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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Manifest des Tsun-wan.
Falle ich keinen Boden hätte, auf dem ich vor Jesus dem älteren
Bruder bestehen könnte. -- Ein Gefühl tiefer Besorgniss um euch
zwingt mich, euch fremden Nationen ernste Vorstellungen darüber zu
machen, was weise und was thöricht ist in diesen Angelegenheiten,
und über das Maass des Nutzens und Schadens der verschiedenen
euch offenstehenden Wege. Ich bitte euch, fremde Nationen, noch-
mals reiflich zu erwägen, welcher Weg euch Vortheil, welcher Verlust
bringt. -- Sollten Einige von eueren ehrenwerthen Nationen das Vor-
gefallene bereuen und Freundschaftsbeziehungen zu unserem Staate für
die zuträglichsten halten, so mögen sie ohne Besorgniss kommen, sich
mit mir zu besprechen. Ich behandele die Menschen nach Grundsätzen
der Gerechtigkeit und werde sie gewiss keiner Schmach aussetzen.
Fahren aber euere ehrenwerthen Nationen fort, sich von den Kobolden
täuschen zu lassen, ihrer Leitung in allen Dingen zu folgen, ohne
über den Unterschied zwischen euch nachzudenken, so müsst ihr mich
nicht tadeln, wenn ihr in Zukunft schwierig findet die Handelscanäle
zu passiren, und wenn die einheimischen Erzeugnisse nicht hinaus-
gelassen werden. -- Ich muss euere ehrenwerthen Nationen bitten,
die Umstände wieder und wieder zu erwägen, schreibe nun diese
besondere Mittheilung und baue darauf, dass ihr mir eine Antwort
gönnet. -- Ich möchte mich nach euerem Befinden erkundigen.

Tae-pin Tien-kau. 10. Jahr. 7. Mond. 12. Tag."

Dieses Schreiben blieb unbeantwortet. Auffallend und
unerklärt ist die darin enthaltene Beschuldigung der Franzosen
und die fehlende Adresse des französischen Consuls in der Ueber-
schrift. Die katholischen Missionare waren die bittersten Feinde
der Tae-pin, und man vermuthet, dass französische Emissäre den
Tsun-wan in Sicherheit wiegten, um ihn zu verderben. Dass der-
selbe an Widerstand der Fremden nicht glaubte, beweist seine
ganz unzureichende Streitmacht und das wiederholte Vorgehen
schwacher Colonnen, die nicht zu ernstem Kampfe, wohl aber be-
stimmt sein konnten einen Handstreich von Verräthern in der
Stadt zu unterstützen. Dort gab es eine unzufriedene Parthei, welche
den Rebellen die Thore zu öffnen dachte und nur durch die
Truppen der Alliirten niedergehalten wurde; auch unter den Frem-
den waren, wie gesagt, viele Abenteurer und gewissenlose Specu-
lanten, die gern im Trüben fischten und den Tae-pin den Sieg wünschten.
Kein Wunder, wenn der Tsun-wan sich täuschen liess; sicher hatten
ihm sowohl Chinesen als Fremde, das disciplinirte Häuflein Engländer
und Franzosen unterschätzend, gewisse Aussicht auf den Sieg gemacht.

Manifest des Tšun-waṅ.
Falle ich keinen Boden hätte, auf dem ich vor Jesus dem älteren
Bruder bestehen könnte. — Ein Gefühl tiefer Besorgniss um euch
zwingt mich, euch fremden Nationen ernste Vorstellungen darüber zu
machen, was weise und was thöricht ist in diesen Angelegenheiten,
und über das Maass des Nutzens und Schadens der verschiedenen
euch offenstehenden Wege. Ich bitte euch, fremde Nationen, noch-
mals reiflich zu erwägen, welcher Weg euch Vortheil, welcher Verlust
bringt. — Sollten Einige von eueren ehrenwerthen Nationen das Vor-
gefallene bereuen und Freundschaftsbeziehungen zu unserem Staate für
die zuträglichsten halten, so mögen sie ohne Besorgniss kommen, sich
mit mir zu besprechen. Ich behandele die Menschen nach Grundsätzen
der Gerechtigkeit und werde sie gewiss keiner Schmach aussetzen.
Fahren aber euere ehrenwerthen Nationen fort, sich von den Kobolden
täuschen zu lassen, ihrer Leitung in allen Dingen zu folgen, ohne
über den Unterschied zwischen euch nachzudenken, so müsst ihr mich
nicht tadeln, wenn ihr in Zukunft schwierig findet die Handelscanäle
zu passiren, und wenn die einheimischen Erzeugnisse nicht hinaus-
gelassen werden. — Ich muss euere ehrenwerthen Nationen bitten,
die Umstände wieder und wieder zu erwägen, schreibe nun diese
besondere Mittheilung und baue darauf, dass ihr mir eine Antwort
gönnet. — Ich möchte mich nach euerem Befinden erkundigen.

Tae-piṅ Tien-kau. 10. Jahr. 7. Mond. 12. Tag.«

Dieses Schreiben blieb unbeantwortet. Auffallend und
unerklärt ist die darin enthaltene Beschuldigung der Franzosen
und die fehlende Adresse des französischen Consuls in der Ueber-
schrift. Die katholischen Missionare waren die bittersten Feinde
der Tae-piṅ, und man vermuthet, dass französische Emissäre den
Tšun-waṅ in Sicherheit wiegten, um ihn zu verderben. Dass der-
selbe an Widerstand der Fremden nicht glaubte, beweist seine
ganz unzureichende Streitmacht und das wiederholte Vorgehen
schwacher Colonnen, die nicht zu ernstem Kampfe, wohl aber be-
stimmt sein konnten einen Handstreich von Verräthern in der
Stadt zu unterstützen. Dort gab es eine unzufriedene Parthei, welche
den Rebellen die Thore zu öffnen dachte und nur durch die
Truppen der Alliirten niedergehalten wurde; auch unter den Frem-
den waren, wie gesagt, viele Abenteurer und gewissenlose Specu-
lanten, die gern im Trüben fischten und den Tae-piṅ den Sieg wünschten.
Kein Wunder, wenn der Tšun-waṅ sich täuschen liess; sicher hatten
ihm sowohl Chinesen als Fremde, das disciplinirte Häuflein Engländer
und Franzosen unterschätzend, gewisse Aussicht auf den Sieg gemacht.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/305>, abgerufen am 21.11.2024.