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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Die Engländer in Tae-wan, Nin-po, Fu-tsau, A-moi.
Recht schaffen sollte; dass sie immer Zutritt zu seiner Person
hätten; dass sie ihre Dolmetscher und Schreiber nach eigeuem
Ermessen wählen dürften; dass keine Soldaten oder andere
chinesische Beamten ihnen zur Bewachung oder Begleitung auf-
gedrängt würden; dass alle vom König angekauften Waaren zollfrei
wären, alle andere Einfuhr aber eine Werthsteuer von drei Procent
zahlen sollte". Die Bestimmungen dieses merkwürdigen Vertrages
beweisen, dass die Schwierigkeiten des Verkehrs damals ganz ähn-
liche waren, wie in unseren Tagen. Ihre Geschütze und Munition
mussten die englischen Schiffe während des Aufenthaltes im Hafen
abgeben. -- Mit der Zeit wurde dieser Handel unbequem; die Com-
1681.pagnie gab 1681 ihre Beziehungen zu Tae-wan und A-moi wieder
auf und trachtete, sich in Fu-tsau und Kan-ton einzurichten.

Der englische Handel in Nin-po und A-moi scheint nur so
lange geblüht zu haben, als diese Plätze vom Tartarenjoche frei
blieben; die neue Dynastie war unsicher auf dem Throne und
1685.wohl deshalb dem Fremdenverkehr besonders abhold. Um 1685
versuchte die East-India-Company in A-moi wieder Fuss zu
fassen und bemühte sich ernstlich, in regelmässige Verbindung mit
Kan-ton zu treten. Aber die eifersüchtigen Ränke der Portugiesen,
welche alle Schiffe der Briten von Macao ausschlossen und die Manda-
rinen gegen sie aufhetzten, blieben ein unüberwindliches Hinderniss.

Bei den Tartaren setzte sich der Argwohn fest, dass die
Engländer unter dem Schein des Handels politische Zwecke ver-
1689.folgten. -- Als 1689 das englische Schiff Defence nach Kan-ton
kam, forderte der Hop-po oder Steuer-Director 2484 Tael 12) Hafen-
gelder, begnügte sich aber schliesslich mit 1500 Tael. Einer von
der Schiffsmannschaft tödtete einen Chinesen, und in dem daraus
entstandenen Strassen-Krawall wurden der Schiffsarzt und mehrere
Matrosen erschlagen. Nun wollten die Mandarinen das Schiff nicht
segeln lassen, wenn nicht eine Busse von 5000 Tael erlegt würde;
der Capitän bot 2000, führte aber, als diese nicht angenommen
wurden, sein Schiff ohne Weiteres den Fluss hinab und gewann
unangefochten die See. -- Bald nach diesem Ereignisse muss die

12) Der Ausdruck Tael bezeichnet keine Münze, sondern ein Gewicht; alles
Silber wird in China gewogen. Silbermünzen giebt es nicht. Im Cours auf London
galt 1861 der Shan-hae-Tael 6 shilling 4 pence bis 7 shilling 4 pence. Der
Kan-ton-Tael ist um 9385/1000 Procent, der Hai-kuam- oder Regierungs-Tael um
111/2 Procent schwerer als der Shang-hae-Tael.

Die Engländer in Tae-waṅ, Niṅ-po, Fu-tšau, A-moi.
Recht schaffen sollte; dass sie immer Zutritt zu seiner Person
hätten; dass sie ihre Dolmetscher und Schreiber nach eigeuem
Ermessen wählen dürften; dass keine Soldaten oder andere
chinesische Beamten ihnen zur Bewachung oder Begleitung auf-
gedrängt würden; dass alle vom König angekauften Waaren zollfrei
wären, alle andere Einfuhr aber eine Werthsteuer von drei Procent
zahlen sollte«. Die Bestimmungen dieses merkwürdigen Vertrages
beweisen, dass die Schwierigkeiten des Verkehrs damals ganz ähn-
liche waren, wie in unseren Tagen. Ihre Geschütze und Munition
mussten die englischen Schiffe während des Aufenthaltes im Hafen
abgeben. — Mit der Zeit wurde dieser Handel unbequem; die Com-
1681.pagnie gab 1681 ihre Beziehungen zu Tae-waṅ und A-moi wieder
auf und trachtete, sich in Fu-tšau und Kan-ton einzurichten.

Der englische Handel in Niṅ-po und A-moi scheint nur so
lange geblüht zu haben, als diese Plätze vom Tartarenjoche frei
blieben; die neue Dynastie war unsicher auf dem Throne und
1685.wohl deshalb dem Fremdenverkehr besonders abhold. Um 1685
versuchte die East-India-Company in A-moi wieder Fuss zu
fassen und bemühte sich ernstlich, in regelmässige Verbindung mit
Kan-ton zu treten. Aber die eifersüchtigen Ränke der Portugiesen,
welche alle Schiffe der Briten von Macao ausschlossen und die Manda-
rinen gegen sie aufhetzten, blieben ein unüberwindliches Hinderniss.

