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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Elliot in Kan-ton.
Gesindel der grossen Städte zu unterdrücken." .... "So lange ein
solcher Handel im Schoosse unseres gesetzlichen Handelsverkehrs
besteht, hat die chinesische Obrigkeit guten Grund zu strengen
Maassregeln auch gegen diesen, da sie nicht in der Lage ist,
zwischen beiden zu unterscheiden." -- Capitän Elliot ersuchte des-
halb immer dringender die heimathliche Regierung um "deutlich
begrenzte und ausreichende Amtsgewalt zu Zügelung einer Men-
schenclasse, deren freches und unbesonnenes Handeln nicht ohne
grosse Uebelstände dem chinesischen Gerichtsverfahren preisgegeben
werden könnte, deren Straflosigkeit aber den Ruf und das Wohl-
ergehen der englischen Unterthanen schädigten".

In Kan-ton wurde die Stimmung immer trüber. Zwei Hon-
Kaufleute stellten dort wieder ihre Zahlungen ein, und die Fremden,
welchen sie drei Millionen Dollars schuldeten, hatten wenig Aus-
sicht auf Befriedigung; denn die solidarische Verpflichtung der
Hon-Kaufleute war seit 1828 aufgehoben, und die Ausschussbehörde,
welche früher die Steuerzahlung vermittelte und sich immer schad-
los halten konnte, bestand nicht mehr. Die Gläubiger mussten
auf harte Bedingungen eingehen, für deren Erfüllung doch Nie-
mand bürgte.

1838.Im Juli 1838 kam Admiral Sir Frederick Maitland mit zwei
Kriegsschiffen nach Macao. Capitän Elliot ging mit denselben nach
der Mündung des Perl-Flusses und erhielt dort einen an die Hon-
Kaufleute gerichteten Erlass des Vice-Königs, den er uneröffnet mit der
Erklärung zurückwies, dass nach gemessenem Befehl seiner Vorgesetz-
ten keine Mittheilung in dieser Form angenommen werden dürfe. Elliot
fuhr darauf nach Kan-ton und liess am Stadtthor ein Schreiben
unversiegelt zur Beförderung an den Vice-König übergeben, damit
kein Chinese wähnen könne, er habe dasselbe als "Gesuch" bezeich-
net. Es wurde ohne Antwort zurückgeschickt. Nun machte Elliot
öffentlich bekannt, er habe nur die friedlichen Absichten des Ad-
mirals constatiren wollen und werde Kan-ton verlassen, wenn der
Vice-König seine Erklärungen unbeachtet lasse. -- Unterdessen war an
der Bocca Tigris ein englisches Boot mit Kugeln begrüsst und angehal-
ten worden; ein Mandarin kam zur Untersuchung an Bord und erklärte,
dass weder der Admiral noch andere Flottenofficiere stromaufwärts
passiren dürften. Auf diese Nachricht fuhr Sir Frederick Maitland
nach der Bocca hinauf und verlangte von dem chinesischen Admiral
Kwan Genugthuung für jenen Angriff, die nach einigem Parlamen-

Elliot in Kan-ton.
Gesindel der grossen Städte zu unterdrücken.« .... »So lange ein
solcher Handel im Schoosse unseres gesetzlichen Handelsverkehrs
besteht, hat die chinesische Obrigkeit guten Grund zu strengen
Maassregeln auch gegen diesen, da sie nicht in der Lage ist,
zwischen beiden zu unterscheiden.« — Capitän Elliot ersuchte des-
halb immer dringender die heimathliche Regierung um »deutlich
begrenzte und ausreichende Amtsgewalt zu Zügelung einer Men-
schenclasse, deren freches und unbesonnenes Handeln nicht ohne
grosse Uebelstände dem chinesischen Gerichtsverfahren preisgegeben
werden könnte, deren Straflosigkeit aber den Ruf und das Wohl-
ergehen der englischen Unterthanen schädigten«.

In Kan-ton wurde die Stimmung immer trüber. Zwei Hoṅ-
Kaufleute stellten dort wieder ihre Zahlungen ein, und die Fremden,
welchen sie drei Millionen Dollars schuldeten, hatten wenig Aus-
sicht auf Befriedigung; denn die solidarische Verpflichtung der
Hoṅ-Kaufleute war seit 1828 aufgehoben, und die Ausschussbehörde,
welche früher die Steuerzahlung vermittelte und sich immer schad-
los halten konnte, bestand nicht mehr. Die Gläubiger mussten
auf harte Bedingungen eingehen, für deren Erfüllung doch Nie-
mand bürgte.

