhäufung von Schätzen bei den Mongolen-
fürsten; er freut sich über die Aehnlichkeit des buddistischen mit
dem römischen Ritus, und zieht daraus den Schluss, dass jene
Asiaten entweder schon Christen seien, oder bald werden müssten
— Nestorianische Gemeinden scheinen damals über weite Strecken
des nord-östlichen Asien verbreitet gewesen zu sein 2). Der Mönch
Rubruquis, den Ludwig der Heilige 1253, während seines Kreuz-
zuges, zu dem Mongolen-Khan sandte 3), spricht von einem nesto-
rianischen Bischof in Sin-gan und zehn Kirchen in verschiedenen
Städten. Auch er nahm den Weg über Russland und fand auf der
ganzen Reise viele Europäer als Sclaven und Handwerker unter den
Mongolen. Die auffallende Uebereinstimmung des buddistischen
Lama-Cultus mit den Gebräuchen der römischen Kirche liess
Rubruquis vermuthen, dass ersterer aus einem entstellten christlichen
Gottesdienst, vielleicht dem nestorianischen, abgeleitet sei. — Um
dieselbe Zeit ging der armenische König Haïton nach China, um
sein Reich dem Mongolen-Khan zu übergeben; er berichtet gleich-
falls von zahlreichen Christen, die er auf der Reise traf. Marco
Polo
fand nestorianische Gemeinden in Šen-si, damals einer der
blühendsten Provinzen von China, und in einer Stadt am Yaṅ-tse-
kiaṅ
, wo ein nestorianischer Christ, vom Kaiser auf drei Jahre mit
der Regierung betraut, 1274 mehrere Kirchen gebaut hatte.

Die Geschichte des Marco Polo ist bekannt. Zwei venetia-
nische Edele, Matthias und Nicolas Polo, gelangten an den Hof des
Kublai-Khan, der sie freundlich aufnahm und bei ihrer Abreise zu

2) Nach einer Inschrift in syrischer Sprache, welche Jesuiten-Missionare 1625 in
einer der grössten Städte der Provinz Šen-si fanden, wäre die Einwanderung nesto-
rianischer Christen in das Jahr 635 zu setzen.
3) Das Antwortschreiben des Mongolen-Khans, von welchem der französische
König nicht sehr erbaut gewesen sein mag, ist mitgetheilt in Pauthier, Histoire des
rélations de la Chine avec les puissances occidentales. Es ist als »Befehl« und in
drohendem Tone verfasst.
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[5/0027] Die ersten christlichen Gesandten. nordwestlichen Provinzen bilden sie einen starken Bruchtheil der Bevölkerung. Als erster christlicher Gesandter kam 1246 der Mönch Gio- vanni Carpini, von Papst Innocenz IV. abgeschickt, nach China. Er begab sich durch Russland zunächst zu Baatu-Khan, der an der Wolga lagerte, und wurde von da nach dem Hofe des Gross- Khans der Mongolen geführt, welcher ihn gütig aufnahm und mit einem huldreichen Schreiben an den Papst entliess. Carpini be- schreibt die ungeheure Anhäufung von Schätzen bei den Mongolen- fürsten; er freut sich über die Aehnlichkeit des buddistischen mit dem römischen Ritus, und zieht daraus den Schluss, dass jene Asiaten entweder schon Christen seien, oder bald werden müssten — Nestorianische Gemeinden scheinen damals über weite Strecken des nord-östlichen Asien verbreitet gewesen zu sein 2). Der Mönch Rubruquis, den Ludwig der Heilige 1253, während seines Kreuz- zuges, zu dem Mongolen-Khan sandte 3), spricht von einem nesto- rianischen Bischof in Sin-gan und zehn Kirchen in verschiedenen Städten. Auch er nahm den Weg über Russland und fand auf der ganzen Reise viele Europäer als Sclaven und Handwerker unter den Mongolen. Die auffallende Uebereinstimmung des buddistischen Lama-Cultus mit den Gebräuchen der römischen Kirche liess Rubruquis vermuthen, dass ersterer aus einem entstellten christlichen Gottesdienst, vielleicht dem nestorianischen, abgeleitet sei. — Um dieselbe Zeit ging der armenische König Haïton nach China, um sein Reich dem Mongolen-Khan zu übergeben; er berichtet gleich- falls von zahlreichen Christen, die er auf der Reise traf. Marco Polo fand nestorianische Gemeinden in Šen-si, damals einer der blühendsten Provinzen von China, und in einer Stadt am Yaṅ-tse- kiaṅ, wo ein nestorianischer Christ, vom Kaiser auf drei Jahre mit der Regierung betraut, 1274 mehrere Kirchen gebaut hatte. Die Geschichte des Marco Polo ist bekannt. Zwei venetia- nische Edele, Matthias und Nicolas Polo, gelangten an den Hof des Kublai-Khan, der sie freundlich aufnahm und bei ihrer Abreise zu 2) Nach einer Inschrift in syrischer Sprache, welche Jesuiten-Missionare 1625 in einer der grössten Städte der Provinz Šen-si fanden, wäre die Einwanderung nesto- rianischer Christen in das Jahr 635 zu setzen. 3) Das Antwortschreiben des Mongolen-Khans, von welchem der französische König nicht sehr erbaut gewesen sein mag, ist mitgetheilt in Pauthier, Histoire des rélations de la Chine avec les puissances occidentales. Es ist als »Befehl« und in drohendem Tone verfasst.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/27>, abgerufen am 23.11.2024.