Bei den Tartaren setzte sich der Argwohn fest, dass die
Engländer unter dem Schein des Handels politische Zwecke ver-
1689.folgten. — Als 1689 das englische Schiff Defence nach Kan-ton
kam, forderte der Hop-po oder Steuer-Director 2484 Tael 12) Hafen-
gelder, begnügte sich aber schliesslich mit 1500 Tael. Einer von
der Schiffsmannschaft tödtete einen Chinesen, und in dem daraus
entstandenen Strassen-Krawall wurden der Schiffsarzt und mehrere
Matrosen erschlagen. Nun wollten die Mandarinen das Schiff nicht
segeln lassen, wenn nicht eine Busse von 5000 Tael erlegt würde;
der Capitän bot 2000, führte aber, als diese nicht angenommen
wurden, sein Schiff ohne Weiteres den Fluss hinab und gewann
unangefochten die See. — Bald nach diesem Ereignisse muss die

12) Der Ausdruck Tael bezeichnet keine Münze, sondern ein Gewicht; alles
Silber wird in China gewogen. Silbermünzen giebt es nicht. Im Cours auf London
galt 1861 der Shaṅ-hae-Tael 6 shilling 4 pence bis 7 shilling 4 pence. Der
Kan-ton-Tael ist um 9385/1000 Procent, der Hai-kuam- oder Regierungs-Tael um
11½ Procent schwerer als der Shang-hae-Tael.
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[26/0048] Die Engländer in Tae-waṅ, Niṅ-po, Fu-tšau, A-moi. Recht schaffen sollte; dass sie immer Zutritt zu seiner Person hätten; dass sie ihre Dolmetscher und Schreiber nach eigeuem Ermessen wählen dürften; dass keine Soldaten oder andere chinesische Beamten ihnen zur Bewachung oder Begleitung auf- gedrängt würden; dass alle vom König angekauften Waaren zollfrei wären, alle andere Einfuhr aber eine Werthsteuer von drei Procent zahlen sollte«. Die Bestimmungen dieses merkwürdigen Vertrages beweisen, dass die Schwierigkeiten des Verkehrs damals ganz ähn- liche waren, wie in unseren Tagen. Ihre Geschütze und Munition mussten die englischen Schiffe während des Aufenthaltes im Hafen abgeben. — Mit der Zeit wurde dieser Handel unbequem; die Com- pagnie gab 1681 ihre Beziehungen zu Tae-waṅ und A-moi wieder auf und trachtete, sich in Fu-tšau und Kan-ton einzurichten. 1681. Der englische Handel in Niṅ-po und A-moi scheint nur so lange geblüht zu haben, als diese Plätze vom Tartarenjoche frei blieben; die neue Dynastie war unsicher auf dem Throne und wohl deshalb dem Fremdenverkehr besonders abhold. Um 1685 versuchte die East-India-Company in A-moi wieder Fuss zu fassen und bemühte sich ernstlich, in regelmässige Verbindung mit Kan-ton zu treten. Aber die eifersüchtigen Ränke der Portugiesen, welche alle Schiffe der Briten von Macao ausschlossen und die Manda- rinen gegen sie aufhetzten, blieben ein unüberwindliches Hinderniss. 1685. Bei den Tartaren setzte sich der Argwohn fest, dass die Engländer unter dem Schein des Handels politische Zwecke ver- folgten. — Als 1689 das englische Schiff Defence nach Kan-ton kam, forderte der Hop-po oder Steuer-Director 2484 Tael 12) Hafen- gelder, begnügte sich aber schliesslich mit 1500 Tael. Einer von der Schiffsmannschaft tödtete einen Chinesen, und in dem daraus entstandenen Strassen-Krawall wurden der Schiffsarzt und mehrere Matrosen erschlagen. Nun wollten die Mandarinen das Schiff nicht segeln lassen, wenn nicht eine Busse von 5000 Tael erlegt würde; der Capitän bot 2000, führte aber, als diese nicht angenommen wurden, sein Schiff ohne Weiteres den Fluss hinab und gewann unangefochten die See. — Bald nach diesem Ereignisse muss die 1689. 12) Der Ausdruck Tael bezeichnet keine Münze, sondern ein Gewicht; alles Silber wird in China gewogen. Silbermünzen giebt es nicht. Im Cours auf London galt 1861 der Shaṅ-hae-Tael 6 shilling 4 pence bis 7 shilling 4 pence. Der Kan-ton-Tael ist um 9385/1000 Procent, der Hai-kuam- oder Regierungs-Tael um 11½ Procent schwerer als der Shang-hae-Tael.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/48>, abgerufen am 23.11.2024.