Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.Die russischen Beziehungen. XVII. man einen Vertrag in fünf Artikeln, den ersten, welchen Chinaüberhaupt mit einer europäischen Macht geschlossen hat. Durch den russischen Dolmetscher und die beiden Missionare lateinisch redigirt, wurde er dann in das Russische und das Mandschu-Tar- tarische übersetzt, so dass jede Partei ein lateinisches Exemplar und eines in ihrer eigenen Sprache erhielt. Die lange Gebirgskette, in welcher der Kerbetsi, ein Nebenfluss des Amur, entspringt, sollte hinfort die Grenze bilden, so dass alles Land südlich von seiner Kammhöhe mit allen von da in den Amur fliessenden Wassern zum chinesischen Reiche gehörte. 26) Eine dritte russische Gesandtschaft unter Isbrants Ides ge- 26) Das Juljur-Gebirge der Karten. 27) S. Mailla, Geschichte des Chinesischen Reiches. Der Arzt Bell und der
Agent Lange berichten, der Kaiser habe der Gesandtschaft das Koto erlassen, der Ceremonienmeister aber dieselbe bei der Audienz dazu gezwungen. Die russischen Beziehungen. XVII. man einen Vertrag in fünf Artikeln, den ersten, welchen Chinaüberhaupt mit einer europäischen Macht geschlossen hat. Durch den russischen Dolmetscher und die beiden Missionare lateinisch redigirt, wurde er dann in das Russische und das Mandschu-Tar- tarische übersetzt, so dass jede Partei ein lateinisches Exemplar und eines in ihrer eigenen Sprache erhielt. Die lange Gebirgskette, in welcher der Kerbetši, ein Nebenfluss des Amur, entspringt, sollte hinfort die Grenze bilden, so dass alles Land südlich von seiner Kammhöhe mit allen von da in den Amur fliessenden Wassern zum chinesischen Reiche gehörte. 26) Eine dritte russische Gesandtschaft unter Isbrants Ides ge- 26) Das Juljur-Gebirge der Karten. 27) S. Mailla, Geschichte des Chinesischen Reiches. Der Arzt Bell und der
Agent Lange berichten, der Kaiser habe der Gesandtschaft das Koto erlassen, der Ceremonienmeister aber dieselbe bei der Audienz dazu gezwungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="128"/><fw place="top" type="header">Die russischen Beziehungen. XVII.</fw><lb/> man einen Vertrag in fünf Artikeln, den ersten, welchen <placeName>China</placeName><lb/> überhaupt mit einer europäischen Macht geschlossen hat. Durch<lb/> den russischen Dolmetscher und die beiden Missionare lateinisch<lb/> redigirt, wurde er dann in das Russische und das Mandschu-Tar-<lb/> tarische übersetzt, so dass jede Partei ein lateinisches Exemplar<lb/> und eines in ihrer eigenen Sprache erhielt. Die lange Gebirgskette,<lb/> in welcher der <hi rendition="#k"><placeName>Kerbetši</placeName></hi>, ein Nebenfluss des <hi rendition="#k"><placeName>Amur</placeName></hi>, entspringt,<lb/> sollte hinfort die Grenze bilden, so dass alles Land südlich von<lb/> seiner Kammhöhe mit allen von da in den <hi rendition="#k"><placeName>Amur</placeName></hi> fliessenden Wassern<lb/> zum chinesischen Reiche gehörte. <note place="foot" n="26)">Das <placeName>Juljur-Gebirge</placeName> der Karten.</note></p><lb/> <p>Eine dritte russische Gesandtschaft unter <persName ref="http://d-nb.info/gnd/12495877X">Isbrants Ides</persName> ge-<lb/> langte nach dreijähriger Reise durch <placeName>Sibirien</placeName> im November 1693<lb/> nach <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi>. Der Gesandte gesteht »die gebräuchlichen Ceremonieen«<lb/> vollzogen zu haben, verrichtete also wohl das <hi rendition="#k">Ko-to</hi>, ebenso <persName ref="nognd">Leo<lb/> Ismailoff</persName>, der 1720 als Gesandter <persName ref=" http://d-nb.info/gnd/118592955">Peter des Grossen</persName> mit reichem<lb/> Gepränge in <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi> einzog. Er verstand sich zu dem von allen<lb/> Vasallen geleisteten dreimaligen Niederwerfen und neunmaligen<lb/> Kopfstossen unter der Bedingung, dass ein chinesischer Grosser<lb/> ersten Ranges dem Schreiben des Czaaren dieselbe Ehrfurcht er-<lb/> weise. <note place="foot" n="27)">S. