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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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den Erfolg unserer friedfertigen Eröffnungen vereiteln könnten." --
"Ja", schreibt der Statthalter, "der Kaiser wünscht den Frieden,
verlangt aber auch, dass kein militärischer Vortheil verloren gehe.
Lass deshalb die Sorge um den Erfolg meiner Unterhandlungen
dich nicht in Erfüllung deiner Pflichten als Feldherr beirren."

Die das Ultimatum der Verbündeten beleuchtende Denk-
schrift verbreitet sich zunächst über Verhandlungen, welche
zu Schlichtung der Differenzen zwischen chinesischen und engli-
schen Kaufleuten gepflogen wären.113) Die Engländer hätten acht
Puncte aufgestellt, durch deren Annahme Herr Bruce vielleicht
zu gütlichem Vergleich bewogen werden könne; Ho-kwei-tsin
finde sie aber unannehmbar und habe den chinesischen Kaufleuten
befohlen, den Engländern einen derben Verweis zu geben. Herr
Bruce sei wüthend und ganz unbezähmbar, "weil er bei Tien-
tsin
in die Falle gelockt wurde". Die beiden Gesandten sind
"unzertrennliche Gefährten in Pflichtvergessenheit und Schlechtig-
keit; ihr Charakter ist in der That blutdürstig und treulos". Er,
Ho, habe ihnen dem kaiserlichen Befehl gemäss trotzdem mit-
theilen wollen, dass sie ihre Verträge unter denselben Bedingungen
auswechseln könnten, wie die americanischen Barbaren; der eng-
lische Häuptling hätte aber, wie man erzählte, zu Schiffe nach
Tien-tsin gehen wollen, um ein Schreiben zu überreichen,114) und
sich davon nur durch Vorstellungen der englischen Kaufleute
abhalten lassen. Ho commentirt nun das Ultimatum der Ge-
sandten, das er erbrochen und gelesen habe, nach dem Geschmack
des Hofes von Pe-kin, nennt dessen Sprache frech und unbot-
mässig und behauptet, dass die Fremden grosse Angst vor der
Tapferkeit der Tartaren hätten. -- Die Denkschrift war von Aus-
zügen aus englischen Zeitungen über die Rüstungen und Pläne der
Alliirten begleitet. -- Ho-kwei-tsin mochte solche Sprache dem
Hofe gegenüber nothwendig finden; sie liefert freilich einen starken
Beweis für die Doppelzüngigkeit auch der redlichsten chinesischen
Diplomaten, deren unmögliche Stellung zwischen dem europäischen

113) Nach Angabe der Engländer sind diese "Verhandlungen" eine reine Erfin-
dung, gegründet auf Unterredungen eines chinesischen Kaufmannes mit einem eng-
lischen, welcher sich durch politische Erörterungen und den Schein des Einflusses
bei den Chinesen ein Ansehn geben wollte.
114) Geht auf die frühere Absicht des Herrn Bruce, das Ultimatum an der Pei-ho-
Mündung
überreichen zu lassen.

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den Erfolg unserer friedfertigen Eröffnungen vereiteln könnten.« —
»Ja«, schreibt der Statthalter, »der Kaiser wünscht den Frieden,
verlangt aber auch, dass kein militärischer Vortheil verloren gehe.
Lass deshalb die Sorge um den Erfolg meiner Unterhandlungen
dich nicht in Erfüllung deiner Pflichten als Feldherr beirren.«

Die das Ultimatum der Verbündeten beleuchtende Denk-
schrift verbreitet sich zunächst über Verhandlungen, welche
zu Schlichtung der Differenzen zwischen chinesischen und engli-
schen Kaufleuten gepflogen wären.113) Die Engländer hätten acht
Puncte aufgestellt, durch deren Annahme Herr Bruce vielleicht
zu gütlichem Vergleich bewogen werden könne; Ho-kwei-tsiṅ
finde sie aber unannehmbar und habe den chinesischen Kaufleuten
befohlen, den Engländern einen derben Verweis zu geben. Herr
Bruce sei wüthend und ganz unbezähmbar, »weil er bei Tien-
tsin
in die Falle gelockt wurde«. Die beiden Gesandten sind
»unzertrennliche Gefährten in Pflichtvergessenheit und Schlechtig-
keit; ihr Charakter ist in der That blutdürstig und treulos«. Er,
Ho, habe ihnen dem kaiserlichen Befehl gemäss trotzdem mit-
theilen wollen, dass sie ihre Verträge unter denselben Bedingungen
auswechseln könnten, wie die americanischen Barbaren; der eng-
lische Häuptling hätte aber, wie man erzählte, zu Schiffe nach
Tien-tsin gehen wollen, um ein Schreiben zu überreichen,114) und
sich davon nur durch Vorstellungen der englischen Kaufleute
abhalten lassen. Ho commentirt nun das Ultimatum der Ge-
sandten, das er erbrochen und gelesen habe, nach dem Geschmack
des Hofes von Pe-kiṅ, nennt dessen Sprache frech und unbot-
mässig und behauptet, dass die Fremden grosse Angst vor der
Tapferkeit der Tartaren hätten. — Die Denkschrift war von Aus-
zügen aus englischen Zeitungen über die Rüstungen und Pläne der
Alliirten begleitet. — Ho-kwei-tsiṅ mochte solche Sprache dem
Hofe gegenüber nothwendig finden; sie liefert freilich einen starken
Beweis für die Doppelzüngigkeit auch der redlichsten chinesischen
Diplomaten, deren unmögliche Stellung zwischen dem europäischen