1838.Im Juli 1838 kam Admiral Sir Frederick Maitland mit zwei
Kriegsschiffen nach Macao. Capitän Elliot ging mit denselben nach
der Mündung des Perl-Flusses und erhielt dort einen an die Hoṅ-
Kaufleute gerichteten Erlass des Vice-Königs, den er uneröffnet mit der
Erklärung zurückwies, dass nach gemessenem Befehl seiner Vorgesetz-
ten keine Mittheilung in dieser Form angenommen werden dürfe. Elliot
fuhr darauf nach Kan-ton und liess am Stadtthor ein Schreiben
unversiegelt zur Beförderung an den Vice-König übergeben, damit
kein Chinese wähnen könne, er habe dasselbe als »Gesuch« bezeich-
net. Es wurde ohne Antwort zurückgeschickt. Nun machte Elliot
öffentlich bekannt, er habe nur die friedlichen Absichten des Ad-
mirals constatiren wollen und werde Kan-ton verlassen, wenn der
Vice-König seine Erklärungen unbeachtet lasse. — Unterdessen war an
der Bocca Tigris ein englisches Boot mit Kugeln begrüsst und angehal-
ten worden; ein Mandarin kam zur Untersuchung an Bord und erklärte,
dass weder der Admiral noch andere Flottenofficiere stromaufwärts
passiren dürften. Auf diese Nachricht fuhr Sir Frederick Maitland
nach der Bocca hinauf und verlangte von dem chinesischen Admiral
Kwan Genugthuung für jenen Angriff, die nach einigem Parlamen-

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[64/0086] Elliot in Kan-ton. Gesindel der grossen Städte zu unterdrücken.« .... »So lange ein solcher Handel im Schoosse unseres gesetzlichen Handelsverkehrs besteht, hat die chinesische Obrigkeit guten Grund zu strengen Maassregeln auch gegen diesen, da sie nicht in der Lage ist, zwischen beiden zu unterscheiden.« — Capitän Elliot ersuchte des- halb immer dringender die heimathliche Regierung um »deutlich begrenzte und ausreichende Amtsgewalt zu Zügelung einer Men- schenclasse, deren freches und unbesonnenes Handeln nicht ohne grosse Uebelstände dem chinesischen Gerichtsverfahren preisgegeben werden könnte, deren Straflosigkeit aber den Ruf und das Wohl- ergehen der englischen Unterthanen schädigten«. In Kan-ton wurde die Stimmung immer trüber. Zwei Hoṅ- Kaufleute stellten dort wieder ihre Zahlungen ein, und die Fremden, welchen sie drei Millionen Dollars schuldeten, hatten wenig Aus- sicht auf Befriedigung; denn die solidarische Verpflichtung der Hoṅ-Kaufleute war seit 1828 aufgehoben, und die Ausschussbehörde, welche früher die Steuerzahlung vermittelte und sich immer schad- los halten konnte, bestand nicht mehr. Die Gläubiger mussten auf harte Bedingungen eingehen, für deren Erfüllung doch Nie- mand bürgte. Im Juli 1838 kam Admiral Sir Frederick Maitland mit zwei Kriegsschiffen nach Macao. Capitän Elliot ging mit denselben nach der Mündung des Perl-Flusses und erhielt dort einen an die Hoṅ- Kaufleute gerichteten Erlass des Vice-Königs, den er uneröffnet mit der Erklärung zurückwies, dass nach gemessenem Befehl seiner Vorgesetz- ten keine Mittheilung in dieser Form angenommen werden dürfe. Elliot fuhr darauf nach Kan-ton und liess am Stadtthor ein Schreiben unversiegelt zur Beförderung an den Vice-König übergeben, damit kein Chinese wähnen könne, er habe dasselbe als »Gesuch« bezeich- net. Es wurde ohne Antwort zurückgeschickt. Nun machte Elliot öffentlich bekannt, er habe nur die friedlichen Absichten des Ad- mirals constatiren wollen und werde Kan-ton verlassen, wenn der Vice-König seine Erklärungen unbeachtet lasse. — Unterdessen war an der Bocca Tigris ein englisches Boot mit Kugeln begrüsst und angehal- ten worden; ein Mandarin kam zur Untersuchung an Bord und erklärte, dass weder der Admiral noch andere Flottenofficiere stromaufwärts passiren dürften. Auf diese Nachricht fuhr Sir Frederick Maitland nach der Bocca hinauf und verlangte von dem chinesischen Admiral Kwan Genugthuung für jenen Angriff, die nach einigem Parlamen- 1838.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/86>, abgerufen am 04.12.2024.