[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Christenverfolgungen. 1720.Der Patriarch Mezzabarba, der 1720 in China erschien, um den päpst-lichen Willen durchzusetzen, fand den Kaiser unbeugsam in seinem Entschluss, den Päpsten keinerlei Gewalt über seine Unterthanen einzuräumen, und musste Zugeständnisse machen, um den katholischen Glauben nicht gänzlich aus dem Reiche der Mitte verbannt zu sehen. Der folgende Kaiser, Yun-tsin, vertrieb bei seiner Thron- Einzelne katholische Missionare sammelten seitdem im Ver- Nach den Portugiesen und Spaniern kamen im Laufe des Christenverfolgungen. 1720.Der Patriarch Mezzabarba, der 1720 in China erschien, um den päpst-lichen Willen durchzusetzen, fand den Kaiser unbeugsam in seinem Entschluss, den Päpsten keinerlei Gewalt über seine Unterthanen einzuräumen, und musste Zugeständnisse machen, um den katholischen Glauben nicht gänzlich aus dem Reiche der Mitte verbannt zu sehen. Der folgende Kaiser, Yuṅ-tšin, vertrieb bei seiner Thron- Einzelne katholische Missionare sammelten seitdem im Ver- Nach den Portugiesen und Spaniern kamen im Laufe des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="14"/><fw place="top" type="header">Christenverfolgungen.</fw><lb/><note place="left">1720.</note>Der Patriarch <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119163306">Mezzabarba</persName>, der 1720 in <placeName>China</placeName> erschien, um den päpst-<lb/> lichen Willen durchzusetzen, fand den Kaiser unbeugsam in seinem<lb/> Entschluss, den Päpsten keinerlei Gewalt über seine Unterthanen<lb/> einzuräumen, und musste Zugeständnisse machen, um den katholischen<lb/> Glauben nicht gänzlich aus dem Reiche der Mitte verbannt zu sehen.</p><lb/> <p>Der folgende Kaiser, <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/123855888">Yuṅ-tšin</persName></hi>, vertrieb bei seiner Thron-<lb/><note place="left">1723.</note>besteigung 1723 alle Missionare als Ruhestörer. Einige hielten sich<lb/> unter Verkleidungen in den Provinzen versteckt; wenige Jesuiten<lb/> durften unter dem Einflusse mächtiger Beschützer in <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi> blei-<lb/><note place="left">1735.</note>ben. — <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119080648">Kien-loṅ</persName></hi>, welcher 1735 den Thron bestieg, verfuhr mit<lb/> äusserster Strenge gegen die Christen; die in den Provinzen ver-<lb/> steckten Geistlichen wurden eingekerkert, die Gemeinden ausein-<lb/> andergesprengt. Wer den Glauben nicht abschwören wollte, musste<lb/> fliehen. Die Jesuiten in <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi> wandten vergebens alle Mittel auf,<lb/><note place="left">1785.</note>den Kaiser zur Milde zu stimmen; erst 1785 befreite <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119080648">Kien-loṅ</persName></hi> die<lb/> noch lebenden Priester aus dem Kerker und erlaubte ihnen, das<lb/> Land zu verlassen.</p><lb/> <p>Einzelne katholische Missionare sammelten seitdem im Ver-<lb/> borgenen wieder Gemeinden um sich, wurden aber zu Zeiten mit<lb/> Härte verfolgt. Der letzte Jesuit verliess <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi> erst 1823 aus eige-<lb/> nem Antriebe. Eine zahlreiche Christengemeinde hielt sich dort<lb/> trotz aller Verbote unter eingeborenen Priestern bis in die neueste Zeit.<lb/> Das Religionsedict, das <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1019725036">Tau-kuaṅ</persName></hi> nach dem Frieden von <hi rendition="#k"><placeName>Nan-kiṅ</placeName></hi> zu<lb/> Gunsten der Christen erlassen musste, scheint kaum praktische Folgen<lb/> gehabt zu haben. Erst die französischen Verträge von 1858 und<lb/> 1860 setzten die katholischen Missionare in ihre alten Rechte ein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Nach den Portugiesen und Spaniern kamen im Laufe des<lb/> 17. und 18. Jahrhunderts zunächst Holländer, dann Engländer,<lb/> Dänen, Schweden, Franzosen, Americaner nach <hi rendition="#k"><placeName>Kan-ton</placeName></hi>. Deutsche<lb/> Schiffe erschienen dort wahrscheinlich erst in diesem Jahrhun-<lb/> dert. — Die Russische Regierung liess 1806 durch <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119021285">Krusenstern</persName> in<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Kan-toṅ</placeName></hi> Versuche zu Anknüpfung des Seehandels machen, dem die<lb/> chinesische durch ein Verbot begegnete; nur über <hi rendition="#k"><placeName>Kiak-ta</placeName></hi> sollten<lb/> mit dem Slavenreiche Waaren getauscht werden. Dieser Land-<lb/> handel konnte einzig unter dem Schutz von Monopolen gedeihen,<lb/> und wurde von russischer Seite durch Verbote der Einfuhr chi-<lb/> nesischer Producte zur See lange begünstigt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0036]
Christenverfolgungen.