113) Nach Angabe der Engländer sind diese »Verhandlungen« eine reine Erfin-
dung, gegründet auf Unterredungen eines chinesischen Kaufmannes mit einem eng-
lischen, welcher sich durch politische Erörterungen und den Schein des Einflusses
bei den Chinesen ein Ansehn geben wollte.
114) Geht auf die frühere Absicht des Herrn Bruce, das Ultimatum an der Pei-ho-
Mündung
überreichen zu lassen.
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[313/0335] Erbeutete Documente. den Erfolg unserer friedfertigen Eröffnungen vereiteln könnten.« — »Ja«, schreibt der Statthalter, »der Kaiser wünscht den Frieden, verlangt aber auch, dass kein militärischer Vortheil verloren gehe. Lass deshalb die Sorge um den Erfolg meiner Unterhandlungen dich nicht in Erfüllung deiner Pflichten als Feldherr beirren.« Die das Ultimatum der Verbündeten beleuchtende Denk- schrift verbreitet sich zunächst über Verhandlungen, welche zu Schlichtung der Differenzen zwischen chinesischen und engli- schen Kaufleuten gepflogen wären. 113) Die Engländer hätten acht Puncte aufgestellt, durch deren Annahme Herr Bruce vielleicht zu gütlichem Vergleich bewogen werden könne; Ho-kwei-tsiṅ finde sie aber unannehmbar und habe den chinesischen Kaufleuten befohlen, den Engländern einen derben Verweis zu geben. Herr Bruce sei wüthend und ganz unbezähmbar, »weil er bei Tien- tsin in die Falle gelockt wurde«. Die beiden Gesandten sind »unzertrennliche Gefährten in Pflichtvergessenheit und Schlechtig- keit; ihr Charakter ist in der That blutdürstig und treulos«. Er, Ho, habe ihnen dem kaiserlichen Befehl gemäss trotzdem mit- theilen wollen, dass sie ihre Verträge unter denselben Bedingungen auswechseln könnten, wie die americanischen Barbaren; der eng- lische Häuptling hätte aber, wie man erzählte, zu Schiffe nach Tien-tsin gehen wollen, um ein Schreiben zu überreichen, 114) und sich davon nur durch Vorstellungen der englischen Kaufleute abhalten lassen. Ho commentirt nun das Ultimatum der Ge- sandten, das er erbrochen und gelesen habe, nach dem Geschmack des Hofes von Pe-kiṅ, nennt dessen Sprache frech und unbot- mässig und behauptet, dass die Fremden grosse Angst vor der Tapferkeit der Tartaren hätten. — Die Denkschrift war von Aus- zügen aus englischen Zeitungen über die Rüstungen und Pläne der Alliirten begleitet. — Ho-kwei-tsiṅ mochte solche Sprache dem Hofe gegenüber nothwendig finden; sie liefert freilich einen starken Beweis für die Doppelzüngigkeit auch der redlichsten chinesischen Diplomaten, deren unmögliche Stellung zwischen dem europäischen 113) Nach Angabe der Engländer sind diese »Verhandlungen« eine reine Erfin- dung, gegründet auf Unterredungen eines chinesischen Kaufmannes mit einem eng- lischen, welcher sich durch politische Erörterungen und den Schein des Einflusses bei den Chinesen ein Ansehn geben wollte. 114) Geht auf die frühere Absicht des Herrn Bruce, das Ultimatum an der Pei-ho- Mündung überreichen zu lassen.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/335>, abgerufen am 21.11.2024.