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/137731345">Mailla</persName>, Geschichte des <placeName>Chinesischen Reiches</placeName>. Der Arzt <persName ref="nognd">Bell</persName> und der<lb/> Agent <persName ref="nognd">Lange</persName> berichten, der Kaiser habe der Gesandtschaft das Koto erlassen, der<lb/> Ceremonienmeister aber dieselbe bei der Audienz dazu gezwungen.</note> <persName ref="nognd">Ismailoff</persName> sollte die seit einiger Zeit aufgelösten Handels-<lb/> beziehungen mit <placeName>China</placeName> wieder herstellen und das Recht einer<lb/> stehenden Gesandtschaft in <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi> behaupten, erreichte jedoch keines<lb/> von beiden. Bei seiner Abreise im März 1721 blieb der Agent <persName ref="nognd">Lange</persName><lb/> in der Hauptstadt zurück, »pour travailler à loisir au règlement et<lb/> à l’établissement d’une correspondance aisée entre les deux empires.<lb/> Et quoique le ministère chinois s’opposât fortement à la résidence<lb/> dudit sieur agent en cette cour, sous prétexte qu’elle était contraire<lb/> aux constitutions fondamentales de l’empire, néanmoins le dit en-<lb/> voyé extraordinaire sut si bien prendre ses mésures, que le Bogda-<lb/> khan (l’empereur) y donna les mains malgré toutes les intrigues<lb/> contraires des ministères.« — <persName ref="nognd">Lange</persName> hielt sich, ohne irgend etwas<lb/> durchzusetzen, noch über ein Jahr in <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi>, wurde aber im Juli<lb/> 1722 zur Abreise gezwungen. Ein geheimer Handel muss trotz dem<lb/> Verbot des Himmelssohnes bestanden haben, denn man trug in<lb/><placeName>Russland</placeName> nur chinesische Seide.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0142]
Die russischen Beziehungen. XVII.
man einen Vertrag in fünf Artikeln, den ersten, welchen China
überhaupt mit einer europäischen Macht geschlossen hat. Durch
den russischen Dolmetscher und die beiden Missionare lateinisch
redigirt, wurde er dann in das Russische und das Mandschu-Tar-
tarische übersetzt, so dass jede Partei ein lateinisches Exemplar
und eines in ihrer eigenen Sprache erhielt. Die lange Gebirgskette,
in welcher der Kerbetši, ein Nebenfluss des Amur, entspringt,
sollte hinfort die Grenze bilden, so dass alles Land südlich von
seiner Kammhöhe mit allen von da in den Amur fliessenden Wassern
zum chinesischen Reiche gehörte. 26)
Eine dritte russische Gesandtschaft unter Isbrants Ides ge-
langte nach dreijähriger Reise durch Sibirien im November 1693
nach Pe-kiṅ. Der Gesandte gesteht »die gebräuchlichen Ceremonieen«
vollzogen zu haben, verrichtete also wohl das Ko-to, ebenso Leo
Ismailoff, der 1720 als Gesandter Peter des Grossen mit reichem
Gepränge in Pe-kiṅ einzog. Er verstand sich zu dem von allen
Vasallen geleisteten dreimaligen Niederwerfen und neunmaligen
Kopfstossen unter der Bedingung, dass ein chinesischer Grosser
ersten Ranges dem Schreiben des Czaaren dieselbe Ehrfurcht er-
weise. 27) Ismailoff sollte die seit einiger Zeit aufgelösten Handels-
beziehungen mit China wieder herstellen und das Recht einer
stehenden Gesandtschaft in Pe-kiṅ behaupten, erreichte jedoch keines
von beiden. Bei seiner Abreise im März 1721 blieb der Agent Lange
in der Hauptstadt zurück, »pour travailler à loisir au règlement et
à l’établissement d’une correspondance aisée entre les deux empires.
Et quoique le ministère chinois s’opposât fortement à la résidence
dudit sieur agent en cette cour, sous prétexte qu’elle était contraire
aux constitutions fondamentales de l’empire, néanmoins le dit en-
voyé extraordinaire sut si bien prendre ses mésures, que le Bogda-
khan (l’empereur) y donna les mains malgré toutes les intrigues
contraires des ministères.« — Lange hielt sich, ohne irgend etwas
durchzusetzen, noch über ein Jahr in Pe-kiṅ, wurde aber im Juli
1722 zur Abreise gezwungen. Ein geheimer Handel muss trotz dem
Verbot des Himmelssohnes bestanden haben, denn man trug in
Russland nur chinesische Seide.
26) Das Juljur-Gebirge der Karten.
27) S. Mailla, Geschichte des Chinesischen Reiches. Der Arzt Bell und der
Agent Lange berichten, der Kaiser habe der Gesandtschaft das Koto erlassen, der
Ceremonienmeister aber dieselbe bei der Audienz dazu gezwungen.
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