Der Patriarch Mezzabarba, der 1720 in China erschien, um den päpst-
lichen Willen durchzusetzen, fand den Kaiser unbeugsam in seinem
Entschluss, den Päpsten keinerlei Gewalt über seine Unterthanen
einzuräumen, und musste Zugeständnisse machen, um den katholischen
Glauben nicht gänzlich aus dem Reiche der Mitte verbannt zu sehen.
1720.
Der folgende Kaiser, Yuṅ-tšin, vertrieb bei seiner Thron-
besteigung 1723 alle Missionare als Ruhestörer. Einige hielten sich
unter Verkleidungen in den Provinzen versteckt; wenige Jesuiten
durften unter dem Einflusse mächtiger Beschützer in Pe-kiṅ blei-
ben. — Kien-loṅ, welcher 1735 den Thron bestieg, verfuhr mit
äusserster Strenge gegen die Christen; die in den Provinzen ver-
steckten Geistlichen wurden eingekerkert, die Gemeinden ausein-
andergesprengt. Wer den Glauben nicht abschwören wollte, musste
fliehen. Die Jesuiten in Pe-kiṅ wandten vergebens alle Mittel auf,
den Kaiser zur Milde zu stimmen; erst 1785 befreite Kien-loṅ die
noch lebenden Priester aus dem Kerker und erlaubte ihnen, das
Land zu verlassen.
1723.
1735.
1785.
Einzelne katholische Missionare sammelten seitdem im Ver-
borgenen wieder Gemeinden um sich, wurden aber zu Zeiten mit
Härte verfolgt. Der letzte Jesuit verliess Pe-kiṅ erst 1823 aus eige-
nem Antriebe. Eine zahlreiche Christengemeinde hielt sich dort
trotz aller Verbote unter eingeborenen Priestern bis in die neueste Zeit.
Das Religionsedict, das Tau-kuaṅ nach dem Frieden von Nan-kiṅ zu
Gunsten der Christen erlassen musste, scheint kaum praktische Folgen
gehabt zu haben. Erst die französischen Verträge von 1858 und
1860 setzten die katholischen Missionare in ihre alten Rechte ein.
Nach den Portugiesen und Spaniern kamen im Laufe des
17. und 18. Jahrhunderts zunächst Holländer, dann Engländer,
Dänen, Schweden, Franzosen, Americaner nach Kan-ton. Deutsche
Schiffe erschienen dort wahrscheinlich erst in diesem Jahrhun-
dert. — Die Russische Regierung liess 1806 durch Krusenstern in
Kan-toṅ Versuche zu Anknüpfung des Seehandels machen, dem die
chinesische durch ein Verbot begegnete; nur über Kiak-ta sollten
mit dem Slavenreiche Waaren getauscht werden. Dieser Land-
handel konnte einzig unter dem Schutz von Monopolen gedeihen,
und wurde von russischer Seite durch Verbote der Einfuhr chi-
nesischer Producte zur See lange begünstigt.
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